Problem von mibby - 19 Jahre

Mein Leben - daneben?

Hallo Ihr Lieben...
mir kommt es eigentlich recht dämlich vor, meinem Herzen hier so anonym Luft zu machen, aber vielleicht hilft ja gerade DAS mal. mein Problem, das ich habe, ist recht kompliziert bzw. langwierig zu erklären, aber ich will es kurz versuchen (was mir, im Nachhinein gesehen, nicht gelungen ist).

ich hatte 3 Jahre aufgrund von familiären Problemen Essstörungen, erst Magersucht, dann Bulimie, habe schließlich angefangen, mir die Arme zu ritzen, habe mir die Pulsadern aufgeschnitten und letztendlich Antidepressiva nehmen müssen, weil meine Todessehnsucht doch zu groß und damit zu gefährlich war. ich habe schließlich eine Therapie gemacht, die mir sehr geholfen hat, die nun aber, zum neuen Jahr, nach 2 1/2 Jahren zuende ging. Ich hatte meine Essstörung ganz gut im Griff, hatte mit dem Ritzen aufgehört. Während der Therapie war ich von Zuhause ausgezogen, um Abstand zu den symbiotischen Familienverhältnissen zu gewinnen, dieser Auszug war zwar schwer, aber im Nachhinein gut und richtig. Mittlerweile hatte sich die Lage entspannt, so dass ich erstmal wieder zurückgezogen bin, denn ich hatte im vergangenen Jahr noch keinen Studienplatz bekommen und musste daher noch ein Jahr warten.

Anfangs klappte alles ganz gut, ich hatte ein super Verhältnis zu meiner Mutter, was bis dahin unmöglich gewesen war, habe Lebensfreude empfunden und ausgestrahlt, war von grundauf positiv und habe meine Essstörung ganz weit von mir geschoben. Ich habe es geschafft, mich um einiges mehr zu akzeptieren und gut zu finden, meinen Körper zu mögen, ja zu mir zu sagen.

und nun, seit ca. 2 Wochen ist alles umgeschlagen; ich habe die ganze Zeit durchgekotzt, meistens nachts, ich merke, wie meine Laune immer mehr in den Keller geht, wie meine Welt sich immer mehr wieder um Essen und Brechen dreht, wie diese Leere zurückkommt, die man nie richtig füllen kann. Das Verhältnis zu meiner Mutter geht wieder absolut den Bach runter, sie versteht mich überhaupt nicht, aber was erwarte ich auch! Wahrscheinlich kann eine Mutter das Unglück ihrer Tochter nie richtig verstehen, schon gar nicht ertragen. Sie wusste damals von meiner Essstörung, konnte aber nie damit umgehen, hat mir immer nur Vorwürfe gemacht. Von meinen Rückfällen hab ich ihr nie erzählt, weil es für sie so schwierig ist, aber jetzt hat sie mich angesprochen, "Ob ich es denn wieder mache". ich konnte nicht (mehr) lügen, hab die Wahrheit gesagt und seitdem streiten wir uns andauernd und driften immer weiter auseinander.

In meiner Studienwartezeit jobbe ich im Moment als Kellnerin, was mir wahnsinnig Spaß macht, als einziges in meinem Leben. Ich bin eigentlich 10Std. am Tag bei meiner Arbeit und gehe, wenn ich nach Hause komme, meist gleich ins Bett oder noch weg, erlebe also so gut wie nichts mehr von meiner Familie. Aber wenn ich ehrlich bin, will ich auch gar nichts von ihnen erleben, ihre Art, miteinander umzugehen, kotzt mich an, wie sie mit mir reden, macht mich agressiv, sie interessieren mich eigentlich überhaupt nicht. Bei der Arbeit bin ich immer gutgelaunt und mir kommen NIE schwarze Gedanken, aber ich weiß außerhalb des Cafés gar nichts mehr mit mir anzufangen, ich kann eigentlich gar nicht mit mir allein sein und das bewusst genießen, ich habe keine Ansprüche mehr an mein Leben und eigentlich ist es mir auch völlig egal, ob sich meine Welt morgen weiter dreht oder nicht. Ich könnte auch morgen nicht mehr da sein und es wäre mir völlig egal. Ich bin überhaupt nicht mehr gespannt auf das, was alles noch vor mir liegt (Studium usw.), ich hänge fest in einem Loch und komme da irgendwie nicht mehr raus.
Aber das kanns doch nicht gewesen sein! Ich mache mir selbst Angst, weil ich so abgestumpft bin, weil mir meine Familie anscheinend gar nichts mehr bedeutet, weil mein Leben mir so egal ist.

v.a. verstehe ich nicht, warum ich es nie schaffe, mich Menschen meines Vertrauens - v.a. meiner liebsten Freundin - mit diesen Gedanken anzuvertrauen! Noch nie habe ich jemanden um Hilfe gebeten oder angerufen, wenn es mir schlecht ging. Meine Freundin leidet sehr darunter, weil sie das Gefühl hat, nicht gebraucht zu werden von mir oder mir nicht helfen zu können. Ich weiß das, aber ich bringe es nicht, mich bei ihr in Notsituationen zu melden! Ich verstehe es einfach nicht!

Was ist los mit mir? Warum fühle ich mich so leer, so antriebs-, kraftlos, so nutzlos, wenn ich mal gerade NICHT arbeite? Ich kann doch nicht mein ganzes Leben lang Antidepressiva nehmen, weil ich mit mir nicht klarkomme?!

Ich war mal so ein fröhliches Mädchen, hab mit Liebe und Leidenschaft Klavier und Geige gespielt, habe im Chor gesungen, Bilder gemalt, war stundenlang in der Natur mit meinem Hund, habe Sport gemacht, mich mit Freunden getroffen, stundenlang gelesen usw., usw., und jetzt? Nichts mehr, nur noch Farblosigkeit, Leere, Müdigkeit... ich habe alle Hobbies aufgegeben, mein Hund nervt mich total, Sport mache ich, um allein meinen Körper zu trimmen, nicht, weil es SPASS macht. nichts macht Freude, ich empfinde höchstens mal den Kick des Augenblicks, wenn überhaupt.

Ich habe das Gefühl, dass ich das nicht mehr lange aushalte. Ich möchte doch mein Leben wieder lieben können. Jetzt ist meine Therapie rum, ich habe dort so viel gelernt, und nun? Ist das das Leben?

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Mibby!
Es ist toll, dass Dir die Therapie so viel geholfen hat. Ein Grund mehr, sie wieder aufzunehmen. Versuch es durch zu bekommen. Allein der Rückfall ist ein Argument, dem keine Krankenkasse widersprechen wird.

Du bist von zu Hause ausgezogen, um den Gründen für Dein Verhalten zu entfliehen. Und dann bist Du genau zu diesen Gründen zurückgekehrt. Vielleicht war das keine so gute Idee. Ich bin kein Therapeut, ich kann das nicht mit Sicherheit sagen. Sicher muss man sich mit dem auseinandersetzen, aber das kann man auch mit etwas Abstand. Mit diesem Abstand kommt wohl auch das Interesse am Familienleben wieder. Wenn man nicht gezwungen ist, die anderen zu sehen, sondern selbst entscheidet, wann man besucht, ist das Verhältnis dazu gleich ein ganz anderes. Das hast Du selbst und ich nach meinem Auszug zu Hause gemerkt. Denk einmal darüber nach, ob es nicht sinnvoll wäre, wieder ein eigenes Heim zu haben. Vielleicht ja nicht allein? Eine WG wäre doch nett, oder nicht?
Wäre Deine Freundin eventuell bereit dazu? Ist das möglich?

In Notsituationen wäre sie schließlich auch immer für Dich da, möchte, dass Du sie anrufst. Das schaffst Du nicht, sagst Du. Dann setz Dich doch in so einem Fall hin und schreibe ihr einen Brief über all das, was Dir gerade durch den Kopf geht. Das befreit Dich bestimmt auch ein bißchen und wenn sie es dann liest, kann sie immer noch darauf eingehen und Dir mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Es ist schade, dass Deine Mutter mit Deinem Problemen nicht umgehen kann; sie lässt aus Sorge Vorwürfe werden. Es ist schwer, aber vielleicht kannst Du die Vorwürfe ja mal nicht als solche sehen, sondern als Ausdruck ihrer Sorge. Den Spieß umdrehen?

Solange Du etwas zu tun hast (bei der Arbeit) scheinst Du glücklich zu sein. Also beschäftige Dich, lass Dich nicht einfach mit Dir selbst allein. Nimm Deine Hobbys wieder auf. Vielleicht kommt die Freude daran ja zurück. Irgendwo in Dir steckt bestimmt noch dieses lebensfrohe Mädchen, das Du vermisst. Lock es hervor, indem Du tust, was dieses Mädchen immer glücklich gemacht hat.

Ich wünsche Dir von Herzen alles erdenklich Gute!