Problem von Anonoym - 25 Jahre 29.09.05

Verliebt in China

Hallo Leute von diesem sehr tollen Online-Angebot!

Ich habe mich nach langem wieder über beide Ohren verliebt und möchte in nächster Zeit herausfinden ob das auf Gegenseitigkeit beruht und ob eine Beziehung auch überhaupt Sinn machen kann. Vielleicht könnt Ihr mir ja einen kleinen Tipp oder eine Anregung zu meiner Situation geben. Dafür möchte ich aber jetzt ein wenig weiter ausholen, um alles klar darzulegen:

Ich habe auf einem Trekking-Trip zu viert durch West-China einen vier Jahre jüngeren Chinesen, Arthur, kennengelernt und mich im Laufe des Trips in ihn verliebt. Den Trip selbst haben wir über das Netz geplant und haben uns alle erst in China zum ersten Mal gesehen. Alle Beteiligten kannten sich bloß über den Chat, trotzdem ist die ganze Reise (6 Wochen) eigentlich ganz gut gelaufen. Die ersten Wochen verliefen eigenlich ganz normal, wir haben uns erst mal kennengelernt und auch ziemlich gut verstanden, doch mit der Zeit stellte sich heraus, dass die zwei weiteren Europäer außer mir nicht so das ganz große Interesse am Trekken in den Bergen hatten, sodass sie vor allem mit Arthur in einige Konflikte über den weiteren Verlauf der Reise kamen. Ich hatte schon von Anfang an meine vorzeitige Rückreise (eben nach 6 Wochen) aus geschäftlichen Gründen angekündigt, also mischte ich mich in die ganzen Diskussionen nicht weiters ein.

Arthur war aber ziemlich unglücklich, dass die anderen beiden eben nicht seinen Standpunkt teilten und so hat er sich immer des öfteren bei mir über seine Probleme mit den anderen ausgeschüttet. So hat sich eine tiefere Verbindung zwischen uns beiden ergeben, was schlussendlich nach fünfeinhalb Wochen und einigen weiteren Meinungsverschiedenheiten dazu führte, dass Arthur zusammen mit mir zurück nach Beijing gefahren ist.

Arthur und ich haben uns zu zweit einfach ausgezeichnet verstanden, wir konnten Stunden miteinander plaudern auf unserer Tour, auch weil wir sehr viele eher ausgefallene gemeinsame Interessen haben. Das ist in meinem Fall bemerkenswert, da ich doch ein ziemlich "außergewöhnlicher" Mensch bin. Ich bin sehr ehrgeizig und zielstrebig, bin äußerst intelligent (was einerseits eine einmalige Eigenschaft ist, aber andererseits einen in manchen Kreisen leicht zum Außenseiter stempelt). Für Ausgehen (Disco, Pub, etc.) habe ich auch kaum etwas übrig, auch kein Interesse für passiven Sport, Fernsehen, Computer Games oder ähnliches, dafür sind meine Steckenpferde Geschichte, Anthropologie, Wirtschaft & Politik (hatte auch schon mal ein eigenes Unternehmen) sowie meine Forschung (Mathematik/Computerwissenschaften). Also kurzum ich hatte doch immer ein wenig ein Problem einen Partner zu finden, der irgendwie zu mir passt von der Interessenslage her. Ich hatte auch bis dato noch keine Beziehung, habe mich zwar schon einige Male in Mädchen als auch Burschen verliebt, ist aber nie was daraus geworden. Außerdem bin ich was Privates betrifft auch immer ein wenig schüchtern.

Doch zurück zur Situation in China. Arthur und ich haben uns extrem gut verstanden und so hat Arthur mich immer mehr dazu gedrängt, doch mit ihm ein gemeinsames Projekt in China zu starten. Ich war ja am Anfang nicht unbedingt von der Sache begeistert (die Distanz und meine relative Unkenntnis der Kultur), aber er konnte mich dann doch überreden. Ich verfüge doch über einiges an Geldmittel (da ich ja auch recht gut verdiene) und risikoscheu bin ich eigentlich auch nicht (besitze auch Aktien, etc.), also habe ich zugesagt mich an dem Projekt zu beteiligen (zu 50%). Ich bin mir durchaus bewusst, dass die Sache mit hohem Risiko behaftet ist, aber ich bin nun auch nicht extrem blauäugig, also es wird sicher einen Gesellschaftsvertrag geben (habe auch einen Freund, der des Chinesischen mächtig ist, um den Vertrag zu prüfen) - also ich habe jetzt nicht die große Angst über den Tisch gezogen zu werden. Ich finde es eher natürlich sich so besser kennenzulernen, habe ich selbst auch versucht Leute, die mich interessierten oder wo ich fand, dass sie außergewöhnlich gute Fähigkeiten besaßen für verschiedensten Projekte (ich bin nun mal ein leidenschaftlicher Organisator und Teamleader) zu gewinnen.

Also kurzum bei all dem Planen und auch Diskutieren über Geschichte und kulturelle Fragen, habe ich mich Hals über Kopf verliebt. Wir haben einfach auch sehr viel Zeit miteinander (auf sehr engem Raum - Zelt) verbracht. Zu körperlichen Annäherungsversuchen ist es zwar nie gekommen, trotzdem waren wir beide sehr traurig, als ich dann wieder abfliegen musste. Zuhause angekommen musste ich gleich wieder beruflich für eine Woche ins Ausland, ich hatte schlicht weg einfach keine Zeit meine Emails zu lesen. Als ich dann wieder zu Hause war, hatte ich dann auch schon zwei Emails von ihm in der Box über wie es mir denn so geht jetzt und mit "Where are you ... missing!?", die ich dann natürlich auch sofort beantwortet habe und seitdem chatten wir auch wieder regelmäßig oft über 5/6 Stunden. Dabei geht es über das Projekt, über gesellschaftlichen Austausch, er plant auch schon wieder einen gemeinsamen Trip für nächstes Jahr, usw.. Außerdem drängt er mich ihn doch bald wieder in China zu besuchen (zu Weihnachten oder im Frühjahr)

Ich habe dann eben versucht, die Sache zu konkretisieren, also eben herauszufinden, ob er denn auch mehr für mich empfindet. Direkt angesprochen habe ich es zwar nicht, aber wurde doch relativ deutlich worauf ich hinaus wollte. Leider ist er mir ausgewichen.

Die Frage, die sich nun für mich stellt, wie ich mit der ganzen Sache umgehen soll und erbitte mir von Euch einen Ratschlag oder einen Hinweis. Ich werde die Sache auch noch mit einem sehr guten Freund von mir besprechen, aber ich möchte eben verschiedene Meinungen einholen.
Hauptproblem an der Beziehung ist auf alle Fälle die Distanz. Ich kann einfach nicht jederzeit mal so einen Flug nach Beijing unternehmen, außerdem muss ich mir meinen doch sehr großzügigen Urlaub auch damit einteilen, dass ich meine Eltern und Großeltern besuche, da ich doch im Ausland und daher sehr weit entfernt von zu Hause lebe und arbeite. Vom Finanziellen her ist die Sache nun nicht wirklich das große Problem, hätte vielleicht auch die Möglichkeit mal von meiner Arbeitsstelle aus für ein Jahr nach China zu gehen (wäre zu erfragen), aber das ist frühestens erst in eine Jahr spruchreif und außerdem müsste ich da vorher auch erst Mandarin lernen (bin zwar sehr sprachbegabt,aber ein/zwei Jahre muss man doch für so ein Vorhaben veranschlagen, um wenigsten etwas kommunizieren zu können).
Was mich aber auch sehr verunsichert ist der kulturelle Unterschied. Ich lebe nun doch schon zwei Jahre im Ausland und weiß, dass es schon innerhalb der verschiedenen Nationalitäten in Europa sehr leicht zu Aufassungsunterschieden und Missverständnissen kommen kann, so erst recht in China. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass Homophilie in China - vor allem wenn die Familie der Führungsriege relativ nahe steht (Arthurs Vater ist sehr hoher Offizier) - noch immer ein großes Tabu-Thema ist. Man konnte ja dafür noch bis vor vier Jahren für geisteskrank erklärt werden. Wisst Ihr vielleicht eine Stelle, wo ich diesbezüglich weitere Informationen bekommen könnte?