Problem von Anonym - 21 Jahre

Problem mit meiner Mutter

Liebes Team,

meine Mutter hat Depressionen und Fibromyalgie, d.h. sie hat jeden Tag Schmerzen in den Gelenken und Muskeln.

Ich habe Sie mittlerweile so weit gebracht, dass sie zu einem Psychologen geht und bald wahrscheinlich auch in eine Reha Klinik.

Im Moment lebe ich zu Hause, was sich aber wohl in 6 Monaten ändern wird, da ich zum Studium ausziehen will und wohl auch muss (wegen räumlicher Entfernung)

Im Moment ist es so, dass meine Mutter jeden Tag über ihre Schmerzen klagt. Ich weiß, dass sie Schmerzen hat, aber ich kann ihre Klagen darüber nicht mehr hören. ich kann sie nicht wegmachen und meiner Mutter auch nicht helfen. Wenn sie mir das also jeden Tag, alle paar Stunden erzählt, kann ich auch nichts tun. Ich weiß auch nicht was ich ihr darauf sagen soll. Mich nervt es echt dass sie das immer sagt und einem auch nonverbal zu verstehen gibt.

Dann fragt sie mich immer ob ich ihre Arbeit übernehmen kann (mit dem Hund rausgehen, einkaufen..) das mache ich dann auch mal, aber sie fragt dann echt jeden Tag und ich habe das Gefühl, sie wälzt das alles auf mir ab.
Wenn ich nicht mehr da bin muss sie es auch machen und die Ärzte sagen auch, dass man sich aktiv halten muss und auch gegen die Depressionen ist es gut mal rauszugehen und sich nicht im Haus abzuschotten.

Sie sitzt sowieso nur noch den ganzen Tag vor dem PC oder TV.

Ich kann ihr ja ihre Anliegen nicht abschlagen, denn dann habe ich das Gefühl sie im Stich zu lassen, egoistisch zu sein..etc. und das gibt sie mir dann auch zu verstehen, dass ich so wäre.

Das ist sozusagen mein erstes Problem: Wie soll ich mit ihrer Ständigen Schmerzpräsenz umgehen und auch damit, dass ich nun all ihre Arbeit machen soll?

Dann: Ich will und werde eben zum Studium wegziehen müssen. Dass ist für meine Mutter wirklich Schlimm. Dass geht über den normalen Abnablungsschmerz hinaus.
Sie sagt, ich sei der Mensch den sie am meisten liebt und der würde sie nun im Stich lassen, sie sagt ich sei egoistisch und würde meine Familie damit kaputt machen. Sie sagt, unser Verhältnis würde durch die Distanz kaputt gehen und dass sie nicht ohne mich leben kann.

Ich will ihr nciht weh tun, aber ich muss auch meinen Weg gehen und ich spüre es in mir, dass ich von daheim weg muss, ich habe jetzt schon das Gefühl, dass sie mich zu sehr braucht, ich bin irgendwie in eine Rolle für sie gerutscht die ich nicht halten kann.
Ich möchte mein eigenes Leben auch aufbauen, so wie meine Freunde. Unabhängiger werden und nicht immer bemuttert.

Wie kann ich ihr das klarmachen? Ich habe ihr das schon so oft gesagt. und wiederum plagt mich das schlechte Gewissen, wenn ich weggehen, dass ich sie im Stich lasse und sie noch mehr depressiv wird.

Ich würde mich über eure Hilfe freuen!

Anwort von Karin

Lieber Unbekannter,

es tut mir sehr leid für dich, dass deine Mutter an Fibromyalgie erkrankt ist!

Außerdem finde ich es absolut bemerkenswert, wie du dich für sie einsetzt. Scheinbar hätte sie sich ohne deine Hife nie wirklich professionell behandeln lassen und jetzt wird sie zu einem Psychologen gehen und in eine Reha Klinik. Das hast du wirklich gut hinbekommen!

Anscheinend unterstützt du sie auch sehr stark im Haushalt. Ich kann dein Dilemma gut verstehen. Du willst ihr helfen, aber auch dein eigenes Leben führen. Du willst ihre Schmerzen ernst genug nehmen, hast aber manchmal das Gefühl ausgenutzt zu werden? Du würdest ihre Schmerzen gerne auslöschen, kannst es aber nicht! Das muss wirklich schlimm für dich sein.

Sicherlich ist es für sie sehr wichtig, dass ihre Erkrankung und die damit verbundenen Symptome ernst genommen werden. Jedoch bist du nicht verpflichtet ein Leben lang bei ihr zu wohnen und sie zu unterstützen und zu pflegen.

Es ist wirklich dein gutes Recht, dein Studium in weiterer Entfernung aufzunehmen und dich auch mit Freunden zu treffen. Für mich scheint es wirklich so, als würde sie dich mit der Krankheit an sich binden wollen.

Es ist auch völlig verständlich, dass dich das schlechte Gewissen daher plagt. Immer wieder fragst du dich, ob du ihr gegenüber unfair bist und sie tatsächlich im Stich lässt. Aber ich glaube nicht, dass du das tust. Du hast dich sogar darum gekümmert, dass sie eine Therapie macht, um ihre Depressionen in den Griff zu bekommen und in Reha geht!

Daher würde ich dir empfehlen, deinen Weg zu gehen. Kümmer dich ruhig weiter um sie, soweit es dir eben möglich ist und setze klare Grenzen! Ich habe die große Hoffnung, dass deine Mutter nach der Therapie und der Reha wieder mehr für sich selbst sorgen kann und dich somit auch leichter loslassen kann.

Du hast ein Recht auf dein eigenes Leben und würdest deine Mutter ja auch nicht einfach im Stich lassen! Ich glaube, dass du die Situation selbst recht gut einschätzen kannst!

Viel Glück bei deinem Studium und gute Besserung für deine Mutter!
Grüße,
Karin