Problem von Alicia - 11 Jahre

Vater Alkoholiker und beste Freundin weg

Hall,
ich habe ein dickes Problem. Mein Vater hat letztes Jahr um die Weihnachtszeit sich immer voll getrunken, ich saß mit mir mindestens zwei mal betrunken am steuer, hat sich wie ein Kleinkind verhalten, war ein mal sogar bewustlos. Aber meine Mutter hat sich den Kopf gegen die Wand geschlagen, weil er mit ihr trinken wollte. An Weihnachten haben wir nur geschenke ausgepackt. Nicht gegessen, nichts gesagt. an Silvester kam mein Vater wieder betrunken an und ich wusste immer noch nichts davon. Ich hab immer total viel geheult, bis es mir meine Mutter gesagt hat. Mittlerweile hat er aufgehört und geht zum psychologen. Aber ich hab Albträume von ihm. Will nicht mehr, dass er mich anfasst und so weiter... Meine Noten sind auch ein wenig abgesackt. (stats 1 und 2, 3 und 4) Ich habe alles zwei Freundinnen anvertraut. Und meine beste von den Beiden sagt mir gestern sie wird die Schule wechseln. WAs soll ich dennn jetzt machen!? Ich hab niemanden mehr. Meine zweite Freundin wird von allen Seiten rumgezehrt, weil alle mit ihr befreundet sein wollen. Eine ist auch total fies zu mir. schupst mich weg und zeigt mir den Vogel. Was soll ich denn jetzt machen? Ich bin heute Morgen zwei Stunden wach im Bett gelegen und die Decke an gestarrt. Ich habe nur überlegt und mir versucht klar zu machen das meine Freundin nach den Osterferien nicht mehr kommt. Bitte helft mir. Ich kann das nicht mehr ertragen. Ich geh in unsere Kapelle in der Schule, bete, schreibe täglich gebete auf, weil ich so verzweifelt bin. Ich halt das nicht mehr aus!

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Alicia,

Wenn Du schreibst, dass Dein Vater sich wegen seiner Alkoholabhängigkeit behandeln lässt, ist das schon mal ein gutes Zeichen.

Alkoholismus ist eine ganz hinterhältige Krankheit. Aber so wie Du schreibst, hat Dein Vater es als Krankheit erkannt und läßt sich behandeln! Das ist sehr wichtig. Und das solltest Du versuchen, ihm anzurechnen: seinen Versuch, gegen diese Krankheit zu kämpfen.

Für einen Alkoholkranken gibt es nur ganz wenige Gründe, warum es sich für ihn überhaupt lohnt, gegen die Krankheit anzukämpfen.

Ich denke und hoffe, dass für Deinen Vater genau Du und Deine Mutter Grund genug seid, alles zu tun, um gesund zu werden!

Solange er sich bemüht! Hast Du da nicht auch den Wunsch, ihm bei seinen Bemühungen zu helfen? Sprich mit Deiner Mutter darüber!

Wenn Du nicht mehr willst, dass er Dich anfasst (und was Dein "und so weiter" auch bedeuten mag): das wird Dein Vater verstehen und respektieren müssen.
Denn ganz nebenbei bist Du auf dem Weg, der aus Dir von einem Kind eine Frau machen wird.

Da haben alle Väter Respekt davor und können und dürfen eigentlich nicht anders, als auf das Zeichen von Dir zu warten, was Du an "Nähe" willst, um Dich geborgen zu fühlen. Und welchen Abstand Du benötigst, um Du selbst werden zu können.

Das mit Deiner besten Freundin mußt Du mir noch erklären.

Wenn sie die Schule wechselt, heißt das doch lange noch nicht, dass ihr euch nicht mehr sehen werdet?
Wenn Dir wirklich etwas an der Freundschaft liegt, wirst Du einen Weg finden, mit ihr in Kontakt zu bleiben. Und mit ihr befreundet zu bleiben! Manchmal sind solche Freundschaften, bei denen man sich nicht unbedingt immer sieht viel wertvoller, als solche, von der Du über Deine andere Freundin erzählst: Wenn die sich rum zerren läßt. Wenn die es zuläßt, dass Du rumgeschupst wirst.

Dann sieht das für mich eher nach einem Mädchen aus, dem es wichtiger ist, anderen zu gefallen, als dass sie sich Gedanken über wahre Freundschaften macht.

Liebe Alicia,

Du hast:
eine Freundin, mit der Du einen anderen Weg finden wirst, wie ihr Freundinnen bleiben könnt, auch wenn ihr euch nicht täglich seht.

Eine Mutter, die Dir zur Seite steht.

Einen Vater, dem Du vielleicht dadurch ein wenig aus seiner Krankheit helfen kannst, indem Du ihm zeigst, dass er noch zu eurer Familie gehört.

Und eine zweite Freundin, die Du mal fragen solltest, ob ihr die Freundschaft mit Dir mehr bedeutet, als nur "allgemein beliebt zu sein".


Es liegt nur an Dir, jeden der Menschen über die ich Dir geschrieben habe wichtig genug zu nehmen.

Dann wirst Du auch erfahren, wie wichtig Du den Menschen bist.

Und das ist mal ganz sicher:

Du bist genau so wichtig, wie die Menschen mit denen Du zu tun hast!

Alles Liebe,

Bernd