Problem von Anonym - 20 Jahre

Normal? Oder nicht?

Hallo,
ich habe ein Problem oder schon mehrere, vllt endet alles in einer Ursache. Erstmal finde ich sowas gut, dass man anonym hier Menschen fragen kann, die Ahnung von diesem Gebiet haben. Danke aufjedenfall dafür.
Mein Problem:
Ich weiß nicht genau wie ich es beschreiben soll, aber ich fühl mich in letzter Zeit sehr \"leer\"... z.B. studier ich mittlerweile, wusste schon seit dem ich 15 war, dass ich diesen Studiengang studieren will. Jetzt studiere ich seit 1 Semester und ich frage mich ernsthaft, ob ich diesen Studiengang weiter machen will, bzw. ob ich später mein ganzes Leben damit zutun haben will, obwohl ich es früher immer gerne getan habe. Obwohl ich mir den Studiengang genau so vorgestellt habe...
Früher hab ich gerne mit Freunden was gemacht, egal was, heutzutage ist das komplett anders. Ich hab gute Freunde, ich mag sie auch aber irgendwie hab ich... keine Ahnung wie ich das beschreiben soll, weil \"keine Lust\" falsch ist. Vllt mit Angst, was aber sinnlos ist... (auch wenn ich es dann trotzdem mache) ein weiteres Problem mit meinen Freunden ist, dass ich bei manchen anders bin, als bei anderen. Bei denen, die ich total gut kenne und schon sehr lange, bin ich meistens sehr zurückhaltend und die anderen die ich erst seit ~2 Jahren kenne und nicht so gut, die würden mich am liebsten gerne ausstellen. Ich weiß zur Zeit komplett nicht wohin und was ich tun soll. Mir kommt es manchmal vor, als ob ich 20 Jahre immer das Leben gelebt habe, was ich eigentlich nie wollte. Ich hab Angst, dass so etwas Depressionen sein könnten, weil ich kann öfter schlecht schlafen, wache Nachts oft auf, an manchen Tagen fühle ich mich miserabel und kann mich sehr schlecht konzentrieren. Ich denke das hat jeder, aber in der letzten Zeit häuft sich das. Was mir auch in letzter Zeit aufgefallen ist, ist dass ich so gut wie niemanden vertraue und wenn, dann nur wenn ich zu viel getrunken habe :/ . Ich habe noch nie irgendeiner Person gesagt bzw. gezeigt, wie ich mich wirklich fühle. Manche Sachen erzähle ich bestimmten Freunden, aber sehr sehr viele Sachen nicht. Ich hab noch nie eine Freundin gehabt, seh jetzt (meine Meinung) nicht scheiße aus (wobei dass nicht alles ist) oder so, nur wenn ich mich in eine Person \"verliebe\" dann tu ich nicht viel dafür. Ich schreibe mit ihr und denk dann einfach sie wird für mich auch irgendwann mal die gleichen Gefühle entgegen bringen. Warum ich nicht die Person anspreche, ob sie mit mir irgendwas unternimmt oder so? Ich hab keine Ahnung... kommt anscheinend die Angst wieder die ich in jedem teil meines Lebens habe... ich spreche nicht gerne darüber, niemand außer mir weiß von dieser Angst, geschweige dem von irgendwas anderem was ich hier geschrieben habe. Der Zeitraum über welchem sich das ganze jetzt erstreckt kann ich gar nicht sagen... teilweise über 1 Jahr. Um ein paar andere Sachen zu nennen (obwohl ich schon sehr viel geschrieben habe), so hab ich z.B. eine ziemlich große \"Versagens-Angst\" beim Sport zum Beispiel. Im Training bin ich ziemlich einer der Besten, nur wenn ich dann in einem Spiel (meinetwegen auch Freundschaftsspiel) verlier ich selbst gegen die schlechtesten aus unserem Verein. Wenn ich mal arbeite, dann frag ich 20 mal nach, ob ich das richtig mache oder nicht, ich bin sehr vorsichtig und gucke lieber zweimal drüber, weil ich Angst habe irgendwas falsch zu machen. Ich mache viel Kunst, bin aber nie zufrieden mit dem was ich mache und veränder es dann immer wieder bis ich zu dem Ergebnis gekommen bin, dass es vorher schöner aussah, ich aber nicht mehr zurück kann oder dass ich es einfach lösche...
Ich hab wirklich Angst davor, dass es Depressionen sind, ich hab zwar keine \"Selbstmord-Gedanken\" aber ich weiß nicht wie weit es von meinem Standpunkt aus ist. Wenn es sowas sein könnte, hätte ich noch das Problem wie ich damit umgehen sollte?! Ich wüsste nicht, wie ich meiner Mutter z.B. davon erzählen sollte oder ähnliches.

Ich hoffe einfach mal es gibt eine viel viel einfachere Erklärung für dies alles

Danke im Vorraus...

Marie Anwort von Marie

Lieber Unbekannter,

die Entscheidung, ob man das Studienfach wechseln möchte oder nicht, ist immer schwierig - ich denke, dass dir ein Gespräch in einer Studienberatungsstelle weiterhelfen könnte. Solche Beratungsstellen gibt es eigentlich an jeder Hochschule. Sie sind besonders auf solche Fragen spezialisiert und können dir die Entscheidung erleichtern.

Den anderen Problemen, die du geschildert hast, liegt eine Ursache zugrunde, die du auch schon selbst erkannt hast: Angst. Die Frage ist, woher diese Angst kommt. Ich vermute, dass du (unbewusst) den Anspruch an dich selbst hast, immer perfekt sein zu müssen, weil du dich selbst sonst nicht akzeptieren kannst und Angst hast, dass auch andere dich ablehnen, wenn sie an dir Schwächen erkennen - z.B., dass du einen Fehler bei der Arbeit machst oder deine Gefühle nach außen zeigst, denn das könnte von anderen als Schwäche gesehen werden. Du hast Angst, kein liebenswerter Mensch zu sein, wenn du nicht perfekt bist. Dieser Grundgedanke begleitet dich in jedem Bereich deines Lebens, auch wenn du ihn nicht immer bewusst wahrnimmst. Manchmal schleifen sich solche Gedankenmuster so stark ein, dass es sehr große Mühe kostet, sie wieder zu verändern. Das geht manchmal nicht ganz allein aus eigener Kraft. Dann braucht man jemanden, der sich damit auskennt und dir helfen kann, dein Denken und deine Meinung über dich selbst zu verändern. Manchmal helfen Beratungsgespräche, z.B. in einer sog. Psychosozialen Beratungsstelle (gibt es ebenfalls an jeder Hochschule), manchmal ist ein Psychotherapeut nötig. Schau mal hier: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html
Sicher fällt es am Anfang sehr schwer, offen mit jemandem über deine Gefühle zu reden - aber du kannst dir sicher sein, dass du bei einem solchen professionellen Helfer nicht abgelehnt oder für deine Gefühle kritisiert wirst.
Das Problem ist, dass solche Ängste normalerweise nicht von selbst verschwinden - sie begleiten einen u.U. das ganze Leben und weiten sich oft sogar noch aus, wenn man nichts dagegen tut, und dann ist es wirklich kein großer Schritt mehr bis zur Depression. Zu deiner Frage, ob du bereits an einer Depression leidest: Menschen mit Depressionen fühlen sich völlig antriebslos, niedergeschlagen und haben kein Interesse mehr an Dingen, die ihnen früher Freude bereitet haben, und das durchgängig über einen Zeitraum von mind. 2 Wochen. Trifft das auf dich zu? Wenn ja, solltest du ohnehin einen Psychotherapeuten aufsuchen, denn auch Depressionen können sich verschlimmern, wenn man nichts dagegen unternimmt.
Du kannst auch mal hier schauen: www.selbsthilfe-beratung.de

Ich wünsche dir alles Gute und dass du deine Ängste überwindest!
Liebe Grüße,
Marie