Problem von Florian - 16 Jahre

Ich will meinen besten Kumpel zurück!

Hallo, liebes Kummerkasten-Team!
Ich find es echt toll, dass ihr euch um die Sorgen anderer Leute kümmert.
Ich hab da ein Problem mit meinem besten Freund, besser gesagt mit meinem exbesten Freund. Ich weiß nicht wie und warum es geschehen konnte, dass wir uns so auseinander gelebt haben. Bis zur 7. Klasse waren wir die besten Freunde, dann fing es damit an, dass er sich nicht mehr mit mir treffen wollte(privat Zuhause) und in der Schule begannen wir uns ohne ersichtlichen Grund öfters zu streiten. Nach einer Woche vertrugen wir uns dann meist wieder und waren wieder die besten Freunde.So ging es im Wechsel ,ein Jahr lang. Irgendwann dauerte es immer länger bis wir uns wieder verziehen hatten und wir waren danach auch nicht mehr die dicksten Freunde. Über die Sommerferien hatten wir keinen Kontackt mehr und danach in der Schule suchte er sich einen neuen Banknachbarn und er sprach auch kaum mit mir. Alle meine Versuche ihn zu fragen,warum er so abweisend zu mir ist, wurden nie beantwortet und er hat mich stattdessen nur beschimpft:
\"...du Schwuchtel, zieh Leine...\"; \"...ich hasse dich...\";\"laber nich dumm rum\";\"...geh und fick deine Schlampe...\". So kannte ich ihn gar nicht, er war immer der netteste und höflichste Mensch der Welt. Dass er so grausam zu seinem besten Freund ist, war verletzender als als tausend Messerstiche. Manchmal war ich den Tränen nahe ,das sah er mir auch an und seine Augen wurden auch ganz feucht. Manchmal sah ich wie er sich eine Träne aus dem Auge wischte. Ich habe dass gefühl er will mir nicht weh tun aber er muss aus irgendeinem Grund, vorallem wenn jemand anderes dabei ist. In unserer Clique sind wir als Todfeinde, durch unsere dramatichen Wortgefechte, bekannt geworden. Ich finde sein jetziger bester Freund, dem er kaum von der Seite weicht, ist ein Arschl...., ein Egoist ,ein Ausnutzer,nicht der Schlauste aber tut so und ein Schlechter Umgang für ihn. Er tut mir leid(beide). Ich bin trotzdem eifersüchtig auf ihre Freundschaft. Wenn ich neuerdings mit ihm mal alleine bin ist er relativ nett zu mir. Wir unterhalten uns über belanglose Sachen und er stammelt so vor sich hin. Irgendwie kommt es dann immer dazu , dass sich unsere Hände berühren und wenn jemand kommt ziehen wir sie erschrocken zurück.Es ist so ein schönes Gefühl seine Wärme zu spüren. Einmal habe ich mich nahe vor ihn gestellt. Als er fragte, ob ich ihn küssen wolle, sagte ich überrascht:\"Nein, ich bin doch nicht schwul!\" Er ging danach,ohne ein Wort zu verlieren weg. Die jetzige Lage sieht so aus:Er geht mir aus dem weg und ist nur nett zu mir, wenn wir alleine sind. Ich glaube/hoffe, dass er schwul ist und es nur nicht zeigen oder sich eingestehen will. Ich hoffe es, weil ich vieleicht mehr als nur Freundschaft in den letzten Jahre für ihn empfunden habe. Ich bin Bisexuell (weis er nicht) und ich hatte auch schon eine Freundin aber er hatte noch nie eine. Vielleicht hat ihn das ja abgeschreckt oder verärgert,weil er in mich verliebt ist. Oder sein konservativer Vater hegt Antipatien gegen Homosexuelle und er will keine Schande über seine Familie bringen.
Warum tut er dass nur? Ich mag ihn sehr und hab immer versucht unsere Freundschaft zu retten. Soll ich ihm von meiner Bisexuallität erzählen aber was ist wenn er doch nicht schwul ist? Hatt unsere Freundschaft noch Chancen? Ich könnte ihm verzeien. Oder soll ich ihn vergessen, wenn das irgendwie geht? Hilfe!!! Ich bin verzweifelt! Ich bitte um einen klugen Rat.
Danke!

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Florian,

manchmal ist es so einfach, klug zu schreiben (wie Du es von uns erwartest). Und doch so schwer für Euch, den Rat auch anzunehmen und umzusetzen.

Es ist meine feste Überzeugung, dass wir als Menschen uns meist durch die eigenen Vorurteile und Vorbehalte selbst im Weg stehen.

Du schreibst: "Einmal habe ich mich nahe vor ihn gestellt. Als er fragte, ob ich ihn küssen wolle, sagte ich überrascht:\"Nein, ich bin doch nicht schwul!\"

Was hat Dich da überrascht?

Warum mußtest Du eine so vorurteilsbeladene Antwort geben?

Meine Meinung: weil Du in der Situation Angst vor den möglichen Vorurteilen oder Vorbehalten des Restes der Welt hattest!

Das hat Dich sogar davon abgehalten, ihm an seiner eigentlichen Frage vorbei zu antworten: ich habe Dich gern zum Freund!

In der Liebe und in der Freundschaft geht es immer auch um Feingefühl im Umgang miteinander.

Du hast Dich durch seine Wortattacken verletzt gefühlt!
Du lässt in Deiner Antwort auf seine Frage keine Möglichkeit zu einem weiteren Gespräch zu!

Warum in aller Welt gehst Du nicht bei eurem nächsten Treffen auf ihn zu und sagst ganz einfach: "ich habe Dich gern zum Freund!"

Wie ihr beiden das Gespräch danach fortführen werdet, weiß ich nicht.
Vielleicht weiß es am Ende keiner von Euch beiden.

Denn in welcher Richtung jeder von Euch sich bis zum Ende Eurer Pubertät endgültig entwickeln wird, kann und muß niemand heute schon wissen.

Doch eines sollte Dir und deinem Freund klar werden:

eine wertvolle Freundschaft sollte niemand einem Vorurteil opfern!


Bernd