Problem von Anonym - 30 Jahre 12.04.10

Wieviel \

Hi Kuka-Team,

das ist jetzt mein 3. Anlauf mich an euch zu wenden, am Ende fehlte mir immer ein bißchen der Mut auf \"Absenden\" zu klicken. Aber ich merke immer mehr, daß ich alleine einfach nicht mehr weiter weiß und sehr dankbar über einen ehrlichen Ratschlag von außen wäre.

Ich bin seit ca. 2 Jahren mit meinem Freund (31 J.) zusammen, davon wohnen wir wohl schon 1,5 Jahre zusammen. Zunächst mal war ich sehr glücklich, aber ziemlich schnell stellten sich nach den ersten 3 Monaten schon die ersten Probleme ein. Mal gab es ein Problem damit, daß es in seiner Wohnung über dem Fernseher eine Art \"Foto-Schrein-der-Ex-Freundinnen\" gab, den er erst nach wirklich viel gutem Zureden und Streitereien abgehängt hatte. Er meint, er denkt sich nichts weiter bei, was auch so sein mag, aber das war und ist ein absoluter No-Go meiner Meinung nach. Und manchmal hatten wir halt andere kleine Probleme. Es sind aber inzwischen so viele, daß ich einfach nicht mehr weiß, ob ich wirklich noch für diese Beziehung kämpfen soll, ob ich durchhalten soll oder ob ich nicht alles zu verkrampft sehe und glücklich sein muß mit dem was ich habe.

Er und ich haben beide spät mit dem Studium begonnen, so daß wir jetzt erst anfangen Geld zu verdienen und an Familienplanung zu denken. Nur weiß ich nicht, ob ich mir wirklich Kinder mit ihm vorstellen kann (obwohl ich weiß, daß er ein sehr liebevoller Vater wäre). Vielmehr zweifle ich an seine Qualitäten als Ehemann. Meine Freundinnen sagen mir schon lange, daß ich mich trennen soll, wie auch meine Familie. Alle sagen sie mir, daß sie ihn total sympathisch finden, aber er nicht gut zu mir sei.

Aber vielleicht einmal etwas ausführlicher zu unseren Problemen:

Zunächst haben wir das Problem, daß schon nach den ersten erwähnten 3 Monaten die sexuelle Lustlosigkeit bei ihm begann. Inzwischen kann ich von Glück reden, wenn wir 1x pro Monat Sex haben. Und wenn, dann geht die Initiative von mir aus und das ganze läuft recht verkrampft ab und vorhersehbar ab. Ich habe inzwischen wirklich alles versucht. In Ruhe mit ihm zu reden, sagen wie ich mich fühle, was ich mir wünsche und fragen, was und ob er sich etwas wünscht oder ihm etwas fehlt. Seine Antwort zur Frage, ob er sich etwas wünscht: Nö! Er war in der Vergangeheit sexuell sehr aktiv, was er mir auch alles haarklein erzählt hat. Ich weiß genau, welchen Sex er mit welcher seiner Ex-Freundinnen hatte und wieviele Affären er hatte etc. Er meinte mal, er hätte sich bereits total ausgetobt und Sex sei ihm zu anstrengend und wahrscheinlich sogar lästig, denk ich. Er ist auch bei seinen Freunden für seine große Porno-Kollektion bekannt. Das ist für sich auch kein Problem, nur weiß ich, daß er sobald ich ihn auch nur eine Weile alleine lasse er sich sofort ein Filmchen ankuckt und masturbiert. In Kombination mit seiner Unlust verletzt mich das sehr und das weiß er auch.

Ein weiteres Problem ist, daß er sehr viel Zeit vor dem PC verbringt und Online-Rollenspiele spielt. Eine Zeitlang habe ich auch mit ihm gespielt, weil ich etwas mit ihm teilen wollte, aber das ging nicht gut. Ich halte ihn für Spielsüchtig und ertrage es nur schwer, so viel Zeit alleine abends totschlagen zu müssen. Wenn er abends von der Arbeit kommt, dann ißt er kurz mit mir (wenn überhaupt) und setzt sich gleich vor den Rechner. Das macht er dann bis wir schlafen gehen. Ich habe das auch schon häufiger thematisiert und ihm gesagt, daß das Spielen generell kein Problem sei, ich aber auch Zeit mit ihm verbringen möchte und mit ihm Reden möchte. Ich habe mal irgendwo gelesen, daß es Pärchen gibt, die nur 15 min. pro Tag miteinander reden. Manchmal fühlt es sich so an als ob wir auch gradebenso auf die 15 min. kommen würden. Mein Problem mit ihm ist, daß er selber nicht erkennt, wann es gut ist. Ich sage ihm \"Bitte hör auf\" und er sagt \"Ok, ich hol noch eben das Level\" und 1 Stunde später sitzt er immer noch am Rechner, hat längst das Level und macht einfach weiter.

Nun ist es aber nicht so, daß er nichts unternehmen würde. Er geht dann und wann gerne aus - aber ohne mich. Das sagt er mir auch genauso. Dabei würde ich gerne mal mitkommen, trinken und Spaß mit den Leuten haben. Ich habe meinen Partnern in der Beziehung immer viel Freiraum gegeben, weil ich selber unternehmungslustig bin und es sehr belastend finden würde, wenn mein Partner immer kontrollieren und mir Sachen verbieten würde. Aber das ist mir zuviel... Wenn er zuhause ist möchte er spielen (=keine Zeit mit mir) und wenn er weggeht möchte ohne mich los (=wieder ohne mich). Wenn ich wütend darüber werde, dann sagt er, er verstehe den Aufstand nicht und ich solle nicht unfair sein, daß er mal mit seinen Jungs losmöchte. Damit alleine hätte er ja Recht, wenn wir wenigstens auch mal etwas unternehmen würde. Dann stimmt er mir zu und sagt \"Hast ja Recht, wir machen wenig, aber das ist echt normal, daß man in Beziehungen ruhiger wird und weniger macht.\". Aber das reicht mir halt einfach nicht. In der Vergangenheit ging ich echt etwas entspannter damit um, aber da hatte ich meine z.B. meine Diplomarbeit zu schreiben und konnte nicht weg und da hatte er mir auch noch etwas mehr Zeit gewidmet. Ich bin da aber auch echt etwas empfindlich geworden, da es in der Vergangenheit schon vorkam, daß ich nicht mitkommen sollte und er angeblich alleine mit seinem Kumpel losging und ich dann hinterher erfahren hab, daß er da 2 Mädels hinorganisieren wollte. Natürlich nur um seinen besten Freund zu verkuppeln und er wäre halt der perfekte \"Wing-Man\". Na klar gab es da auch wirklich Ärger und danach hatte er sich entschuldigt. Aber wirklich draus gelernt hat er nicht, glaub ich.

Er meint, daß ich extrem dickköpfig sei, was auch stimmen mag, aber ich habe noch nie in einer Beziehung so viel gestritten. Ich habe das Gefühl mir ganz normale Dinge wie Zeit zu zweit regelrecht erkämpfen zu müssen und das macht mich müde. Dazu kommt, daß ich das Gefühl habe, er wird mir bei der ersten Gelegenheit untreu. Immer wenn wir uns streiten, ruft er kurz danach alle möglichen Frauen an, die er kennt. Ich bin so schrecklich mißtrauisch geworden, daß ich seine SMS gecheckt habe und auch seine Mails. Ab und an stellt sich da einfach ein mieses Bauchgefühl ein und auch wenn er mir noch nicht fremdgegangen ist, waren da sehr viel grenzwertige Sachen dabei. Als ich im Urlaub war, hat er anscheinend alle möglichen alten Damenkontakte angeschrieben und sich auch mit ein paar verabredet. Er schreibt fremde Frauen auf studivz an mit \"Hey Sexy...\" etc. Mit einer hatten er einen richtigen E-Mail Kontakt angefangen. Ich hatte ihn damit konfrontiert und mich auch ganz ehrlich dafür entschuldigt seine Privatsphäre verletzt zu haben, aber ich könne damit nicht leben. Ende vom Lied war, daß sie sich nur harmlos geschrieben hätten und ich verlangte, daß der Kontakt abgebrochen wird. Nun hat er überall seine Paßwörter verändert und ich kann nichts mehr sehen. Was auch ok ist, hätte ich nur das Vertrauen, was ich in anderen Beziehungen als völlig selbstverständlich gesehen hatte.

Letztes Problem: Seine Eltern halten mich nicht gut genug für ihren einzigen Sohn. Mein Freund verdient min. 1/3 mehr als ich, allerdings habe ich auch höhere Ausgaben, da ich auf Honorarbasis arbeite und dadurch viel mehr für die Krankenkasse z.B. zahle. Ich muß dieses Jahr meinen Bildungskredit zurückzahlen. Trotzdem soll ich für alles die Hälfte bezahlen, ob Einkäufe oder Miete. Zunächst hatte ich meinem Freund einen kleineren Beitrag für die Wohnung gezahlt (was ok für ihn war), aber dann nahm mich seine Mutter beiseite und meinte \"Entweder du zahlst die Hälfte von allem (damit meint sie auch die Unterhaltskosten für SEIN Auto, daß ich weder fahre noch sonst irgendwie in Anspruch nehme) oder du mußt sofort ausziehen!\". Es ist nämlich die Eigentumswohnung der Eltern. Im Gespräch fielen dann noch ein paar andere unschöne Dinge wie \"Was willst du eigentlich von unserem Sohn? Er verdient doch nur xxx Euro. Willst du dir nicht einen reicheren suchen?\". Ich blieb ruhig aber bestimmt, denn ich weiß wie sehr er seine Eltern liebt. Also wäre es auf kurze Sicht zwar schön, etwas derber zu antworten, aber es würde doch nichts bringen. Solange wir beide noch nicht so viel verdienen, bleiben wir halt hier wohnen, aber sobald ich es mir irgendwie leisten kann gehe ich raus. Und der Kontakt zu den Eltern ist auf dem Gefrierpunkt gelandet. Mein Freund stimmte inhaltlich zu, daß ich mehr zahlen solle, weil er ja sooooo eine arme Wurst sei (entschuldigt den Sarkasmus... ich finde ihn z.T. richtig geizig), aber er fand diese Aktion von seiner Mutter unangebracht, war wütend und wollte es zur Sprache bringen. Passiert ist... nichts! Solange er nichts klärt, werde ich mich auch nicht um ein besseres Verhältnis bemühen. Einmal sagte er \"Ach, wenn du erst mal einen richtigen Job gefunden hast und ordentlich Geld verdienst, dann entspannt sich schon die Situation.\". Wie schrecklich ist das bitteschön? Das man erst akzeptiert wird, wenn man genug Geld verdient? Als Erklärung bekomme ich \"Also bei uns im Osten ist das vielleicht anders, aber meine Eltern haben immer gleichberechtigt gearbeitet und alles geteilt\".

Ich bin mir klar darüber, daß meine Darstellung sehr einseitig ist und es auch immer die andere Seite der ganzen Geschichte gibt. Aber so kommen die Dinge bei mir an und ich verkrafte es einfach mit der Zeit immer weniger. Ich weine immer häufiger, werde gereizter und unglücklicher. Natürlich hängt meine Unzufriedenheit auch mit meiner Jobsuche zusammen, aber auch hier fühle ich mich nicht genügend unterstützt von meinem Freund. Ich liebe ihn ganz ehrlich und weiß, daß er es auch tut. Wir teilen den gleichen Humor. Ich schätze, wir sind beide eher etwas schräg und das paßt eigentlich ganz gut. Zur Zeit reicht mir das aber nicht. Im Prinzip würde ich gerne wissen, ob ich alles zu dramatisch sehe. Alles normal und passiert in jeder Beziehung oder klingel da bei euch die Alarmglocken? Ich weiß, ich würde ihn sehr vermissen. Aber ich denke immer mehr über eine Trennung nach, weil ich keine schöne Zukunft für uns sehe.

Es tut mir sehr leid, daß ich solange gebraucht habe mir alles von der Seele zu schreiben. Viele hier konnten das viel kürzer und prägnanter auf den Punkt bringen. Ich mag damit kaum noch zu meiner Familie und zu meinen Freunden gehen, weil die mir eh alle predigen \"Mach Schluß\". Danke, danke, danke für die Zeit, die ihr euch nimmt!