Problem von Anonym - 20 Jahre

meine Ma ist überfordert

Hallo liebes Kummerkasten Team!
Ich bin schon seit Ewigkeiten ziemlich unglücklich Zuhause.
Vorab ein paar wichtige Infos zu meiner Situation:
ich wohne mit meiner Schwester (12) bei meiner Mutter, meine Eltern sind seit 10 Jahren geschieden, zu meinem Vater habe ich keinen Kontakt und wir werden nicht von ihm unterstüzt, weder finanziell noch sonst irgendwie. ich habe noch einen Bruder (17) der bei meinem vater wohnt, auch mit ihm haben wir kaum Kontakt.
naja mein eigentliches Problem:
jeden tag das selbe - ich war 10 stunden arbeiten (ausbildung zur buchbinderin), komme nach hause, bin total fertig und hab hunger, nichts zu essen gekocht, nichtmal was da was ich mir schnell fertig machen könnte, die wohnung sieht aus wie sau, die wäsche ist nicht gemacht, kein geschirr mehr im schrank und es türmt sich im waschbecken, meine übergewichtige(!) schwester sitzt vorm pc und spielt ihr online rollenspiel (meiner meinung nach ist sie süchtig, interessiert aber auch niemanden), meine Mutter liegt im Bett und schläft.
jeden tag! Das ist meiner Meinung nach nicht normal. ich fühl mich oft so als wenn ich gar keine mutter hätte, wir haben eigentlich gar keine wirkliche beziehung zueinander. das ist eher ne wohngemeinschaft hier.
ich hab das gefühl dass sie überfordert ist, dabei arbeitet sie nur 6 std am tag
und am wochenende ein paar stunden auf 400 euro basis. andere alleinerziehende gehen 8 stunden am tag arbeiten und schaffen es trotzdem den haushalt zu machen, essen zu kochen, und einfach für ihre kinder da zu sein (hab genug freunde mit ähnlicher situation). wenn ich ein problem hab und mit ihr darüber rede gibt sie mir ständig das gefühl dass ich selbst schuld dran bin. ich fühl mich auch oft überflüssig.
wenn ich sie darauf anspreche macht sie mir nur vorwürfe, ich würde ja nichts machen usw. dabei koche ich zB ziemlich oft. also kann man schonmal nicht sagen ich würde nichts tun. und wenn ich mal abwasche weils echt nicht mehr geht und wir einfach kein geschirr mehr im schrank haben habe ich das gefühl ich würde den anderen hinterher räumen.
und wie soll man auch aktiv im haushalt sein wenn mans nicht vorgelebt bekommt? außerdem bin ich echt platt wenn ich von der arbeit komme und mit der ausbildung an sich auch ziemlich überfordert. ich verdiene ziemlich wenig (300 euro ca.) und muss komplett für mich selbst sorgen, schulden bei meiner tanten für führerschein abbezahlen, versicherungen, bahnticket, oft auch was zu essen weil wir oft nix da haben, usw.... da belibt nicht viel über.
ich hab meiner mutter auch schon öfters vorgeschlagen nen haushaltsplan zu machen (und vor allem meine schwester mit einzubeziehen, die echt keinen finger rührt), aber meine schwester fängt dann ständig an zu heulen und zu zicken und meine ma scheint auch nicht so begesiert davon zu sein. also wirds am ende nie was. obwohls meiner meinung nach en gute lösung wäre.
ich weiß echt nicht was ich machen soll :( am liebsten würde ich ausziehen, aber das kann ich mir garnicht leisten :(
habt ihr irgendwelche lösungsvorschläge?
schonmal danke vorab

Sandra Anwort von Sandra

Hallo du,

deine Situation hört sich wirklich nicht gerade sehr positiv an. Dass du dich alleine gelassen fühlst und überfordert ist verständlich. Schließlich hast du eine Ausbildung zu absolvieren, eine Schwester und eine Mutter die sich beide mehr kümmern könnten.

Ich denke, du hast mit deinem Titel schon den Nagel auf den Kopf getroffen. Deine Mutter ist schlichtweg überfordert. Sie geht arbeiten, hat zwei Kinder von denen sich das eine um nichts kümmert und keinen Partner an der Seite der ihr helfen könnte. Daher solltest du ihr keine Vorwürfe machen. Es ist schon ein guter Anfang, dass du auch kochst und einkaufen gehst, das nimmt deiner Mutter viel Arbeit ab und das solltest du auch, schließlich bist du auch kein Kind mehr. Und dennoch: die ganze Arbeit sollte nicht allein an dir hängen bleiben, ebenso finde ich es nicht richtig, dass du von deinem wenigen Geld Essen einkaufen gehst. Mal ist das in Ordnung, aber nicht ständig.

Ich finde die Idee mit dem Haushaltsplan unglaublich gut, auch wenn du es schon probiert hast und nichts dabei rausgekommen ist. Nimm es doch selber in die Hand, ohne groß mit den anderen darüber zu diskutieren. Schreibe eine Liste wer wann einkaufen geht, wer wann das Bad putzt, kocht, Wäsche macht usw. Da du weißt, wie deine Mutter arbeitet und wann deine Schwester zu Schule muss, kannst du auf eigene Faust einen guten Plan erstellen. Dann stellst du deine Familienmitglieder vor vollendete Tatsachen. Sag nocheinmal klipp und klar, dass du einfach zu überfordert bist, dass du nicht Herrin des Hauses bist und dass du möchtest, dass sich alle an den Plan halten.

Dann würde ich auch noch mit deiner Mutter wegen deinem Geld reden. Viele Eltern verlangen ja etwas Miete, wenn die Kinder noch unter dem Dach leben, aber schon Geld verdienen. Wenn das schon der Fall ist, solltest du nicht auch noch Essen extra bezahlen müssen. Wenn ihr das noch nicht macht, könntet ihr euch über eine Summe einigen, die dann deiner Mutter als "Miete" zusteht. Vielleicht fragst du sie auch mal, ob ihr beide (eure Schwester da mal ausgenommen) nicht ein Fach vereinbaren könnt, wo zb 20 Euro liegen, die dann für spontane Lebensmitteleinkäufe genutzt werden. Ich denke soviel Vertrauen habt ihr gegenseitig.

Wenn du wirklich ausziehen willst, hast du dann schon einmal über eine WG nachgedacht? In 3er WGs bekommt mach oft schon ein "all inclusive"-Paket für um die 200 Euro. Je mehr Menschen zusammen leben, desto preiswerter wird es dann auch. In einer WG bist du zwar auch für dich selber verantwortlich, aber eben NUR für dich selber. Das ist ein recht angenehmes Wohnen, wo man sehr selbstständig sein kann und doch nie richtig alleine ist. Vielleicht wäre das ja etwas für dich?

Anosnsten bleibt mir nur zu sagen, dass du in einem klärenden Gespräch nochmal alles ansprechen solltest was dich stört, vor deiner Schwester und deiner Mutter. Dass es so nicht weitergeht. Und auch wenn du es dann doch nicht vorhast kannst du ja mal damit "drohen", dass du ansonsten ausziehst. Wer weiß wie die beiden reagieren?

Ich hoffe jedenfalls, dass sich etwas ändert und ihr in Zukunft alle drei gut unter einem Dach zusammenleben könnt!

Liebe Grüße

Sandra