Problem von Anonym - 22 Jahre

Einsamkeit

Mein Problem besteht schon seit einiger Zeit. Anfang des Teenageralters bin ich mit meiner Familie in eine andere Stadt umgezogen. Ich fand in der neuen Schule und Umgebung keine Kontakte, weil ich unsicher und schüchtern war. Meine alten Freundschaften hatte ich ziemlich bald abgebrochen.
Jedenfalls saß ich also allein zu Hause rum und habe ständig darüber nachgegrübelt, daß es mir nicht gelang, mich in das Geschehen in der Klasse ein zu binden. Ich bekam eine Depression (alles wurde grau, traurig, rückte emotional ab) und ich blieb weiter ohne gleichaltrige Freundinnen. Die Depression ging schließlich nach einigen Jahren langsam weg und es gelang mir, Kontak zu einigen sympathischen Mitschülerinnen her zu stellen. Ich merkte allerdings bald, daß es nicht über den Austausch von gelegentlichen Bemerkungen und das Zusammen-in-der-Pause-Stehen hinaus wuchs, weil ich mich nicht mehr öffnen konnte. Also ging es weiter allein, ich habe die Schule beendet und bin inzwischen erneut umgezogen (diesmal ohne Familie). Die einzigen Kontakte, die ich habe, sind die zu meiner Familie, die mir bei dem Problem andererseits nie eine aktive Stütze gewesen ist.
Ich treffe neue Leute, aber es gelingt mir nie, ein freundschaftliches Verhältniss zu ihnen her zu stellen. Ich entdecke sympatische Züge an anderen Menschen, fühle mich aber gleichzeitig wütend und genervt, wenn ich mit ihnen zu tun habe. Die anderen halten sich auch fern, weil sie nicht nachvollziehen können, warum ich teilweise ablehnend und dann wieder freundlich bin.
Wenn ich an einen Ort gehen soll, wo ich vielen anderen Menschen begegne, fühle ich mich unwohl und werde schusselig. Anderen Menschen gegenüber bin ich verlegen und schüchtern, das trifft besonders auf Männer zu, wo mein verkrampftes Verhalten dann leider häufig falsch ausgelegt wird.
Ich bin ständig unzufrieden mit mir selbst, glaube, mich "besser machen" zu müssen und befürchte, daß jeder andere Mensch mehr kann, mehr schafft und ein erfüllteres Leben führt als ich. Das macht mir Angst.
Anonsten bin ich zwar nicht mehr depressiv, brauche Abends aber lange, um einzuschlafen, und es gibt Phasen, in denen ich dann gegen zwei Uhr noch mal für eine Weile aufwache.
Zusätzlich habe ich schon seit längerer Zeit die Vorstellung, ständig unter der Beobachtung und Bewertung von irgend jemandem zu stehen, besonders in den eigenen vier Wänden.
Ich habe versucht, daß Problem selbst zu lösen, indem ich mich über Psycholige informiere, habe aber festgestellt, daß man sich nicht selbst therapieren kann. Jetzt wünsche ich mir zunehmend jemanden, der mir hilft, das Problem endlich zu lösen. Ich weiß nur nicht, ob es für einen Psychotherapeuten schon reicht, denn außerhalb des beschriebenen Problems verläuft mein Leben erfolgreich.
Was sollte ich am besten tun, um das Problem hinter mich zu bringen? Ich würde so gerne einfach mal mit mir selbst zufrieden sein und mich mögen können! Gibt es einen guten Selbsthilfe-Ratgeber dazu?

Anwort von Sabine

Hallo!

Mit Sicherheit gibt es reichlich Bücher darüber um zu erkennen, was in einem vorgeht, aber die Idee fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn es Dir irgendwie möglich ist, finde ich auch sehr gut. Man kann bestimmt in bestimmten Büchern nachlesen, was es sein könnte, aber ich persönlich vertraue dann doch lieber auf das fachliche Wissen und den fachlichen Rat.
Du möchtest wissen, was in Dir vorgeht und warum es so kommt, dann kann ich Dir nur raten diese fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Du stellst selber fest, dass Du nicht alleine damit zurecht kommst und das es Dich auffrisst.
Versuche den Weg über Deinen Hausarzt um eine Überweisung zu bekommen. Vielleicht ist es ja möglich.
Wünsche dir alles Gute und

lieben Gruß