Problem von Marie - 16 Jahre

Meine Großeltern nörgeln!

Hallo liebe Kummerkastenleute,

ich habe ein Problem mit meinen Großeltern. Um genau zu sein hat meine ganze Familie ein Problem mit meinen Großeltern. Sie werden immer grießgrämiger, haben ständig etwas zu bemängeln und sind nur noch am kritisieren. Außerdem streiten sie immer öfter wegen Belanglosem wie einem eingetrockneten Kaffeefleck an einer Tasse - und zwar ziemlich heftig. Ich vermute, dass es daran liegt, dass sie viel Zeit zu Hause verbringen und nur selten das Haus verlassen. Sie kennen die Welt praktisch nur noch aus dem Fernsehen (der Nachrichtensender ist immer ganz schlimm, da wird noch stundenlang später über die böse Menschheit geärgert und geschimpft).

Es wird mir und der restlichen Familie immer unangenehmer die beiden zu besuchen. Jedes Mal gibt es Streit wegen nichts. Ich bezweifle, dass das ihrer Gesundheit gut tut. Manchmal habe ich auch Angst, dass einer von ihnen mal einen Herzanfall oder sowas bekommt, wenn sie sich immer so aufregen.

Natürlich haben wir schon versucht mit ihnen auszugehen. Aber wir haben es nie geschafft. Immer gab es eine Ausrede...
Das stört das gesamte Gleichgewicht in unserer Familie, die Atmosphäre ist ständig angespannt. Früher war das NIE so. Es gab diese Probleme NIE. Wir haben sie auch darauf angesprochen, aber sie streiten immer alles ab und wollen sich einfach nichts sagen lassen.

Es belastet uns wirklich sehr, da es, wie gesagt, immer unangenehmer wird sie zu besuchen. Bitte helft uns!

Liebe Grüße
Marie

Dana Anwort von Dana

Liebe Marie,

dein Problem kenne ich gut, ich hatte ebenfalls genau so einen Opi. Am Schluss terrorisierte er die ganze Familie. Es ging so weit, dass wir, wenn wir eine Minute nach zwölf (Essenszeit bei meinem Opi) gekommen sind, schon der Haussegen schief hing. "Gegessen wird um zwölf!!!"

Das Problem: man kriegt es aus den alten Leutchen leider nicht mehr raus. Sie haben zu viel Zeit für sich selbst, ihre Denkkreise werden immer enger, manche Kreise schließen sich sogar...und Winzigkeiten werden uuuunheimlich wichtig und aufgebauscht bis zum Gehtnichtmehr. Das ist auch der Grund, warum man alte Menschen oft über ihre Krankheiten reden hört und nichts anderes mehr. Sie HABEN nichts anderes mehr.

Deine Großeltern fürchten sich wahrscheinlich vor diesem Gebrechlichsein. Sie wollen nicht mehr testen, ob sie noch kräftig genug sind, mit euch auszugehen, sie haben Angst vor dem, was draußen ist. Das muss im Alter so nicht sein, viele Menschen sagen "jetzt erst recht!!" und versuchen, so viel wie möglich noch mit zu erleben. Aber viele Menschen geben sich auch halb auf. Das Lebenswerk ist vollbracht, was soll man sonst noch tun.

Doch das ist ein Teufelskreis. Man geht nicht mehr raus, hat deshalb auch keine Erfahrungen mehr, erlebt nichts, was man teilen und mitteilen könnte...und pocht auf Kleinigkeiten im Haus rum, weil anderes nicht mehr möglich ist. Ich weiß noch, wie meine Großeltern sich stritten, ob sie nun sonntags oder samstags vom Urlaub wieder gekommen waren. Das konnten die, wenn man sie nicht gestoppt hat, durchaus mehrere Stunden durchhalten. Immer wieder "Nein, das war aber SO!" und er andere: "Nee, das war SO!"...keine Chance.

Unsere Familie hatte dann zwei Phasen durchlebt.

1. Toleranz und Ruhe bewahren.

Das würde ich euch auch raten. Es bringt nichts, sich total aufzureiben, deine Großeltern werden sich nicht mehr ändern, egal, wie ihr es probiert. Man kann sie nur auf der Ebene abholen, auf der sie sich momentan befinden. Man kann vorschlagen, mal auf einen Spieleabend vorbei zu kommen oder mal Bilder von früher anzugucken...das sind die Dinge, die alten Menschen dann wieder wichtig werden. Versucht nicht, ihnen Sachen aufzudrücken, die sie nicht mehr wollen.

Die Streiterei wird man auch nicht mehr auf Null kriegen, weil diese kleinen Dinge eben das Denken von älteren Menschen bestimmen. Das ist ihnen wichtig, also wird drüber geredet. Wenn sie zanken gibt es nur die Möglichkeit zu gehen und ihnen damit zu zeigen, dass ihr das nicht gutheißt oder sie abzulenken vom Streitthema und sachte in andere Gefilde zu führen, die weniger kompliziert sind. Ich kann verstehen, dass das nervt und an die Substanz geht. Aber wenn ihr etwas Verständnis für eure Großeltern auftreiben könntet, wäre vielleicht wieder in euren Seelen mehr Ruhe.

2. wenn es extrem schlimm wird (unser Großvater terrorisierte wirklich dann die ganze Familie, schimpfte, beschimpfte...es war schlimm), muss man schauen, dass man da einen Riegel vorschiebt. Dass man erklärt, man kommt nur, wenn Frieden ist, zu Besuch, dass man wirklich geht, wenn es losgeht und dass man auch mal eine Weile keine Einladung annimmt.

Wir haben das so gemacht. Mein Opi hat eine Weile nicht mit uns gesprochen, weil wir uns in der Kirche eine Reihe vor ihn gesetzt haben, da in seiner Reihe nicht genug Platz war. Das war der absolute Fehler und wurde uns jahrelang vorgeworfen, bis es wirklich einen Bruch gab.

Du siehst, das Problem von zänkischen Großeltern ist ein häufiges...*seufz* Ich kann dir nur raten, es nicht zu nah an euch ranzulassen, das hat keinen Wert. Auch das Schimpfen ist kein persönlicher Krieg gegen euch...sondern eher das Wettern gegen die Ohnmacht, die alte Menschen oft fühlen. Es ist zwar schade, dass sie nicht noch fröhlich am Leben teilnehmen wollen, aber so Leute gibt es zu Hauf.

Ich wünsche dir Gelassenheit vor allen Dingen, liebe Marie. Altersstarrsinn ist manchmal wirklich schwierig zu ertragen. Ich wünsche dir, euch, dass ihr das hinbekommt.

Alles Liebe und Gute,

Dana