Problem von Anonym - 16 Jahre

Bin ich krank?

Liebes Kummerkasten Team!

((Sollte ich mal zum Psychologen gehen?))

Ich habe irgendwie sehr oft Angst.
Ich habe Angst, wenn etwas neu ist,
oder wenn ich im Kino Karten bestelle...
Ich habe Angst, eine Pizza zum mitnehmen zu bestellen,
aber habe keine Ahnung, warum.
Oft habe ich vor den leichtesten Dingen Angst.
Ich werde hecktisch und nervös, weil ich mich beim Brötchen kaufen noch für kein Brötchen entschieden habe.
Ich drücke mich vor vielen Sachen.
Aber nicht aus Faulheit, sondern aus Angst.
Schon jetzt mache ich mir Gedanken über den Führerschein (ich bin 16 Jahre alt),
wie ich mich dort anmelden soll, dass es bald soweit ist etc.
Naja....dass ist irgendwie lächerlich...aber es ist so
Ich mache mir irgendwie viel zu oft Gedanken.
Dann denke ich lange nach und werde immer hecktischer etc.
Andere gehen einfach zur Fahrschule und lassen es auf sich zukommen,
ich werde total nervös und möchte am liebsten alles vorher wissen - jeden einzelnen Schritt, damit ich...ja, vielleicht damit ich nichts falsch machen kann?

Meine Mutter hat mir früher schon oft gesagt, ich soll nicht Angst vor diesem und jenen haben und dass ich auch Fehler machen darf.
Ich war immer wütend, weil ich dachte: Was? Spinnst du? Ich weiß selber das ich Fehler machen darf und ich habe überhaupt keine Angst!
Aber mittlerweile hat sie Recht. Sie hat immer Recht gehabt: Ich habe Angst.

Bei meinem Vater habe ich auch oft das Gefühl, dass er nervös wegen etwas ist etc.
Natürlich ist jeder mal nervös, aber er ist, wie ich, bei Dingen nervös, wo man eigentlich nicht nervös sein muss.

Im Urlaub war wieder diese Angst.
Ich war abends allein. Meine Eltern haben mir gesagt, ich könnte mir ja eine Pizza zum Mitnehmen bestellen, sie würden es mir bezahlen.
Ich hatte Hunger, hatte total Lust auf eine Pizza, aber habe mir schließlich keine geholt....weil ich irgendwie Angst hatte.
Am nächsten Tag, meine Eltern wussten, dass ich etwas anderes gegessen hatte, sollte ich eine Pizza holen.
Sie haben mich gezwungen....und da hat mir mein Vater auch gesagt, dass er das kennt und das ich es aber überwinden muss.
Dann habe ich die Pizza geholt, und es war garnicht so schlimm....aber trotzdem habe ich bei vielen anderen Dingen noch Angst, bin nervös etc., obwohl es nicht sein müsste. Wenn ich nun nochmal eine Pizza zum Mitnehmen bestellen sollte, wäre ich wieder aufgeregt etc.
Auf viele Sachen verzichte ich, weil ich einfach Angst habe, auch wenn ich es nachher vielleicht bereuhe...

Früher, ich war ca. 10 Jahre alt oder so, war eine sehr sehr blöde Situation. Es war schon 11h abends oder so, ich lag schon im Bett, schlief aber noch nicht wirklich. Meine Mutter kam in mein Zimmer und fragte leise, ob ich noch wach wäre, ihre Freundin wäre da und hätte die Dackel dabei. Ich liebte diese Dackel! Aber ich tat so, als würde ich schlafen, weil ich im ersten Moment dachte, ich würde sonst Ärger bekommen, dass ich noch wach sei.
Meine Mutter ging wieder. Ich lag da, wusste nicht was ich tun sollte. Ich wollte so gerne zu den Dackeln, aber ich traute mich nicht, weil ich es peinlich fand, erst so zu tun als würde ich schlafen und dann doch runter zu kommen.
Ich war sowas von sauer auf mich selbst und traurig, ich weinte sogar, aber traute mich einfach nicht, runter zu gehen, zu den Dackeln.
Am nächsten Tag erzählte mir meine Mutter, dass ihre Freundin mit Dackeln da gewesen wäre, aber ich geschlafen hätte. Beinah hätte ich wieder angefangen zu heulen. Ich war ja noch jünger....aber ich war so sauer! Auf mich selbst.

Ich habe nicht immer Angst, aber ab und zu...beim Kaufen von Kinokarten versuche ich immer, dass meine Freundin die Karten kauft...ich weiß nicht, das klingt so kindisch...
Ich bin von klein an schon immer etwas schüchtern, zumindest meint meine Mutter, dass ich früher nie Neue Sachen ausprobieren wollte und immer an ihrem "Rockzipfel" hing. Aber irgendwie hat sich das bis jetzt nicht verbessert.
In der Schule läuft alles ganz gut, ich habe auch keine wirkliche Angst mehr mich zu melden, wie es früher war. Mit meinen Eltern habe ich auch keine Probleme.

Aber letztens habe ich festgestellt, dass ich eigentlich garkeine Freunde habe... Dass heißt, ich habe noch drei Freundinnen von der alten Schule und in meiner neuen Klasse habe ich zwei Mädchen gefunden, die auch nett sind. In der Pause hänge ich meistens mit diesen beiden und zwei Freundinnen meiner alten Schule rum.
Trotzdem sind es rigendwie nicht wirklich meine Freundinnen....bzw., ich verabrede mich nie mit ihnen. Seit ca. 1/2 bis 1 Jahr verabrede ich mich kaum noch. Zuerst war es so, dass ich mich nur noch am Wochenende mit Freunden getroffen habe und mittlerweile mache ich das auch kaum noch.
Irgendwie beunruhigt es mich, dass ich das garnicht schlimm finde. Ich bin lieber allein. Meine Eltern meinen auch, dass ich schon immer ein "sehr stilles Kind" gewesen bin. Es ist mir immer peinlich, wenn mich Freundinnen fragen, was ich am Wochenende mache und ich immer sage: Nichts (besonderes). Vor ein paar Monaten habe ich mir ausreden ausgedacht, wenn mich eine Freundin gefragt hat, ob ich was mit ihr mache. Jetzt fragen mich kaum noch Leute...was ich aber nicht schlimm finde, dann muss ich keine Ausreden mehr erfinden. Aber mir fällt auch oft auf, dass ich ja sozusagen keine Freunde mehr habe. Was mache ich an meinem 18. Geburtstag? Ich habe keinen zum Einladen. Ich könnte natürlich meine "Freundinnen" einladen, aber das wären dann höchstens 5-6, mehr auch nicht.

Naja...in meiner Freizeit sitze ich meistens vor dem PC, ansonsten Lese ich oder Zeichne etc., aber das mache ich alles lieber, als mit Freunden etwas zu machen. Wenn ich einen einzelnen Tag sehe, finde ich ihn schon ganz gut. Aber wenn ich mein "Leben" insgesamt sehe...es ist so nutzlos. Außerdem bekomme ich schön öfter mal Bemerkungen von Freunden oder auch von meinen Eltern zu hören. Meine Freundinnen sagen manchmal: Ach stimmt, du hängst ja wieder alleine rum. Vielleicht sagen sie das auch, weil sie traurig sind, dass ich nie was mit ihnen mache...jedenfalls ist das ziemlich peinlich.
Und meine Mutter sagt oft: Ich treff mich mit dem und dem - du hast ja keine Freunde. Sie wirkt immer ein bisschen sauer, wenn sie das sagt...kein Wunder.

Meine Freundin hat mal gesagt, ich würde sie nie richtig angucken, also immer schnell weggucken, wenn sie guckt. Das ist mir garnicht so aufgefallen. Eigentlich ist es auch nicht so, dass ich jemandem nicht in die Augen gucken kann. Aber eine andere Freundin meinte mal, ich würde immer so negativ denken und mein Vater meinte einmal, dass ich, als ich etwas bestellte, so schüchtern wirkte. Langsam habe ich echt das Gefühl, dass ich irgendwie...anders bin. Aber ich glaube nicht, dass ich eine richtige Angststörung habe...oder?

Manchmal wünsche ich mir sogar, dass ich mal mit einem Psychologen darüber sprechen kann, aber ich kann es nicht. Wenn, dann würde ich es heimlich machen, jedenfalls will ich nicht, dass meine Eltern oder Verwandte mitbekommen, dass ich zu einem Psychologen oder Psychiater gehe. Ich wüsste garnicht, wie ich es ihnen sagen sollte.
Außerdem haben wir in der Familie einen Psychologen. Da ist was vorgefallen...er hat mich früher oft "gestreichelt" etc., was nicht schlimm war, aber ich mochte es nicht. Jetzt haben meine Eltern mit ihm gesprochen, er macht es nicht mehr, aber meine Eltern etc. haben kein so gutes Bild von Psychologen bzw. sie gehören zu den Eltern, die immer sagen: Das schaffen wir auch ohne Hilfe etc. Von daher weiß ich nicht, wie ich es ihnen sagen sollte.

Aber vielleicht rede ich alles ja viel schlimmer als es ist bzw. es ist ganz normal...

Hm...hinzu kommt noch, dass ich etwas verklemmpt bin...ich hatte bis jetzt noch keinen richtigen Freund.

Habe ich vielleicht eine soziale Phobie?
Bzw., kann man meinem "Verhalten" einen Namen geben, oder ist es normal?

MfG
Anonym

Anwort von Sabine

Hallo!

Trotz Deiner langen Mail kann ich von hieraus nicht einstufen wie schlimm Deine Angst wirklich ist. Du beschreibst zwar einige Situationen und erkennst sie auch, aber Du hattest auch den Mut uns darüber zu berichten und offen und ehrlich darüber zu spreche. Das finde ich persönlich schon sehr positiv. Anders würde es bei einem Psychologen auch nicht ablaufen. Ich weiß nicht, ob ein Psychologe erforderlich wäre. Vielleicht googelst Du mal ein wenig im Internet unter dem Begriff herum. Vielleicht findest Du ja ein paar Pages, wo Du Hinweise findest, die auf Dich ein wenig zutreffen. Ich weiß nicht, was man dagegen tun kann. Ich weiß zwar, dass ich als Kind so ählich war wie Du. Ich traute mir mit 13 Jahren noch nicht zum Bäcker zu gehen und ein Brot zu kaufen. Ich wälzte es immer auf meinen großen Bruder ab. Heute bin ich das komplette Gegenteil. Ich habe nicht viel daran getan. Mußte zwar oft ins kalte Wasser springen um die Angst zu verlieren, aber es ergab sich irgendwie immer von alleine und ich war gezwungen meine Angst zu überwinden. Ich wußte oft, die Angst ist da, aber ich hatte mich dann halt gezwungen, weil ich keine andere Wahl hatte. Ob es der richtige Weg war, weiß ich nicht, aber heute mit 35 Jahren ist es weg. Das heißt es war schon mit 21 jahren weg. Meine Ausbildung in einer fern gelegenen Stadt hat eine Menge dazu beigetragen. Ich mußte plötzlich Hürden nehmen, die ich vorher geschickt umgangen wäre. Duch meine Ausbildung war ich aber gezwungen mich zu stellen.
Wie es bei Dir zu bewältigen wäre, weiß ich nicht, aber vielleicht wird es in ähnlicher Form bei Dir mal auftreten. Naja und wie gesagt, vielleicht findest Du im Netz ein paar hilfreiche Tipps.

Lieben Gruß