Problem von Anonym - 16 Jahre

Die Freundin meines Vaters

Hallo,
vielleicht erstmal kurz zu mir: Ich bin 16 Jahre alt, meine Eltern sind geschieden und ich bin Einzelkind. Noch dazu bin ich ein totales \"Papakind\", weil ich seit der Scheidung meiner Eltern vor 5 Jahren fast ausschließlich bei meinem Vater lebe. Aber auch schon vor der Scheidung waren mein Vater und ich immer ein Team.
Meine Mutter ist beruflich viel unterwegs und ich sehe sie einmal im Monat, aber eigtl. habe ich auch eine gute Beziehung zu ihr.

Nun zu meinem Problem: Seit 1 1/2 Jahren Jahren hat mein Vater eine Freundin (nennen wir sie mal Heidi). Ich hatte anfangs schon ganz schöne Schwierigkeiten, mich an sie zu gewöhnen. Aber sie hat es mir auch nicht leicht gemacht. Sie hat die enge Beziehung, die ich zu meinem Vater habe, immer als Bedrohung empfunden und mich nie vollständig akzeptiert.
Heidi selbst hat keine Kinder, mehr noch, sie kann auf natürlichem Weg keine bekommen. Ihr Kinderwunsch aber jedoch so massiv, dass sie nicht mal keine Kinder auf der Straße angucken konnte.
Mein Vater (übrigens 16 Jahre älter als sie) hat versucht sie daran zu unterstützen, dass sie ein Kind adoptiert.
Dagegen hatte ich auch nichts, denn ich dachte, dann ist sie nicht mehr so unglücklich. und außerdem würde sie dann ein KInd mitbringen und mein Vater eins. Ich hatte das Gefühl, dass die Waage dann ausgeglichen wäre.

Aber im Laufe der Zeit verlief das Adoptionsthema im Sand. Und sie und ich kamen immernoch nicht wirklich gut miteinander klar.

Vor 3 Wochen kam nun der Oberhammer: Mein Vater teile mir mit, Heidi sei im 4. Monat schwanger!!! Ich fragte, wie das sein könne und er sagte, sie hatten eine künstliche Befruchtung machen lassen.
Ich war fix und fertig bzw. bin es immer noch. Wie kaann mein Vater mit das antun???? 4 Monate mich zu belügen. Ich fühl mich so hintergangen. Ich bin Einzelkind und Papas Ein und Alles und das will ich auch bleiben!! Ich weiß es klingt total egoistisch, aber das fühle ich nunmal.
Mein Hass auf seine Freundin steigert sich von Tag zu Tag, wenn sie bei uns im Wohnzimmer sitzt und Babybücher liest. Kann sie denn gar nicht verstehen wie ich mich fühle?
Mit meinem Vater kann ich reden, er hört mir auch zu und sagt, dass er mich immer lieb haben wird. Ich glaube ihm das auch, aber es tut trotzdem so weh, hintergangen zu werden von dem Menschen, den ich am meisten lieb hab. Aber reden hilft nur begrenzt weiter, es änder ja die Situation nicht.
Und es tut nochmehr weh,wenn Heidi die ganze Zeit so Sachen sagt wie \"Jetzt wirst du richtig Papa\" was soll denn das heißen??? bin ich etwa kein \"richtiges\" Kind???
Mein Verdacht bestätigt sich langsam: Heidi mag mich nur, weil sie genau weiß, dass wenn sie mich nicht mögen würde, mein Vater nie im Leben mit ihr zusammen sein würde. (Hat er mal gesagt)

das Schlimmste ist, das ich gestern erfahren hab, dass das Baby ein Mädchen wird. Ich weiß nicht, ob jemand versteht wie \"ersetzt\" ich mich fühle. Wie eine Altlast aus Papas erster Ehe mit meiner Mutter.

Ich halt das zu Hause einfach nicht mehr aus, ich bin total überfordert. Aber wo soll ich denn hingehen? Meine Mutter ist nie da und ein anderes zu Hause als das bei meinem Vater habe ich nicht. Und das empfinde ich als gefährdet. Meine Position als Papas einzige Tochter, als (wie er immer SAGTE) sein \"Ein und Alles\".
Ich fühl mich so hilflos und ich bin so unendlich enttäuscht von meinem Vater. Und ich weiß nicht, wie ich Heidi begegnen soll. Am liebsten würde ich ihr nämlich eine Bratpfanne über ziehen, wenn sie wieder sagt, ich soll nicht so einen Aufstand machen.

Was soll ich nur tun????

Alessa Anwort von Alessa

Liebe Unbekannte,

erst einmal schön, dass du dich an uns gewandt und dir die Zeit dazu genommen hast, deine Gedanken und Gefühle zu dieser schwierigen Situation aufzuschreiben.

Ich kann dich in deiner Lage durchaus verstehen: dein Vater hat nach der Trennung von deiner Mutter eine neue Freundin, was allgemein schon sehr schwierig ist für dich zu akzeptieren und jetzt bekommt diese Freundin, Heidi, auch noch ein Kind zusammen mit deinem Vater. Das löst in dir Angst und Eifersucht davor aus, dass dein Vater dich nun nicht mehr "über alles" lieben könnte, und Ärger darübe, dass Heidi sich zunehmend in den Vordergrund drängt.
Wie gesagt, deine Ängste und dein Ärger sind vollkommen verständlich. Hinzu kommt auch noch, dass dein Vater dich nicht direkt darüber informiert hat.

Meine Ratschläge an sich sind erstmal die folgenden:
sei dir ganz gewiss darüber, dass du immer noch die aufrichtig und vollkommen geliebte Tochter deines Vaters bist! Und daran ändert auch ein zweites Kind auf keinen Fall etwas. Das generell gute Verhältnis zwischen deinem Vater und dir zeugt schließlich auch für diese tiefe und feste Verbundenheit zwischen euch. Sei unbesorgt, das kann niemand anderes zerstören!
Natürlich bist du verletzt, weil dein Vater dir nicht sofort die Wahrheit darüber gesagt hat, dass Heidi nun noch ein Kind bekommt. Aber meinst du nicht, dass das vielleicht auch verschiedene Ursachen gehabt haben könnte? Vielleicht waren sie sich nicht sicher, ob es klappen würde und haben es selbst erst später herausgefunden? Oder wenn es sowieso nicht geklappt hätte, dann hätte man das Thema gar nicht erst zu deiner "Beunruhigung" ansprechen müssen.

Ich denke es ist ganz wichtig, dass ihr alle mal miteinander redet. Zunächst einmal du mit deinem Vater. Es ist sehr wichtig, dass du ihm von deinen Ängsten und Sorgen berichtest, dass du Angst davor hast, er könnte dich vielleicht nicht mehr so lieben wie vorher.
Mache ihm auch klar, dass du mittlerweile kein kleines Kind mehr bist, sondern dass er offen und ehrlich mit dir sprechen kann und du auch ein recht darauf hast, über so essentielle Dinge wie die FAmilienplanung bescheid zu wissen.
Sprich auch mit ihm über dein Verhältnis zu Heidi und versucht diese später auch mit einzubeziehen.
Es ist für dich in deiner Situation natürlich keineswegs einfach, eine neue Freundin zu akzeptieren, aber genau so ist es mit Sicherheit auch für Heidi schwierig mit der Tochter ihres neuen Lebensgefährten umzugehen. Ein paar Worte in gemeinsamer Runde gesprochen können da oft schon helfen. Sprich dich auch ruhig ihr offen gegenüber aus, aber lasse ihr auch eine Chance sich zu erklären.
Sieh' ein mögliches Geschwisterkind auch nicht zwangsläufig als eine Gefahr an, sondern auch als potenzielle Bereicherung für dich an. So eine kleine Schwester ist gar nicht mal so etwas schlechtes und du könntest mit Sicherheit auch viel Spaß mit ihr haben.
Wie gesagt, mein Rat ist es wirklich, dass du dich zunächst deinem Vater anvertraust und ihr dann alle gemeinsam einmal darüber redet, wie es weitergeht.

Sei wirklich offen, sprich auch an, dass dich Heidis Aussagen oft stören und auch verletzen, und schäme dich nicht für deine Bedenken und Ängste. Das ist ganz verständlich in deiner Situation und dein Vater als auch Heidi sollten sich darüber ebenfalls bewusst sein.
Versucht gemeinsam die Verhältnisse zu klären, und gib den beiden auch eine Chance.

Denn so besteht für euch alle die Möglichkeit aus dieser misslichen Situation eine solche zu gestalten, in der ein harmonisches Zusammenleben für alle beteiligten möglich ist.

Ich wünsche dir alles Gute,
Alessa