Probleme nach sexuellem Missbrauch
Hallo,
ich wurde in meiner Vergangenheit mehrmals sexuell missbraucht. Ich kam zuerst in ambulante Therapie, nach dem die nicht angeschlagen hat wurde ich in eine Kinder und Jugend Psychatrie eingewiesen. Da war ich nun ein halbes Jahr. Als ich dort hingekommen bin hatte ich Depressionen, Albträume, Panikattaken ( die "wir" nur mit Bedarfsmedikation übergangsweise in den Griff bekamen), ich bekomme Angst, wenn Männer hinter mir stehen und breche in Tränen aus( was im Supermarkt oder in der Schule nicht so gut ist), habe kein sonderlich gutes Verhältnis zu meinem Körper, das ist zwar nicht ständig so, doch es gibt Phasen wo ich es nicht ertrage, wenn mich jemand berürt oder nur anschaut entweder verkrieche ich mich in Ecken oder ähnlichem oder ich werde agressiv, mache Gegenstände kaputt, bin meiner Umwelt gegenüber agressiv oder verletze mich selbst.
Vor kurzem wurde ich entlassen, obwohl sich an meiner Situation kaum was geändert hat. Ich kann mit gutem Gefühl sagen, dass ich alles was sie mir gesagt haben versucht habe umzusetzen. Obwohl ich mich kurz vor meiner Entlassung massiv verletzt habe und ich genäht werden musste wurde ich entlassen, mit dem satz:" Tja es liegt alein an dir was du aus deinen Problemen machst, da du ja jetzt weisst wie du es ändern kannst ist es nicht mehr unser Problem."
Ehrlich gesagt fühle ich mich aufgegeben und alein gelassen. Ich bin ziemlich verzweifelt und so möchte ich nicht weiterleben.
Habt ihr vieleicht einen Ratschlag, was ich jetzt tun kann?
Wie ich die Probleme in den Griff bekommen kann?
Da ich mich wirklich nur oberflächlich an die Dinge erinnern kann die mir passiert sind ist es auch schwierig das aufzuarbeiten.
Ich kann die Therapie auch nicht woanders machen, da alle Therapeuten für Jugendliche mit zu dieser Klinik gehören und Therapeuten für Erwachsene mich gleich wieder zurück schicken.
Im vorraus vielen Dank
Jenny
Hallo Jenny!
Du hast in der Therapie lernen können mit der Situation umzugehen. So entnehme ich es zumindest dem Satz, den Du mit reingebracht hast.
Irgendwo ist was dran und irgendwo kann ich auch nachvollziehen, dass Du Dich alleine gelassen fühlst.
Was Dir passiert ist, tut mir unendlich leid. Keiner Frau sollte sowas passieren. Ich weiß, dass man solche Dinge nie vergessen kann. Da will ich keinem was vormachen, aber man lernen damit zu leben. Es braucht seine Zeit, aber es geht. Du hast jetzt teils erlernen können, wie man damit leben kann. Dieses Wissen solltest Du versuche immer wieder umzusetzen. Ist wie mit dem Führerschein. Das Fahren lernt man doch erst richtig, wenn man den Führerschein hat, sprich die Prüfung bestanden. So ähnlich wird es jetzt bei Dir sein. Steige ein in das Auto und fahre durch die Gegend um Erfahrungen zu sammeln. Es werden schlechte sein und auch gute. Man kann sich nicht vor den schlechten schützen. Die Garantie kann Dir niemand geben. Aber man kann lernen mit den schlechten besser umzugehen. Das Leben ist ein Auf und ein Ab. Es ist manchmal schwer, aber trotzdem geht es weiter und man sollte sich nicht hängen lassen. Das Aufstehen kostet Kraft, aber man lernt von mal zu mal leichter aufzustehen und sich nicht zu sehr reinzuhängen. Du bist jetzt dran das umzusetzen, was Du gelernt hast. Du bist wichtig. Die Männer, die da draußen sind,die sind nicht alle gleich. Nein, sie unterscheiden sich alle voneinander. Klar, man kann die bösen nicht von den guten unterscheiden, aber Dein Instinkt und das, was Du gelernt hast, wird Dir oft genug Signale senden, um Dich ein wenig zu schützen. Leider tragen die bösen Männer keine Papiere bei sich, wo draufsteht "Achtung, könnte sich als Arschloch entpuppen". Obwohl ich die Idee, aufgrund meiner Erfahrungen gar nicht so schlecht finden würde. Wie auch immer. Jenny Du zählst jetzt und Du bist wichtig. Du hast eine Menge gelernt und Du bist frei. Geh und lebe und zwar so, dass Du glücklich bist. Achte auf Deine Signale und Gefühle und Du wirst einen Weg finden. Du kannst es. Davon bin ich fest überzeugt, denn Du hast einen guten neuen Start bekommen. Verstecke Dich nicht hinter irgendwelchen Ablenkungsmanövern. Sie bringen nichts. Stelle Dich dem, was Dich stört und versuche konsequent zu handeln.
Alles Gute und
lieben Gruß