Problem von Meike - 12 Jahre

Wie umarme ich einen Kaktus?

Libe KuKateam,
ich glaube meine Familie ist ohne mich besser dran.
Wo soll ich anfangen...
Also letztes jahr wurde mein Opa ins Krankenhaus eingeliefert.Er hatte Nierenversagen und als Folge eine Blutvergiftung.Doch da er in Bayern und wir in Berlin wohnen war das mit der Planung sehr schwer.Wir holten ihn zu uns ...
doch da ich das ganze Krankenhausfiling nicht leiden kann habe ich in nicht oft besucht.. auch bin ich wenn meine Mutter nach Hause kam und wir dann das abendprogramm gesehne haben nicht mehr runter weil ich glaubte meiner Mutter ist es egal ob ich da sitze oder unten bin .. oder eher das ich ihr egal bin..
Meine geschwister(15,16) meinten mir ist Mama scheiß egal genauso wie mein großvater ...
Ich war an allem Schuld...
Da ich auch in der Pubertät dertzeit bin bin ich schnell auf 180 ..
es gab häufig streit aber ich wurde nie nach meinen gründen gefragt...
wenn ich wütend nach oben gegangen bin ist nie jemand hoch zu mir und hat mich gefragt was los ist .. ich saß da oben und hatte niemanden .. ich war so allein ...
Jetzt ist neujahr mein opa an krebs gestorben...erst dachte ich die trauer hat uns zusammengeschweizt,aber da hatte ich wohl nicht recht ...
Nun meine Schwester lehrnt sehr viel in ihrem zimmer und mein bruder sitzt dauernt am computer .. doch wenn ich aufräumen helfe ist meine schwester besser weil sie ja nur lernt und wenn ich das ganze wochenende nur büffele bin ich ja nicht gut weil ich ja nur oben in meinem zimmer war ... nie bin ich gut genug .. oder wenn ich eine 3 schreibe ist es nicht gut aber bei meiner schwester sind ja immer nur die scheißlehrer schuld .. das finde ich nicht fair ..
wenn ich krank bin meint mein bruder ich tue nur so und wenn ich mal für 5 minuten an den computer gehe um meine mails zu checken bin ich süchtig ...
ich habe das gefühl ich bin das 5 rad am wagen ... oder ich tue alles für meinen bruder damit er mich mal nicht anmotzt aber denoch habe ich ürgendwie scheiße gebaut ...
ich glaube ich bin meiner mutter nicht gut genug und sie kann mich nicht mehr leiden ..
was soll ich tun???

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Meike,

Du hast vollkommen recht: Du bist in der Pubertät.
Und dazu habe ich letzte Woche ein Buch gesehen. Jetzt, nachdem ich Deine Zeilen gelesen habe, werde ich es mir kaufen!
Denn da heißt es im Titel: ... "wie umarme ich einen Kaktus?"

Was ich Dir damit sagen will?

Du bist nicht allein mit dem, was Du gerade fühlst!

Du bist in einer Phase, in der Du selbst mit Dir genug um die Ohren hast, als dass jemand von Dir erwarten darf, dass Du Dich auch noch in die Gefühlswelt z.B. Deiner Eltern hineinversetzen könntest.

Deine Eltern sind dieser Zeit solange entwachsen, dass sie absolut keine Chance haben, sich in Dich wirklich hineinversetzen zu können.

Für sie bist Du so unnahbar wie dieser Kaktus aus dem Buchtitel.

Sie lieben Dich ganz ohne Frage.

Aber Du gibst ihnen bei Deinen Stimmungsschwankungen keine Chance, Dich wirklich im für Dich richtigen Augenblick mit ihrer Liebe zu umarmen!

Da iss nix mit "fünftem Rad am Wagen"!

Da ist blanke Hilflosigkeit!

Deine Eltern wissen nicht, wie sie sich Dir noch nähern dürfen, ohne dass Du Dich eingeengt fühlen würdest.

Ihnen bleibt eigentlich nichts anderes, als darauf zu warten, bis DU auf sie zugehst und ihnen dadurch zeigst, dass Du ihre Liebe noch brauchst!

Glaube mir! Ich habe Jahre lang darauf gewartet, bis meine Söhne mich einmal wieder umarmt haben.
Erst da wußte ich, dass ihnen meine Umarmung nicht mehr "peinlich" ist!

Bis dahin wurde mancher Streit ausgetragen!

Aber niemals hat das unsere Liebe für unsere Kinder irgendwie berührt.

Deinen Eltern geht es mit Dir nicht anders!

Das ist sicher!

Mit Deinen Geschwistern wirst Du auf eine andere Art und Weise klar kommen müssen.

Bitte glaube mir: ich mache mich nicht lustig über Dich!

Aber ich schmunzele dabei, wenn ich Dir schreibe:

Lieber Kaktus,

mache es Deinen Eltern ein wenig leichter, Dich von ganzem Herzen zu umarmen.

Sie wünschen es sich so sehr, Dir schmerzfrei ihre Liebe zeigen zu dürfen.

Von ganzem Herzen,

Bernd