Problem von Lilly - 15 Jahre

kompliziert.

Hallo :)
erstmal ein großes lob,
es ist echt erleichternd, dass man (und damit meine ich gerade leute wie mich, die irgendwie nicht darauf stehen \"wirklich\" über seine probleme zu reden) sich an solche seiten wenden kann.

Mein Problem ist eigentlich eher so ein Patchwork aus kleineren und größeren Fehlern und Problemen -
ich hab probleme mit mir selbst, komme aus irgendeinem grund nicht mit mir klar...
ursprünglich war das nur diese fiese stimme in meinem kopf die mir ständig gesagt hat, dass ich schwach bin und meine ziele nicht erreichen werde,
(ich mache mir immer unglaublich viele sorgen um... naja eigentlich alles. zum beispiel bin ich schon als ich ziemlich klein war vegetarierin geworden weil ich einfach nichts essen konnte bei dem ich wusste dass es mal gelebt hat...)
und dann -wesentlich später- hab ich irgendwann angefangen mich hässlich zu fühlen (langweiliges und alltägliches problem, ich weiß. hat sicher was mit der pubertät zu tun... trotzdem ist es ein dummes gefühl, seinen BMI zu berechnen, gesagt zu bekommen, dass man untergewicht hat [ich bin 1,63 cm groß und wiege -inzwischen- knapp 48 kg] und dann verwirrt zum spiegel schaut, nur um da wieder fettpolster zu sehen)

ohje ich glaube an dieser stelle ist es zeit sich für die schachtelsätze zu entschuldigen...
irgendwie hab ichs nicht so drauf mich auszudrücken wie ich es will, wenn es mir wichtig wäre.
Tut mir leid.

also, weiter gehts-
irgendwie hab ichs dann auch noch geschafft am SVV hängen zu bleiben... (wobei ich dank meinem genialen freund seit ein paar wochen keine messer an mich rangelassen habe...)

ich frage mich öfters wie mir das eigentlich passieren konnte.
ich meine, ich hab ein tolles leben.
ich sollte das wissen, oder?
mir wird öfters gesagt dass ich hübsch bin und dass gerade ich nicht alle kcal zählen müsste...
außerdem habe ich einen echt traumhaften freund mit dem ich schon seit knapp einem jahr zusammen bin,
tolle freunde und einen klasse bruder mit dem ich mich auch nie streite.

eigentlich sollte ich glücklich sein.
ich sollte verdammt glücklich sein,
ich meine, ich muss -eigentlich- nicht hungern,
ich bin nicht irgendein indisches kind das zwangsverheiratet wird oder so...

und irgendwie macht es mich total fertig dass ich mich so fertig mache.
und verdammt es ist irgendwie alles zu kompliziert.

das einzige was ich öfter von leuten höre,
ist dass meine eltern mich ziemlich schlecht behandeln (sagt mein freund zB)
...eigentlich stimmt das auch nicht so richtig,
immerhin sind es beide ärzte, und haben den ganzen tag alle hände voll zu tun,
mir sollte es klar sein dass da eben keine zeit für mich bleibt und dass sie mich eben auch mal ignorieren-
aber das ist doch niemals der grund warum ich mit nichts klar komme?

ich glaube es ist nochmal zeit sich zu entschuldigen,
diesmal für die länge des textes und für die verwirrung die ich wahrscheinlich verursache... sorry.

dann wäre da noch dieser traum.
seit ich mich erinnern kann träume ich alle paar tage denselben,
kranken traum :
ich laufe (oder renne, je nachdem) barfuß durch einen krankenhausgang, die lichter sind aus und nur die lampe die direkt über mir ist, leuchtet.
das heißt, wenn ich weiter laufe erlischt die lampe hinter mir und die nächste die dann über mir ist geht an.
an den seiten des ganges sind -wie in jedem normalen krankenhaus- türen,
sie sind alle zugeschlossen,
aber ich kann eindeutig stimmen dahinter hören.
hinter der ersten zB irgendein geflüster, das ich nicht verstehe,
hinter der zweiten ein kind, das weint, und so weiter.
einfach banale sachen.
früher bin ich oft weinend aufgewacht -ich weiß auch nicht wieso, eigentlich ist der traum ya nicht wirklich schlimm- aber inzwischen weiß ich ja langsam was wann passiert...
ich weiß nicht genau was den traum so ... krank... macht,
vielleicht ist es einfach die tatsache dass ich ihn immer und immer wieder träume..

weiß auch nicht genau, was ich dagegen machen soll.

ähm... dann wäre da noch die tatsache dass ich irgendwie angst habe dass alles anders kommt als ich es plane (ich plane irgendwie alles...) ich würde unheimlich gerne medizin und psychologie studieren und in england eine praxis mit psychotherapeutischem schwerpunkt aufmachen (große ziele, ich weiß... aber ich strenge mich an.) und ich würde gerne für ein oder zwei jahre sozialen dienst als arzt in einem land wie afrika machen... (also kinder versorgen die eigenentlich kein geld für medizin etc haben)
ich habe furchtbare angst dass ich \"nutzlos\" sein könnte.
ich leide ein bisschen darunter dass ich mich im moment so fühle, weil ich nicht mehr machen kann als ich tue (hälfte des taschen/nebenjob-geldes spenden und eben vegetarisch essen...

ein weiteres problem ist, dass ich mich nicht traue irgendwem so wirklich zu sagen wenn es mir schlecht geht, weil ich angst habe dass wieder jemand auf die idee kommen könnte mich in eine therapie zu schicken, weil ich ab sommer (also für mich die elfte klasse) in neuseeland sein werde um mein englisch zu... verbessern oder eben zu perfektionieren, wenn man das als nicht- muttersprachler so sagen darf.

wahrscheinlich könnte ich jetzt noch fünfzig weitere sachen auflisten und den längsten post der geschichte von KuKa schreiben,
aber ich glaube ich lasse es.


Ganz liebe grüße und vielen dank für die endlose geduld die es wohl gekostet hat das alles zu lesen.
Lilly.

Liane Anwort von Liane

Hallo Lilly,

ich finde es Klasse, dass du dich mit deinen Problemen an uns gewandt hasst.
Wichtig ist, dass du lernst deine eigenen Erfolge zu erkennen. Ich glaube, du machst dir selbst einen mächtigen Druck. Wenn ich mal ganz ehrlich sein soll, ging es mir ganz lange genauso. Ich habe mein Leben bis auf die letzte Minute durchgeplant, war schon bei 10 Jahre im Voraus. Und dann kam etwas Ungeplantes und meine ganze Zukunft ist für mich zusammen gebrochen und im selben Moment empfand ich mein Leben als nicht mehr Lebenswert. Du solltest dir erst mal nur Ziele in der nahen Zukunft oder dir auch jeweils eine Alternative suchen. Mit deinem Essverhalten und dem, was du im Spiegel siehst, bewegst du dich sehr nahe an einer Magersucht. Du musst unbedingt den Druck bei dir rausbekommen, ansonsten wird sehr schwierig werden, deine Ziele zu erreichen. Du kannst nur mit einem leistungsfähigen Körper Arbeit und Leistung erbringen. Wenn du dich selbst nicht leiden kannst, wie willst du denn da anderen Menschen helfen? Immerhin kann ja nur so viel Kraft weitergeben, wie du hast.
Dein Traum den du immer hast, könnte dieser nicht damit zusammenhängen, dass du dich von deinen Eltern doch etwas vernachlässigt fühlst. Ich finde ja, dass ein riesiges Verständnis für deine Eltern aufbringst. Aber du solltest trotzdem darauf aufmerksam machen, dass es dich auch noch gibt und du auch Zeit mit deinen Eltern verbringen möchtest.

Des Weiteren wäre es wichtig, dass du an dich denkst, dir in regelmäßigen Abständen selber was gönnst, einfach nur, weil es dich gibt und weil du dir selbst etwas Wert bist. Du denkst sehr viel an die anderen Menschen, aber du darfst nie dich vergessen. Dadurch gibst du dir selbst das Gefühl der das du wichtig bist. Gehe doch einfach mal so mit deinem Freund essen, kaufe dir ein neues Kleidungsstück usw.

Dass du dich nicht traust, irgendwem zu sagen dass es dir schlecht geht solltest du versuchen zu ändern. Es ist immer das Beste zu zeigen, dass es einem nicht so gut geht. Ich würde dir dringend raten, dich mal ganz in Ruhe mit deinen Eltern hinzusetzen und ihnen über deine Probleme zu reden. Am besten ist es, wenn du dir dazu eine Liste machst. Trotzdem bin ich der Meinung du solltest eine Therapie in Angriff nehmen und vielleicht ein bei einem Alltagscoach mitmachen. Die Therapie wäre sehr wichtig, damit du nicht ganz in die Magersucht abrutscht, diese kannst du ja diese auch ambulant machen. Dort kannst du verschiedene Methoden lernen, dich selbst zu schätzen und deine Zukunftsplanung realistisch in Angriff zu nehmen. Es wäre doch schlimm, wenn du z.B. in Neuseeland einen Zusammenbruch bekommen würdest, weit weg von deinen Eltern und deinem Freund. Es gibt ja auch die Möglichkeit, die Therapie für diese Zeit zu unterbrechen.
Und was noch ganz wichtig ist, kein Mensch ist nutzlos.

Ich wünsche dir viel Erfolg.

Liebe Grüße
Liane