Problem von Brede - 25 Jahre

Unglücklich verliebt, mit 25 nichts erreicht

Ich habe mich verliebt und traue mich nicht es ihr zu sagen, weil ich angst habe ihren Erwartungen nicht zu entsprechen. Weil ich mich für den Menschen schäme, der ich geworden bin.

Eigentlich war alles ganz wunderbar gelaufen. Mit 19 hatte ich meine Ausbildung abgeschlossen und alle waren irgendwie stolz auf mich und haben mir auf die Schulter geklopft und meinten, das ich mich ganz Prima gemacht hätte und gut in meinem Job sein würde.

Meine Eltern wollten wieder zurück in die alte Heimat ziehen und somit die versprengte Familie wieder zusammenbringen. Zu dem damaligen Zeitpunkt war ich optimistisch und habe mich auf mein Leben gefreut. Alles lief Prima, die Arbeit, die Freunde ? es hat einfach Spaß gemacht.
Und da ich eher ein Familienmensch bin, habe ich nicht lange gezögert mit meinen Eltern mitzukommen. Ich dachte mir: He, wenn es hier schon so gut läuft, wie gut muss es dann zusammen mit dem Rest der Familie laufen.

Doch nun würde ich sagen, das die Entscheidung, mit meinen Eltern mitzukommen und noch bei ihnen wohnen zu bleiben, der größte Fehler war den ich bisher in meinem Leben getroffen habe. Denn von da an, stürzte meine Leben in ein tiefes finsteres Loch, aus dem ich mich bis Heute noch nicht heraus kämpfen konnte.

Meinen neuen Arbeitsplatz hatte ich bereits nach wenigen Monaten verloren. Ich war Arbeitslos und am Boden zerstört. Dann fand ich nach einigen Wochen eine neue Anstellung, aber auch hier war es wieder das selbe. Mobbing war an der Tagesordnung, jeder gegen jeden und den Neuling hat es dann eben erwischt. Wieder war ich arbeitslos und ich war, genau wie mein Ego, erneut am Boden zerstört. Nach der zweiten Kündigung habe ich mich dann in Computerspiele geflüchtet. Habe Onlinespiele bis zum erbrechen gespielt und mich dabei gehen gelassen. Anordnungen vom Arbeitsamt habe ich ignoriert, weil ich mich nicht in einen 1Euro-Job zwängen lassen wollte. Irgendwann hat das Arbeitsamt schließlich die Leistungen eingestellt. Ganz zu recht.

Meine Eltern haben es sich wohl nicht getraut ihrem deprimierten Sohn (zu dem Zeitpunkt 21 Jahre alt), so richtig in den Hintern zu treten. Man hat sich im verlauf der Jahre eher auseinandergelebt und den Stillstand akzeptiert. Man war quasi \'zusammen allein\'.

Und weiß der Geier wie ich das geschafft habe, aber endlich bin ich aus diesem Delirium erwacht. Ich sehe die Ziele, die ich schon früher immer in meinem Leben erreichen wollte, nun wieder klar vor mir. Die Lust am Leben kehrt langsam wieder zurück und das ewige MMO-Versteckspiel habe ich an den Nagel gehängt.
Doch nun habe ich mit den Folgen meiner Dumm- und Faulheit zu kämpfen. Andere haben mit 20 ihre erste feste Beziehung und gewinnen daran an Erfahrung und Reife. Ich hingegen habe all das nicht durchlebt. Ich besitze nur die Sehnsucht danach. Weder besitze ich ein Handy, noch kenne ich mich im Nachtleben meiner City aus, oder habe sonst etwas vorzuweisen.

Und das allerschlimmste ist, das ich mich nun in eine Arzthelferin verliebt habe.
Auf voller Breitseite hat es mich erwischt. Aber ich habe angst ihr zu sagen was ich für sie empfinde, weil ich glaube, das sie schon so viel weiter ist, in all den Dingen, in denen ich noch das nachsehen habe.

Will sie überhaupt etwas mit mir zu tun haben? Mit jemanden der keinen Job hat und mit 25 noch zu Hause wohnt?

Dana Anwort von Dana

Hallo, Brede.

Ganz ehrlich?
Wenn die Dame, in die du dich verliebt hast, auch nur ein wenig Grips besitzt, wird sie, wenn du vorsichtig anfragst, dir lächelnd eine Chance geben.

Du schreibst unglaublich sympathisch, du bist dir selbst gegenüber sehr ehrlich und hast erkannt, dass viel falsch lief. Du bist ein intelligenter Kopf, der viel erreichen kann, wenn er will und auch, wenn du ein paar Jahre länger gebraucht hast, um den Weg zu laufen, bist du doch JETZT auf dem besten Weg.

Die Kündigungen deiner Arbeitsstellen waren natürlich bitter, allerdings warst du, wie man es rauslesen kannst, ja nicht schuld daran.

Ob all das, was passierte, ein Fehler war? Das kann man hinterher nur schwer sagen. Sicher, das Reinkriechen in ein Schneckenhaus aus Onlinespielen war einer, doch er war nur zu begreiflich. Es zehrt einfach am Selbstwertgefühl, wenn man versucht und versucht und es haut nicht hin.

Ich möchte dir raten, den Weg, den du beschritten hast, weiter zu gehen. Such aktiv nach Arbeit, du bist noch jung, du hast eine gute Ausbildung. Wenn du so bist, wie ich dich einschätze, wirst du Arbeit finden.

Was die Dame betrifft:Ich würde ganz sanft immer mal den Kontakt suchen...und wenn du krank spielst, um zum Arzt zu kommen. Sprich mit ihr, unterhalte dich...lernt euch kennen. Wenn sie ein Mensch mit Charakter ist, wird sie Interesse haben, ohne vorher dein Bankkonto zu checken oder ähnliches. Wenn ihr näher miteinander bekannt seid, würde ich genauso herzlich ehrlich sein, wie du es hier warst. Ist sie ein Mensch, der dich verdient, wird sie das nicht abschrecken.

Ich bin jedenfalls beeindruckt von der Genauigkeit, wie du dich selbst ehrlich einschätzt und von der Offenheit, mit der du deine Schwächen und Fehler zugibst. Ich glaube, dass du ein toller Mensch bist und noch einiges auf die Beine stellen kannst, wenn du es anpackst.

Also los... *schubs* Auf geht's!

Alles Liebe,

Dana