Problem von Anonym - 25 Jahre

Ist alles schon vorbei und ich kann es mir nur nicht eingestehen??

Ich versuche mal meine momentan etwas blöde Situation zu beschreiben:
Ich habe meinen jetzigen Freund damals an der Uni kennengelernt & ich habe mich sofort in ihn verliebt. Bei ihm waren zunächst keine Gefühle da, deshalb waren wir am Anfang einfach nur gute Freunde. Aus der Freundschaft wurde dann eine \"F***-Beziehung\" und vor knapp 5 Jahren sind wir dann doch zusammengekommen.
Am Anfang war die Situation für mich schwer, weil ich immer nicht scher war, ob er einfach nur mit mir zusammen ist, weil er mich nicht mit anderen teilen wollte oder ob er mich wirklich liebte. Im ersten halben Jahr hatten wir ziemlich viele heftige Streits, aber dann wurde es eine wirklich schöne und glückliche Beziehung, wir haben viele tolle Sachen zusammen erlebt & in letzter Zeit auch schon häufig darüber gesprochen, dass wir uns durchaus eine gemeinsame Zukunft mit Kindern usw. vorstellen könnten...
Vor 4 Monaten hat jetzt aber mein Freund einen neuen Job angenommen, bei dem er sehr viel Arbeiten muss und obwohl wir seit über 2 Jahren zusammen wohnen sehen wir uns seit dem nur noch relativ selten - zumindest viel weniger als vorher.
Seit dem ich ihn nicht mehr so oft sehe fallen mir - wenn ich ihn sehe - sehr häufig nur noch Dinge an ihm auf, die mich stören. Kleinigkeiten, die ich eigentlich seit Jahren von ihm kenne & die mich eigentlich immer schon gestört haben fallen immer mehr ins Gewicht und es fällt mir immer schwerer etwas positives zu sehen, wenn ich ihn anschaue (-> ja ich weiß das klingt schon sehr hart!).
Ich erwische mich teilweise dabei, dass ich mich darüber ärgere, wenn er früher nach Hause kommt, weil ich lieber alleine sein möchte und bin in letzter Zeit auch viel häufiger mit Freundinnen unterwegs...
Vor 2 Wochen war ich mit einer Freundin für eine Woche im Urlaub und habe bemerkt, dass ich plötzlich auch andere Männer wieder durchaus interessant finde - das ist mir früher nie so gegangen!
So wie es momentan ist, kann es wirklich nicht weitergehen, aber ich weiß nicht was ich tun soll. Ich habe ihn vor 2 Wochen damit konfrontiert und ihm gesagt, welche Kleinigkeiten mich momentan am Meisten stören. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich momentan mit der Situation sehr unzufrieden bin und nicht weiß, wie man das ändern kann... Er war total traurig als ich ihm das alles gesagt habe, aber geändert hat sich seit dem nicht wirklich was...
Was soll ich nur machen? Ich werde noch ungefähr 3 Monate für mein Studium brauchen und habe eigentlich keine Lust dafür nochmal umzuziehen , vor allem da ich nicht weiß ob ich nach dem Studium weiter in dieser Stadt bleibe oder nicht. Wie kann ich meine Beziehung retten? Oder kann ich sie überhaupt noch retten? Ich habe manchmal das Gefühl ich wäre momentan alleine glücklicher, aber ich bin mir nicht sicher was passieren würde, wenn ich dann wirklich alleine bin. Ich habe mich so an ihn gewöhnt & ich glaube er würde mir schon sehr fehlen - 5 Jahre sind schon eine lange Zeit...

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte.

Du bist das Abziehbild von mir, was die "Entwöhnung vom Partner" angeht.

Wenn der Partner wenig Zeit für einen hat, beginnen viele Partnerinnen, die vorher absolut integer gelebt haben, sich umzuorientieren. Die Nähe fehlt, plötzlich merkt man: Holla...ich komm auch alleine klar, bzw nehme auch wieder andere "potentielle Partner" wahr. Und dann geht das Denken los.

Bei mir war es genauso. Partner NUR weg (jobtechnisch) und die Ehe kühlte ab. Ich weiß nicht, ob es jetzt hilft, wenn ich sage, dass ich inzwischen getrennt bin, mit einem neuen Partner zusammen, es mir tierisch gut geht, weil die Nähe da ist, die ich brauche und eine ganz zärtliche Liebe.

Allerdings sollte man mehrere Chancen geben, mehrere Gespräche führen, sonst fühlt man sich irgendwann furchtbar, wenn man überlegt, dass man nicht alles genutzt hat, die Beziehung zu retten. Ich jedenfalls habe genau das gemacht. Ich habe mir den Mund fusselig geredet, habe versucht, meinen Exmann dazu zu bewegen, Änderungen herbei zu führen, wir haben versucht, wieder mehr miteinander zu erleben, etcpp.

Das ist nämlich das Hauptproblem. Dadurch, dass man das Leben nicht mehr so teilt wie vorher, fangen die beiden Welten an, sich zu trennen. Ihr macht beide eigene Erfahrungen - ohne den Anderen. Das bedeutet, dass der Andere erst immer erklärt kriegen muss, was alles so im Leben los ist und nicht dabei war.

Es ist wichtig, dass BEIDE anfangen, an der Beziehung zu arbeiten. Offene Aussprachen, zusammen überlegen, wie man weiter verfahren könnte. Wenn sich dann nichts tut, gibt es nur die Möglichkeiten, sich entweder damit abzufinden oder sich zu trennen. Fang nicht mit Affairen an, weil du dich irgendwie nicht lösen willst, das wird nichts auf Dauer.

Du bist sehr jung mit deinem Freund zusammen gekommen. So wie ich das verstanden habe, hast du jetzt eine fünfjährige Beziehung und davor ja schon diese Anbandlung mit der Bettbeziehung gehabt. Das ist schon früh und man fängt an zu überlegen, ob man was verpasst oder verpasst hat.

DU musst für dich überlegen, ob du der Beziehung eine Chance geben möchtest. Und wenn ja, dann kämpf drum. Ich habe auch lange gekämpft, bei mir war nur irgendwann klar, dass ich alleine kämpfe. Wer weiß, vielleicht ist das bei euch anders. Vielleicht kapiert er ja, was er verlieren könnte. Ärsche hoch, sagt man so schön.

Es gäbe auch die Möglichkeit, mal bei einer Paarberatung reinzuschauen. Wenn euch daran liegt, die Beziehung wieder aufzupeppen und die Liebe wieder aufzufrischen, wäre das durchaus eine Alternative zum Selbstkämpfen.

Es klingt sehr danach, dass du schon eine ganze Weile wegstrebst. Es ist also deine Entscheidung, ob du kämpfen möchtest oder es beendest. Keiner zwingt dich zu vorschnellen Entschlüssen, von daher: lass dir Zeit, führe Gespräche, frag auch mal nahestehende Personen, die vielleicht eher objektiv auf die Beziehung schauen können...und überlege auch sehr genau, ob nicht "etwas Neues" einfach nur reizvoll ist und man dafür vielleicht vorschnell das altgewohnte Alltagsleben wegwirft.

Die Gedanken und die Entscheidungen kann dir keiner abnehmen. Mir wäre es wichtig, alles getan zu haben, bevor ich mich vielleicht für eine Trennung entscheide.

Liebe Grüße und alles Gute für dich!

Dana