Problem von maggi - 20 Jahre

Drogenabhängigkeit

Hallo liebes Team,
meine Eltern und ich wissen nicht mehr weiter, mein Bruder (26) scheint offensichtlich ein problem zu haben. Er kifft schon seit vielen Jahren...in den letzten 2 Jahren hat er sich sehr verändert. Er ist dünn, blass, ungepflegt, manchmal agressiv, vergesslich und redet manchmal nicht in Sätzen einfach was ihm gerade in den sinn kommt. Ich weiß, dass er auch andere Drogen nimmt und auch verkauft. Meine Eltern haben ihm vorgeschlagen zur Suchtberatung zu gehen, das lehnt er jedoch ab, weil er leider nicht einsieht, dass er ein Problem hat, er streitet ab süchtig zu sein, obwohl er zum einschlafen kiffen muss usw usw. Er lebt in einer 1 Zimmer Wohnung, sein Hobby ist Platten auflegen, Arbeit hat er auch... Sein Wunsch ist mal berühmt zu werden. Eine Freundin hatte er schon Jahre nicht, seine Freunde sind alles schräge Typen die auch DRogen konsumieren. Angefangen mit dem Kiffen hat er in seiner Ausbildung Zeit, die schon einige Jahre zurück liegt. Meine Eltern und Ich würden ihm so gerne helfen, reden kann man kaum darüber mit ihm, er sagt es ist normal für ihn, so als trinke jemand sein bier jeden abend. Er hat vor kurzem ein neues Auto bekommen, meine Wltern unterstützen ihn wo sie können. Ich rede leider nicht viel mit ihm, weil ich von seiner Musik keine Ahnung habe und naja... wir haben uns auch kaum etwas zu sagen.
Meine Frage ist nun, wie können wir ihm helfen, gibts es überhaupt eine Möglichkeit, wenn er es nicht einsieht, dass er süchtig ist?
Vor 5 Jahren hatte er meiner Mutter am Krankenbett versprochen, damit aufzuhören, das ist leider nie geschehen. Meine Eltern machen sich Vorüwrfe, etwas falsch gemacht zu haben. ich denke eher, es waren die leute aus der ausbildungzeit die dazu beigetragen haben, mit denen er auch huete noch kontakt hat. Ich würde mich sehr über eine antwort freuen. Achso mein Papa war auch schon bei einer Ärztin, mein Bruder wollte jedoch kein Termin bei ihr wahrnehmen.
Vielen Dank

Franzi Anwort von Franzi

Liebe Maggi,

ich freue mich, dass du dich an uns wendest!

Deine Sorge kann ich sehr gut nachvollziehen. Mit meinem Bruder war es ähnlich. Bei ihm fing auch alles mit dem Kiffen an und endete im Gefängnis. Daduch, dass ich ähnliche Erfahrungen gemacht habe, bin ich mir sicher, dass ich dir ein bisschen helfen kann.

Leider kann ich dir nicht dabei helfen, dass dein Bruder keine Drogen mehr nimmt. Er ist 26 Jahre alt und trägt für sein Leben selbst die Verantwortung. Wenn er keine Lust hat, zur Drogenberatung zu gehen, kann man leider nichts dagegen machen. Wenn man ihn dazu zwingen würde, würde ihm das nicht weiter helfen. Eine Therapie oder ähnliches bringt nur etwas, wenn der Betroffene selbst einsieht, dass er ein Problem hat. Das tut dein Bruder aber nicht.

Deinem Bruder könnt ihr nicht helfen. Aber ihr könnt einiges tun, damit es euch besser geht und dass ihr damit umgehen könnt!

Es ist ganz wichtig, dass ihr keine Co. Abhängigkeit entwickelt. Co. Abhängikeit bedeutet, dass das Leben der ganzen Familie sich immer und ständig mit der Drogensucht deines Bruders beschäftigt. Es gibt fast keine anderen Gesprächsthemen mehr, weil dein Bruder mit seiner Sucht immer der Mittelpunkt ist. Das darf so aber nicht sein. Schließlich habt ihr ein eigenes Leben, oder nicht?

Dein Bruder will sich nicht helfen lassen? Dann reicht es völlig aus, wenn dein Bruder weiß, dass er dich jederzeit auf euch verlassen kann, falls er doch Hilfe will. Ihr solltet versuchen, ihn sein Leben leben zu lassen. Ich weiß, dass es unheimlich schwer ist. Mir ist das damals auch nicht leicht gefallen. Aber ihr könnt nichts tun! Er muss alleine einsehen, dass er Hilfe braucht. Erst dann könnt ihr ihm helfen.

An erster Stelle steht nun erstmal, dass ihr zuseht, dass es euch wieder gut geht und dass dein Bruder nicht immer Gesprächsthema Nr.1 ist.

Ich würde euch vorschlagen, zu einer Suchtberatungsstelle zu gehen. Die Mitarbeiter dort sind nicht nur für Suchtkranke zuständig, sondern auch für Angehörige. Ich war damals auch mit meiner Familie dort. Wir haben gelernt, dass wir nichts ausrichten können und wir haben auch gelernt, dass wir ein eigenes Leben haben. Wir haben Adressen von Selbsthilfegruppen bekommen, damit wir uns mit anderen Angehörigen austauschen können. Das hat unheimlich geholfen, weil wir gemerkt haben, dass es nicht nur uns so geht.

Eine weitere Möglichkeit wäre eine Familientherapie. Dort lernt ihr ähnliches wie bei der Beratungsstelle. Es ist nur viel intensiver. Außerdem wird die Erziehung deiner Eltern unter die Lupe genommen, das Verhalten unter euch Geschwistern wird angeguckt und die Vergangenheit wird aufgearbeitet.

Außerdem könnt ihr euch in verschiedenen Foren im Internet anmelden. Dort könnt ihr euch ebenfalls mit anderen Angehörigen austauschen, nur eben anonym.

Hier sind ein paar Adressen:

http://base.vanner.de/navi.htm

http://www.ekbb.de/

http://www.sucht-board.com/


Deine Eltern werden sicher nichts falsch gemacht haben. Drogenabhängige kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Es gibt keine gesellschaftliche Schicht, die geschont wird. Deine Eltern müssen sich klar machen, dass jeder von einer Drogensucht betroffen sein kann. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Person aus einem guten Elternhaus kommt oder aus einem, wo man als Kind vernachlässigt wurde.

Guck dir einige Schauspieler oder Musiker an. Viele von ihnen nehmen Drogen. Viele Menschen, die auf der Straße leben, nehmen Drogen. Kinder, die ein behütetes Elternhaus haben, nehmen Drogen. Kinder, die von ihren Eltern geschlagen wurden, nehmen Drogen. Es kann wirklich JEDEN treffen!

Es ist üblicherweise so, dass die Eltern sich die Schuld geben. Auch meiner Mutter ging es so. Wenn die Eltern aber erstmal mit einer kompetenten Person (z.B. Therapeut oder ähnliches) gesprochen haben, werden sie schnell merken, dass sie keine Schuld tragen.

Es kann durchaus sein, dass er durch falsche Freunde in die Kreise gerutscht ist. Das passiert leider sehr oft. Dennoch ist er eine eigenverantwortliche Person. Deshalb ist er ganz alleine Schuld.

Durch sein Hobby wird er sicherlich zusätzlich an Drogen ran kommen. Nur die wenigsten DJ´s leben ein Leben ohne Drogen.

Ich habe noch einen ganz wichtigen Rat für dich/ euch: Es ist ganz wchtig, dass ihr ihm nicht immer helft. Ihr könnt ihm helfen, indem ihr immer für ihn da seid, wenn er emotionale Hilfe braucht, aber alles andere muss er selbst auf die Reihe kriegen( wenn er z.B. Schulden hat, sollte er das alleine zahlen, ohne dass deine Eltern ihm da raus helfen). Wenn er immer wieder materielle Hilfe, Fahrdienste oder anderes in der Art bekommt, weiß er genau, dass er sein Leben nicht alleine auf die Reihe kriegen muss. Mama und Papa sind ja für ihn da und nehmen ihm alles ab. So kann er nicht lernen, dass es so nicht weiter geht. Das neue Auto trägt leider auch dazu bei, dass er weiß, dass eure Eltern ihm die Verantwortung abnehmen.

Außerdem sollten deine Eltern aufhören, ihn zu einer Therapie zu bewegen. Wenn er da keine Lust drauf hat, wird es das niemals machen. Er ist volljährig und kann alleine entscheiden, was er tut. Er muss erst merken, dass es ihm richtig schlecht geht, bevor er so eine Hilfe an nimmt. Ich denke, dass er erst seinen Job durch die Drogen verlieren muss, bevor er anfängt, sich Gedanken zu machen. Ich hoffe zwar, dass er vorher aufwacht, aber ich weiß leider, dass das oftmals die erste Konsequenz einer Drogensucht ist.


Also nochmal kurz zusammen gefasst:

Ihr könnt deinem Bruder nicht helfen, von den Drogen wegzukommen. Das muss er ganz alleine einsehen.

Ihr könnt deinem Bruder helfen, indem ihr ihm sagt, dass ihr ihn als Menschen schätzt und dass ihr immer für ihn da seid, wenn er eure EMOTIONALE Hilfe braucht (oder natürich auch, wenn er sich entschließt, eine Therapie zu machen).

Und der wichtigste Punkt: Tut was, damit ihr damit umgehen könnt (Suchtberatung, Therapie,...).

Vielleicht helfen euch diese Seiten noch ein bisschen weiter:

http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Partnerschaft/s_636.html

http://www.bittere-traenen.de/index.html

http://www.dhs.de/ausweg/texte/faq7.htm

Liebe Maggi, ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass dein Bruder endlich aufwacht und erkennt, dass eine Drogensucht schlimme Folgen haben kann. Tu mir bitte den Gefallen und achte auch auf deine Bedürfnisse, damit du durch die ganze Problematik nicht in eine Depression rutschst!

Ales Liebe,
Franzi