Problem von Julia - 15 Jahre

Gebrochenes Herz

Liebes KUKA Team!

Zuerst einmal ein richtig großes Lob an euch! Ich finds toll wie ihr
euch Zeit nimmt um anderen bei Sorgen und Problemen zu helfen!

Also, seit ein paar Wochen gibt es da einen Jungen. Ich kenne ihn vom
Handball. Und ich befürchte, das ich auf ihn stehe, er aber nicht auf mich.
Das ganze fing so an. Ich muss immer zu ihm gucken, und ich befürchte
auch, das er das gemerkt hat.
Es ist manchmal vorgekommen, das er spöttisch(schätz ich mal)
zu mir rüber grinst, wenn ich den Ball in der Hand habe und werfen muss.
Ich kann nicht wirklich sagen ob er meine Nähe beabsichtigt sucht,
es ist ab und zu in den Pausen mal vorgekommen das er meine Nähe
sucht. Ob es nur Zufall ist, kann ich nicht sagen, es kann ja schließlich
auch sein das ich mich selber belüge und mir nur einrede es sei
Absicht, um mir selber nicht wehzutun. Ich reichte ihn sogar einmal
den Ball, und dabei musste ich grinsen und konnte ihm nicht in die Augen
schauen! Ich weiß das es sein könnte das ich mich damit verraten habe,
aber ich konnte einfach nicht anders, ich musste grinsen!
Er sagte danke, aber irgendwie komisch.
Ich will jetzt nicht irgendwie übertreiben oder so, aber seine Stimme
war viel höher als sonst. Vielleicht.. vielleicht wollte er mich nur verarschen?
Ich habe keine Ahnung! Ein paar Tage späte hat er mich dann nur so
flüchtig angelächelt, aber ich habe nicht zurückgelächelt, weil ich Angst
hatte, das ich mich damit verraten könnte! Ich bin extrem schüchtern.
In der Öffentlichkeit könnte ich stundenlang kein Laut von mir geben
vor lauter Schüchternheit. Mir fällt es schwer.
Denn dann denke ich mir meistens "Ja ich werd bestimmt was
falsches sagen und dann lacht mich jeder aus". Und das ist dann auch
meistens so. Wenn ich was sage, beginnen die meisten zu lachen.
Obwohl ich doch ganz normale Sätze in den Mund nehme.
Dann würde ich mich am liebsten in Luft auflösen.

Tja, und dann wieder ein paar Tage später hab ich ihn angelächelt,
aber er nicht zurück. Ich wäre am liebsten in den Erdboden versunken.
Es passierte genau das, was ich befürchtet hatte. Jetzt habe ich
Schuldgefühle. Es ist doch genau das was ich vorher beschrieben habe.
Die Angst. Und es ging schon wiedermal daneben.
Was mich dennoch überraschte, ist, das er nachher wieder
meine Nähe suchte. Und einmal sah er mir dabei tief in die Augen.
Aber meine Angst ist trozdem viel, viel größer als mein Wille.
Vielleicht will er mich ja nur testen, weil er mitbekommen hat, das ich
ihn die meiste Zeit angucke? Oder nein, er will mich doch bestimmt
nur verarschen.. Oder vielleicht empfindet er doch noch
was für mich? Und wenn es nur Freundschaft ist. Ich find ihn supersüß.
Auch als Kumpel. Ich wollte schon immer mal einen Kumpel haben.
Die sind mir manchmal sogar lieber als beste Freundinen, weil die meiner
Meinung nach nicht so zickig und eingebildet sind. Doch mir fällt es
viel schwieriger einen Jungen kennenzulernen. Daher hab ich
auch keinen. Wenn einer von den
Jungs mir nur eine Frage stellt dann fang ich an zu zittern weil ich
Angst habe das es schonwieder daneben geht und das die mich
dann auslachen und
für dumm halten. Und dann fehlen mir auch die Worte und meine Lippen
fühlen sich an wie versteinert. Und dann gehts auch meistens daneben!
Ich hab so oft mit meiner Mutter über diese Angst gesprochen,
aber sie sagt nur, dass das alles Quatsch ist und das ich mir das nur
einbilde. Wenn ich ehrlich sein soll, ich war sogar einmal beim Psychiater
deswegen, als ich noch in den Kindergarten ging. Im Kindergarten
hab ich auch nie ein Wort gesprochen. Meine Kindergärtnerin hat sich
mir gegenüber (jetzt aber wirklich nur mir gegenüber) total provokant
verhalten, hat mir sogar manchmal die Zunge gezeigt und so.
Das ist wirklich kein Scherz, ich meine es wirklich ernst. Ich kann verstehen
wenn ihr jetzt denkt da sitzt ein Jugendlicher vorm PC dem langweilig
ist und der jetzt dem Team einen Unsinn schreibt nur um sie zu ärgern.
Dem ist aber nicht so, wirklich nicht. Ich hoffe ihr könnt euch ein wenig
in meine Situation hineinversetzen. Ich denke, das nimmt mich noch
immer mit, trotz meiner 15 Jahre. In der Grundschule fing ich dann an,
mit den anderen zu reden. Da fiel es mir schon leichter. Vielleicht aber
nur aufgrund meines Arztbesuches. Aber ich
schlepps irgendwo noch mit mir. Und meine Mutter denkt nicht daran mich ein
zweites mal zum Psychiater zu schicken weil sie meint "Du bist alt genug
um selber an dir zu arbeiten" und "Das ist alles Quatsch, das bildest
du dir nur ein" und "Das ist lächerlich". Aber ich denke sie versteht es nicht.
Es ist wirklich bis heute noch sehr schwer für mich. Wenn wir in unserer
Klasse zB einen Sesselkreis machen dann bekomme ich sofort Panikattacken
und Schweisausbrüche und ich fange an zu zittern. Genau das gleiche
wenn ich ein Referat halten muss oder vor der Klasse sprechen muss.
Dann sehen die anderen wie ich anfange zu zittern und das ist
dann sowas von peinlich. Ich würde mich dann am liebsten in Luft auflösen.
So kann es einfach nicht weitergehen und deswegen auch das Problem
mit diesem Jungen. Ich kann doch jetzt nicht hergehen und dem meine
Lebensgeschichte erzählen. Auch in späteren Zeiten wenn ich einmal
studiere wird das so nicht weitergehen können. Ich muss was daran
ändern, ich weiß nur einfach nicht wie! Ich schließe mich manchmal sogar
in meinem Zimmer ein und fang an zu heulen weil mir das so am Wecker geht
das ist wie eine Angst die man am liebsten sofort überwinden möchte aber
kaum eine Chance hat und ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Ohne
diese Angst könnte doch einiges viel leichter sein als sonst.
Wie kann ich diese Angst überwinden? Und wie kann ich
herausfinden, was der Kerl wirklich von mir hält? Bitte helft mir. Ich wäre
so dankbar wenn ihr mir helfen könntet.

Vielen Dank!
Eure Julia

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Julia!

Ich denke ganz gewiss nicht, dass Du Dir hier einen Scherz erlaubst. Möchte nicht behaupten, dass ich hier jeden Fake erkenne, aber Du schreibst viel zu offen und man kann die Verzweifelung beim Lesen spüren.

Außerdem kenne ich diese Angst. Ich war in Deinem Alter kaum anders. Wenn ich zurückblicke, erkenne ich mich kaum wieder. Und auch meine alten Klassenkamerade tun es kaum. Ich gehörte auch zu den sehr stillen, immer mit der Befürchtung beladen, im Mittelpunkt zu stehen und laut zu sagen, was mir durch den Kopf geht. Die Angst, andere über mich lachen zu hören, hat mich ganz schön blockiert.

Wie bin ich da raus gekommen? Leider kann ich das gar nicht genau soagen. Schade. Dir könnte das heute wirklich weiterhelfen. Ich denke es lag daran, dass die Angst nicht größer ist als der Wille, sondern sich nur größer anfühlt.

Das Geheimnis liegt wohl darin, fest hinter dem zu stehen was man sagt und tut. Dann macht die Reaktion der anderen auch nicht mehr so viel aus. Du bist Du. Hab dich selbst lieb, dann haben Dich andere lieb.

Ich glaube auch nicht, dass die Erzieherin in Deinem Kindergarten Dich provozieren wollte; sie wollte Dich aus der Reserve locken. Kleine Kinder lachen nun mal, wenn Erwachsene Grimassen schneiden und z.B. die Zunge herausstrecken. Das war nicht so gemeint, wie es bei Dir angekommen ist. Sie wollte Deine Mauer auf diese Art durchdringen. Wenn Du darüber einmal nachdenkst, kannst Du vielleicht schon mal eine Menge Ballast abwerfen. Sie wollte Dir nie was böses - ganz im Gegenteil.

Und noch eine Angst kannst Du getrost über Bord werfen. Die Angst davor, dieser Junge vom Handball könnte merken, was da in Dir vorgeht. Dazu sind Gefühle doch da: sie sollen bemerkt werden. Du findest ihn einfach sympathisch, ob da einmal mehr draus wird, ob ihr euch verliebt, ob ihr euch anfreundet, ist ein ganz anderes Blatt. Im Moment ist er einfach süß und lächelt hin und wieder zurück. Nicht mehr, nicht weniger. Lächele, wenn Dir nach lächeln ist und guck weg, wenn Dir danach ist. Wenn Du das tust, wonach Dir gerade ist, dann ist es immer das richtige. Mach Dir das bewusst. Es ist wirklich so. Und die Nervösität, die Du an den Tag legst, kann bei ihm sogar als kleines Kompliment ankommen. Er macht Dich nervös.

Lass diese Geschichte einfach weiter laufen. Du musst nichts direkt in Gang bringen. Zwar kann es sein, dass Du damit auf der Stelle stehen bleibst, aber ich glaube nicht unbedingt, dass Du es im Augenblick schaffst, ihn einfach mal zu fragen, ob er mit Dir noch etwas trinken gehen möchte. Oder doch? Mach einfach weiter. Du wirst dann eines Tages merken und erfahren, was in ihm vorgeht.

Aber erst einmal arbeite an Dir selbst. Frei reden kann man lernen. Zu Hause vor dem Spiegel zum Beispiel. Oder trag Deiner Mutter ein Referat vor, dann lädst Du ein paar Freunde ein und trägst es ihnen auch noch mal vor. Und dann eben vor der Klasse. Und selbst wenn sie lachen - was soll's? Deine Hände zittern weil Du aufgeregt bist. Das ist vollkommen normal. Das darf so sein. Ich hatte am Samstag kirchliche Trauung und meine Pastorin (die das nun wirklich oft genug macht) war sichtlich nervös, zitterte auch wahnsinnig, als sie uns die Ringe reichte. Und weißt Du was? Das machte sie nur noch sympathischer.

Du möchtest gerne eine Therapie machen. Aber auch in einer Therapie muss man an sich arbeiten; das übernimmt nicht der Therapeut. Der kann nur Hilfestellung geben. Vielleicht erhoffst Du Dir da ein Stückchen zu viel. Geh doch einmal in einen Bücherladen und schau Dich um. So viele gute Bücher über mehr Selbstvertrauen, mehr Akzeptanz sich selbst gegenüber usw. Ich kann mir gut vorstellen, dass Dich das ein großes Stück weiter bringt. Einen Versuch ist es doch wert, oder?

Alles Gute!