Problem von Anonym - 27 Jahre

Gemeinsame Wohnung-grosser Fehler

Hallo liebes Team,
ich bin 27 und weiss nicht mehr weiter. Ich bin mit meinem Freund seit 6 Jahren zusammen und seit 0,5Jahre zusammengezogen.Der Haushalt funktioniert aber meine Gefühle und der Bezug zu meinem Freund sind abhandengekommen.Manch Tage bin ich so traurig (besonders am Wochenende, wenn ich mich durch die Arbeit nicht ablenken kann), dass ich eine Zigarette rauche (bin NR) und alleine spazieren gehe und mir die Tränen kommen.Ich fühle mich so leer und allein. Meine Eltern wohnen 800km entfernt.Ich bin gern kontaktfreudig und habe schon einige Freunde gefunden.Wenn ich Single wäre, wäre mein Leben unkomplizierter.Mein Freund ist eher menschscheu,hat andere Interessen als ich und wenn er weggeht, dann ohne mich, weil er dann besser \"aus sich raus kommen\" kann.Zudem fährt er agressiv Auto, dass ich keine Lust mehr habe, bei Ihm mitzufahren.Händchenhalten und Körperkontakt in der Öffentlichkeit sind peinlich für Ihn.Ich weiss auch nicht mehr, wie ich mit meinen Freunden umgehen soll, wenn ich immer nur alleine weggehe bzw. mein Freund kein Interesse hat, Leute kennenzulernen.Er hat nur 2 gute Freunde, ist 36 Jahre alt und oft auch verunsichert in seinem Verhalten.

Ich bin eher harmonibedürftig und mit dem Nerven am Ende und kurz davor zum Psychologen zu gehen.
Am liebsten würde ich ausziehen. Aber ich weiss nicht, ob ich das verkrafte, da ich in den letzten 2 Jahren 3x umgezogen bin. Nur weil sich mein Freund nicht entscheiden konnte, eine gemeinsame Wohnung zu nehmen.1x bin ich in seine Wohnung gezogen.Die war aber viel zu klein.Ich wollte eine grössere Wohnung.Er aber hat nie wirklich darauf Acht genommen.Dann bin ich in eine WG gezogen und habe die Beziehung beendet. Dann hat er einen Nervenzusammenbruch bekommen und mich betrunken angerufen und mir mitgeteilt, dass ich mich nicht wundern soll, wenn ihm etwas \"Schlimmes\" passiert (Er hat schon 1-2x angedeutet, dass er lieber sterben würde).Da ich ihn aber noch gern hatte, sind wir zusammengezogen.

Ich weiss nicht mehr weiter, wer von uns beiden richtig denkt. Hört sich komisch an, aber er hat mich in unserer 5,5jährigen Beziehung jeden Tag ganz lieb angerufen oder SMS geschrieben.Wir haben also seit 6Jahren jeden Tag Kontakt gehabt.
Für ihn sind die Probleme keine Probleme, sondern nur ein normales Beziehungsleben und wenn ich meine Weinkrämpfe bekomme, soll ich doch zum Psychologen gehen, meint er.
Am liebesten würde ich gehen, doch weiss ich nicht, was dann auf mich zukommen wird.

Vielleicht könnt ihr mir Kraft geben und meine Mail beantworten?
Danke

Franzi Anwort von Franzi

Liebe Unbekannte,

ich freue mich,dass du dich an uns wendest!

Deine Mail zeigt mir ganz deutlich,dass du mit ihm zusammengezogen bist, weil du Angst hattest, dass er sich etwas antut.

Wenn diese Angst die Basis eurer Beziehung ist, kann das auf Dauer nicht funktionieren. Du schreibst, dass dein Freund genau das Gegenteil von dir ist und dass du damit schlecht klar kommst. Du schreibst, dass du keine Liebe mehr empfindest. Es sind vielmehr die Gewohnheit und die Angst, welche euch noch zusammen halten.

Dadurch, dass ihr euch jeden Tag seht, bemerkst du seine " Macken " besonders doll und weißt nicht mehr, wie du damit umgehen sollst.

Zunächst musst du dir klar werden, was du willst. Bist du bereit, an der Beziehung zu arbeiten, so dass deine Gefühle wieder aufgebaut werden? Oder denkst du, dass es für Gefühle gar keine Chance mehr gibt?

Wenn du um die Beziehung kämpfen willst, möchte ich dir diese Seite nahe legen:
http://www.dyalog.de/pdf/ZweiImGespraech.pdf

Dort wird erklärt, wie man am besten ein Gespräch aufbaut und sich mit seinem Partner austauscht. Viele Menschen reden einfach drauf los, wenn ihnen etwas nicht passt, anstatt das Gespräch sachlich und strukturiert zu führen.
Sage deinem Freund,was dich stört und was ihr gemeinsam ändern könnt. Zeige ihm auch mögliche Konsequenzen auf, falls nichts geändert wird.

Ich wollte dir diese Möglichkeit nennen, falls du dich doch so entscheidest. Wobei ich glaube, dass die andere Variante wohl eher das trifft, was du willst.

Zunächst sollte dir klar sein, dass du keine Angst haben musst, dass er sich etwas an tut. Du bist nicht für sein Leben verantwortlich. Du bist kein Babysitter! Es ist absolut feige und unfair, einen Menschen so an sich zu binden. Eine Beziehung darf nicht auf Angst basieren.
Du solltest dir also keine Gedanken um ihn, sondern um dich machen!
Du willst die Beziehung nicht mehr, weil es dir schlecht geht. Nimmt er da Rücksicht drauf? Nein, tut er nicht! Deshalb darfst du auch keine Rücksicht auf ihn nehmen, wenn es dir dadurch schlecht geht! Er geht ohne dich weg, ignoriert deine Angst beim Autofahren und ignoriert sonst auch alles, was du gerne möchtest. Mach dir bewusst, dass er kein wirkliches Interesse an deinen Wünschen und Ängsten hat.
Auch dass du bei jedem Weinkrampf zum Psychologen gehen sollst, zeigt mir, dass es ihn nicht wirklich interessiert, was in dir vorgeht. Vielleicht helfen dir diese Denkanstöße bei deiner Entscheidung.

Er ist für sein Leben alleine verantwortlich.Er ist 36 Jahre alt und sollte eigentlich wissen, dass es unfair ist, einen Menschen durch eine Drohung an sich zu binden. Jeder Mensch ist für sein Handeln selbst verantwortlich. In meinen Augen sollte er zum Psychologen gehen und nicht du. Er scheint eine enorme Verlustangst zu haben, die er mit unfairen Mitteln unterdrücken will. Er hat es schließlich geschafft, dass du zurück kommst. Eigentlich hätte ihm klar sein müssen, dass man Liebe nicht erzwingen kann. Sicherlich hattest du damals Gründe, die Beziehung zu beenden. Kann es sein, dass er damals schon nicht verstanden hat, wie es dir geht?

Wieso solltest du einen erneuten Umzug nicht schaffen? Wenn du das 3 mal gschafft hast, dann schaffst du es auch ein viertes mal! Da bin ich von überzeugt! Schließlich möchtest du doch, dass es dir wieder gut geht und dass du wieder lachen kannst, oder nicht? Überlege dir, welche Vorteile es gibt, wenn du Single bist!

Mache dir Gedanken, ob du zurück zu deiner Familie möchtest, oder ob du bei deinen neuen Freunden bleiben möchtest!

Wenn ich dir einen Rat geben darf : ich persönlich denke, dass es besser wäre, wenn du zurück zu deiner Familie gehst. Dort hast du den nötigen Abstand, kannst dich trösten lassen und dich ablenken.
Wenn du in der Stadt bleibst, wo du zusammen mit deinem Freund lebst, kann es durchaus sein, dass er es nocheinmal so versucht, wie er es schon geschafft hat, weil er weiß, dass du jederzeit schnellstmöglich zurück kommen könntest. Wenn du aber bei deinen Eltern bist, versteht er vielleicht, dass es wirklich vorbei ist.

Weißt du, ich habe aus deiner Mail so viel Stärke rausgelesen, dass ich echt beeindruckt bin. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich es nicht so lange ausgehalten, wie du. Du bist eine strake Frau, die klare Ziele hat und diese auch umsetzen wird, da bin ich mir ganz sicher.
Am Ende des Tunnels ist immer Licht! Mach dir das bitte klar. Auch wenn du dich z.Z. nicht stark fühlst, du wirst einen Neuanfang schaffen.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft!

Alles Liebe,
Franzi