Problem von Anonym - 15 Jahre

Ich habe das Gefühl, dass mir alles genommen wird

Hallo
damit ich gleich auf den Punkt komme. Meine Eltern sind geschieden seit ich 5 bin. Ich habe eine 17jährige Schwester und einen 1jährigen Halbbruder. Keiner, außer mein Vater, kommt wirklich mit der neuen Freundin meines Vaters zurecht und das weiß er auch. Er hatte immer gesagt, dass meine Schwester und ich im Mittelpunkt seines Lebens stehen, aber nun ist es seine Freundin, auch wenn er es nicht zugeben will. Vor 2Jahren hat mein Vater meiner Schwester und mir gebeichtet dass seine Freundin schwanger ist. Für meine Schwester war es wie der Weltuntergang, ich dagegen war happy. Ich wollte immer eine große Schwester sein und mir war egal durch wen. Ich habe überall geschwermt große Schwester zu werden und als mein Halbbruder da war, habe ich alles stehen und liegen gelassen. Meiner Schwester war es egal. Ich bin mit meinem Dad ins Krankenhaus und seine Freundin war total nett. Sie sagte sogar zu einer Krankenschwester, dass ich die große Schwester sei, damit ich in den einen Raum durfte. Ich war total froh, dann nach 3oder 4 Monaten hat sie mir verboten ihn zu sehen. Ich weiß bis heute nicht den Grund. Mein Vater hat es geschafft, dass ich meinen Halbbruder wieder sehen darf, aber nicht anfassen. Das macht mich fertig. Da seine Freundin nicht mit mir redet, und ich erlich gesagt etwas angst davor hab ihr alleine gegenüber zu stehen, sehe ich meinen Vater und meinen Halbbruder nur alle paar Monate. Mein Vater sagt, das ist meine Aufgabe auf seine Freundin zuzugehen. Das war von Anfang an ein Streitpunkt, bis er mir ins Gesicht sagte: \"Du kannst bleiben wo der Pfeffer wächst.\" Das machte mich fertig. Wir haben vor 3Monaten das 1.Mal wieder miteinander geredet. Er sagt nichts dazu.
So das ist der eine Teil der mich fertig macht, doch schön wäre es, wenn dass alles wäre.
Meine Schwester ist mit ende 16 anfang 17 in eine Wohngruppe gekommen, weil sie Handgreiflich gegenüber meiner Mutter wurde.
So und der 3Grund:
Meine Mom hatte damals noch einen Freund. Er ersetzte meinen Vater. Mir ist einmal \"Papa\" rausgerutscht, er sagte: \"Ja, meine Ziehtochter.\" Die Beziehung beendete er aber 1Monat nach dem Vorfall mit meinem leiblichen Vater und das ohne Vorwarnung. Er sagte: \"Wir bleiben im Kontakt, dass mit deiner Mutter und mir hat nichts mit dir zu tun, du bleibst meine Tochter.\" (Er hat keine Kinder) Tia, gesagt nicht getan. 1Monat hatten wir noch Kontakt, dann ging er nicht mehr ans Handy oder antwortete auf Mails.
Ich hatte starke Depessionen. Ich saß nur in der Ecke und weinte. In der Schule überspielte ich es so gut es ging, aber sie merkten es. Meine Freunde versuchten mich aufzuheitern, aber dann kam auch noch das Thema \"Familie\" in Bio und ich habe zum 1.Mal die Fassung in der Schule verloren. Ich habe es geschafft bis in die 5min Pause, dann bin ich aus dem Klassenzimmer raus gerannt und habe geweint. Meine Freunde sind nach und dann habe ich ihnen erst die ganze Geschichte erzählt. Ich hatte insgesamt ca. 2Monate Depressionen und meine Mom wusste nicht weiter. Ich schaffe es nun auch ihr gegenüber stehts glücklich zu wirken, aber selbst heute liege ich manchmal noch weinend im Bett. Ich kann ihren Ex nicht loslassen.
Meine Schwester und ich verstehen uns mittleerweile wieder besser, aber trotzdem kommt mir immer in den Kopf:
Meine Schwester ist in einer Wohngruppe, meinen Halbbruder darf ich nicht anfassen, mein leiblicher Vater will mich wohl gar nicht sehen, mein \"Ziehvater\" meldet sich nicht. Ich weiß nicht mehr weiter bitte helft mir.

Dana Anwort von Dana

Hallo, liebes anonymes Mädel.

Das, was du hier erzählst, erfüllt mich mit großem Mitgefühl. Nicht, wegen der Dinge, die passiert sind, sondern aus dem einfachen Grund, dass du anscheinend bei dir die ganze Schuld suchst. Es ist schlimm zu lesen, dass Erwachsene, die mit ihrem Leben nicht klar kommen, sich SO blöd verhalten, dass die Kinder die sind, die dann heftig drunter leiden.

Lass dir gesagt sein: du bist absolut an NICHTS Schuld. Auch wenn du denkst, dass das nicht sein kann, doch, es ist so. Dass du das Gefühl hast, dir werde alles genommen, kann ich gut nachvollziehen, aber auch das ist nicht komplett so. Du hast nämlich deine Freunde vergessen, die wirklich toll für dich da sind. Und dass du Freunde hast, beweist schonmal, dass du ein wirklich lieber und toller Mensch sein musst. Menschen, die soziale Idioten sind, haben in den seltensten Fällen Freunde. Das nurmal vorweg.

Im Prinzip bist du das Opfer lauter Schwierigkeiten der Erwachsenen. Der Vater hat sich eine neue Welt aufgebaut mit neuer Frau, neuem Kind und wahrscheinlich auch teilweise neuem Freundeskreis. Dazu kommt noch die scheinbare Unfähigkeit, mit dir über ein Problem zu sprechen, da du ja noch nichtmal weißt, warum er sich plötzlich so entfernt. Das ist mehr als unfair, aber nicht deine Schuld.

Ich würde dir in dem Fall raten, wenn dir das so wichtig ist, deinen Vater um ein Gespräch zu bitten. Warte auf einen Moment, in dem ihr alleine seid und sag dann "Papa, bitte, ich möchte mit dir einen kleinen Moment reden". Und dann kommt es drauf an, wie du es formulierst. Sachlich, ruhig, erkläre ihm DEINE Gefühlslage, lass die neue Freundin außen vor. Frag ihn, ob etwas vorgefallen ist, dass so eine Distanz da ist. Sag ihm, dass du es dir nicht erklären kannst, es aber gerne verstehen würdest.

Auf diese Weise hast du ihn zwar angesprochen, aber mit nichts volle Kanne konfrontiert und er hat die Möglichkeit, drauf einzugehen, ohne von Vorwürfen zugebombt worden zu sein. Vielleicht ist ja ein Gespräch möglich. Du kannst ihm auch sagen, dass du es dir sehr wünschen würdest, wieder etwas enger mit ihm zu sein, dass du ihn vermisst...das alles sind keine Dinge, die ein Streitgespräch provozieren, sondern einfach die Schilderung deiner Gemütslage. Vielleicht kommen dann auch ein paar Dinge ans Licht, die dich so verletzen. Wichtig ist nur, dass du ganz erwachsen ruhig bleibst, sonst wird die Diskussion schnell beendet sein und ein Streit daraus, der dann wieder so endet, dass du weinen musst, das wäre sehr schade.

Gib deinem Dad für die Antworten Zeit. Enge ihn nicht ein. Bedenke, dass auch er ein Mensch ist, der überfordert sein könnte mit dem allen. Vielleicht kann er nicht aus seiner Haut oder wird halt anderweitig beeinflusst.

Aber: DU hast keine Schuld daran! Versuche, den Knoten zu lösen, wenn du möchtest, aber lass dir nicht den schwarzen Peter zuschieben.

2. deine Schwester.

Schau...jeder löst seine Aggressionen und Verletzungen auf eine andere Weise. Du bist diejenige, die schwermütig wird, die weint, die sich zurück zieht. Du suchst die Schuld bei dir und behältst viel Traurigkeit in dir. Deine Schwester macht es gerade anders herum. Sie trägt ihre Aggressionen nach außen. Ich weiß ja nicht, wie eure kleine Familie funktioniert hat, aber diese Gegensätze gibt es sehr oft. Klar, dass sie gewaltätig wurde, ist absolut keine Lösung und auch gar kein Weg, aber du siehst, dass auch sie sehr stark unter etwas leidet, es nur anders ausdrückt als du.

Vielleicht wäre mal ein Gespräch zwischen euch beiden sinnvoll? Wenn du sagst, dass du wieder besser mit ihr klar kommst, möchtest du vielleicht einfach mal mit ihr reden? Sie fragen, was in ihr vorgeht, was ihre Seele so macht? Ganz UNABHÄNGIG von der Schlägerei oder den anderen Dingen der Vergangenheit.

3. Dein Ziehpapa:
Auch wieder so eine Erwachsenenproblemgeschichten, die auf deinem Rücken ausgetragen werden. Er liebt dich, da bin ich sicher. Er liebt nur deine Mutter nicht mehr und hat sich ebenfalls eine neue Welt aufgebaut. Dinge/Menschen aus der alten Welt in die neue einzubinden, ist immer sehr schwierig.

Es wäre wichtig, dass du weder gegen deinen Vater, noch auf deinen Ziehvater Groll hegst. Ja, sie sind verantwortungslos mit dir umgegangen, aber sie sind auch nur Menschen, die ein schwieriges Gefühlsleben hatten/haben. Ich will das nicht entschuldigen, aber vielleicht entspannst du dich etwas, wenn du merkst, dass es NUR die eigene Unzulänglichkeit dieser beiden Männer ist, die die Probleme heraufbeschworen haben und nicht deine Person selbst.

Die Folge von deinen Problemen sollte übrigens sein, dass du einfach mal losgehst (das geht!) und einen Gesprächstermin bei einem Psychologen oder Psychotherapeuten machst. Man kann zu ihnen einfach hingehen und sich einen Termin geben lassen, die rechnen das dann mit der Krankenkasse selbst ab. Du musst da weder was bezahlen, noch wird dir was abverlangt.

Du brauchst da keine Eltern, das funktioniert auch so. Psychotherapeuten sind keine "Ärzte für Verrückte", sondern Helfer im Leben. Sie wissen viele Dinge und kennen sich sehr gut aus, so dass Hilfe auf jeden Fall sicher ist.

UND: denk immer an deine Freunde, die da sind. Du bist nicht alleine, nicht alles ist weg und nicht alles ist verloren. Durch die Hilfe beim Psychotherapeuten, das Zusammensein mit deinen Freunden und vielleicht ein oder zwei ehrlichen Gesprächen mit deinem Vater könnte viel gewonnen werden.

Ich wünsche dir alles Glück der Welt.

Und denk immer dran: du musst ein toller Mensch sein, sonst wärst du wirklich ganz alleine. Und das bist du nicht. Und das ist gut so.

Ganz liebe Grüße,

Dana