Problem von Anonym - 19 Jahre

Komplexe wegen Mutter

Hallo liebes Team!
Ich hab folgendes Problem: Ich bekomme langsamn aber sicher starke Komplexe wegen meiner Mutter. Sie ist allein erziehend und hat drei Kinder: Meinen Bruder (25), meine Schwester (16) und mich. Das Problem ist, dass sie mich und meine Schwester total scheiße behandelt und mich momentan besonders schlimm. Mein Bruder ist ihr ein und alles und der kommt immernoch jeden Tag vorbei, sie kocht für ihn, wäscht seine Wäsche und so weiter. Er kommt mir eigentlich nie wie ein großer Bruder vor, da er total unselbstständig ist. Sie hat schon öfters gesagt, dass mein Bruder ihr einziges Wunschkind gewesen ist und erzählt oft davon, wie (gut) ihr Leben gelaufen wäre, wenn meine Schwester und ich nicht geboren wären. (Dann hätte sie nämlich schon längst wieder zurück nach Polen ziehen können, ihre Heimat)
Ich stecke gerade mitten in den Vorbereitungen für mein Abi und versuche sehr viel zu lernen. Heute kam sie an und fragte mich ob ich mit zu meinem Bruder in die Wohnung um komme seine Fenster putzen. Ich bin jemand der normalerweise immer im Haushalt hilft und sie auch unterstütz, wenn sie Hilfe braucht (obwohl ich denke, er ist langsam alt genug dafür, das selbst zu machen) aber ich sagte ihr, dass ich lernen muss und ob wir das nicht vielleicht ein ander mal machen können, dann wär ich dabei. Sie war sauer und ist gegangen und redet kein Wort mit mir.
Wenn sie bei der Arbeit ist putze ich und koche auch das Essen für meine Schwester, mich und meinen Bruder. Trotzdem sagt sie immer wie faul meine Schwester und ich doch seien und das wir nichts machen. (Mein Bruder hat früher nie was gemacht und musste das damals auch nicht).
Ich hab mich schon lange damit abgefunden, dass mein Bruder ihr Liebling ist. Meine Schwester merkt das glaube ich noch nicht so. Aber ich habe es satt mir ständig anhören zu müssen, wie egoistisch ich doch wäre und undankbar. Es tut mir so weh, ständig von ihr angeschrien zu werden und so behandelt zu werden. Wobei sie die egoistische ist und sich am liebsten von vorne bis hinten bedienen lassen würde.
Das Problem ist, sie ist kein Mensch mit dem man über so etwas reden kann oder mit der man überhaupt über irgendetwas reden kann. Wenn ich versuche mit ihr zu reden und ihr passt irgendetwas nicht werde ich angeschrien. Dann sagt sie mir, sie will mich nicht mehr sehen und somit ist die Unterhaltung beendet. Sie macht meiner Schwester und mir so einen starken Druck, dass wir auslernen, damit sie endlich keine Verantwortung mehr tragen muss und nach Polen ziehen kann. Durch diesen Druck habe ich das Gefühl ich kriege garnichts mehr zu Stande und würde am liebsten abhauen (zu Freunden, meinem Freund) Aber ich könnte niemals meine Schwester im Stich lassen.

Ich glaube sie ist der Grund, warum meine Schwester und ich nicht sehr selbstbewusst sind. Man kann sich einfach nicht gegen sie behaupten, sie hat ja als unsere Mutter sozusagen eine gewisse \"Macht\" gegen uns und die nutzt sie auch total aus. Wir können nicht gegen sie ankommen.
Ich weine oft und werde dann auch immer sehr \"depressiv\" und ich weiß einfach nicht was ich machen soll.
Manchmal hasse ich auch meinen Bruder so sehr, obwohl er eigentlich nichts dafür kann. Er merkt das auch garnicht wirklich, wie es zwischen meiner Schwester und mir und meiner Mutter läuft. Er denkt immer alles was sie macht ist richtig. Deswegen kann ich mit ihm darüber auch nicht reden, er würde es nicht verstehen, weil er eine ganz andere Mutter kennt als ich.

Es tut mir leid, dass ich so viel geschrieben habe aber irgendwie wollte ich mir das auch mal alles von der Seele schreiben. Ich würde gern wissen, wie ihr diese Situation einschätz und was ich gegen meine \"depressiven Momente\" tun kann. Liebe Grüße

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Unbekannte,

es ist schön, dass Du Dir alles von der Seele geschrieben hast!

Mir fällt da vieles ein, was ich Deiner Mutter gerne sagen würde.
Und da ist nichts dabei, worüber sie auch nur lächeln würde.

Ich finde es krank, seinem Kind zu sagen, dass es nicht erwünscht war.
Es ist gleich zweimal krank. Dadurch, dass Eure Mutter damit ja auch sagt, dass es ihr schon bei Eurer Empfängnis an Liebe gefehlt hat.

Deshalb verzeihe mir, wenn ich Dir besonders eines ans Herz legen will, was in Deinen Fragen eigentlich nicht enthalten ist.

Jedes Kind ist ein Geschenk!
Wir Männer können Euch nur darum beneiden, wie nah ihr bereits dem ungeborenen Leben seid.
Sobald Du dieses Gefühl wirst erleben dürfen: werde Dir darüber bewußt, was für ein Wunder da in und mit Dir geschieht.
Dann kannst Du nicht anders: Du selbst wirst jedes Deiner Kinder lieben.

Deine Mutter scheint eine der bedauernswerten Menschen zu sein, der es nicht geschenkt war, von der wunderbaren Wahrheit zu träumen.
Die lieber in ihren Wunschträumen gefangen blieb.

Lasse Dich niemals darin beirren, dass Deine Ausbildung vor allem Familienzwist steht. Nimm es als Geschenk, wenn Deine Mutter kein Wort mit Dir redet: das läßt Dir Zeit, ungestört zu lernen!

Sobald Deine Mutter zu schreien anfängt: drehe Dich um und gehe! Tue es Dir nicht an, ein Gespräch zu erwarten, wo der Ton und die Lautstärke schon keines mehr zuläßt!
Zeige Deiner Mutter durch Deine Reaktion, dass sie daneben liegt!

Und wenn Du die Möglichkeit hast, auszuziehen: nimm es wahr. Tue es! Unbedingt, sobald Du Dir sicher bist, dass Du nicht aus einer Abhängigkeit in eine andere gerätst!

Deine Schwester ist bereits 16 Jahr alt. Und es gibt keinen Grund für Dich, Euch beide einer Umgebung auszusetzen, die Euch nicht zuträglich ist. Von außen wird es Dir leichter fallen, Deiner Schwester eine wirkliche Hilfe zu sein. Nicht "mit ihr leiden", sondern von außen für sie dasein und ihr helfen!

Aber bitte überlege Dir vorher ganz genau, ob Dein Freund, Deine Freunde auch in der Lage sind, Dir wirklich die Geborgenheit zu schenken, die Dir Eure Mutter wohl nicht bieten kann.

Flüchte nicht! Sondern überlege genau, von wo aus Du Deine Ziele (Abitur, Sorge um Deine Schwester)mit der größt möglichen Unterstützung verwirklichen kannst.

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du die richtige Entscheidung triffst.

Alles Gute und Liebe auf Deinem weiteren Weg,

Bernd