Problem von K - 22 Jahre

Hat sie eine Homophobie?

Hallo liebes Kummerkastenteam,

Ich schätze die Arbeit die ihr euch mit dieser Internetseite macht sehr und hoffe dass ihr mir mit meinem Problem weiter helfen könnt.

Ich werde im Folgenden versuchen euch mein Problem so ausführlich wie möglich zu schildern:

Vor etwas mehr als einem halben Jahr habe ich mich gegenüber ein paar guten Freunden von mir und meiner Familie als lesbisch geoutet, was nicht leicht für mich war. Ein paar Monate zuvor habe ich eine gute Freundin von mir kennen gelernt. Mit der Zeit und durch Erfahrungen konnte ich sehr schnell Vetrauen zu ihr fassen und so wurde sie auch die erste Person der ich davon erzählte dass ich mich ausschließlich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühle. Sie hat das damals echt locker aufgenommen, allerdings hat sie mir auch von Anfang an gesagt dass sie mich zwar so akzeptiert wie ich bin, dass sie jedoch nicht damit umgehen könnte wenn ich mich in sie verlieben würde. Ich versicherte ihr dass sie sich da keine Sorgen machen muss. Sie hätte auch keinen Grund dazu. Ich bin mir sicher dass ich mich nicht in sie verlieben könnte. Sie ist einfach nicht mein Typ und zudem schon einige Jahre älter als ich. Außerdem ist sie eine gute Freundin von mir und mit guten Freunden würde ich ohnehin niemals eine Beziehung eingehen, aus Angst die Freundschaft aufs Spiel zu setzen. Als ich ihr mit der Zeit diese Angst genommen hatte, konnten wir uns auch immer ohne Probleme über das Thema Homosexualität unterhalten.

Seit einigen Monaten unternehmen wir öfters etwas miteinander und ich bin gern mit ihr zusammen. Wir haben immer viel Spaß. Bei den letzten Malen ist es, gerade wenn wir Alkohol getrunken hatten häufiger vorgekommen, dass ich sie mal in den Arm genommen habe oder einen Kuss auf die Wange gegeben habe. Ich hatte jedoch keinen Hintergedanken dabei, da ich dies unter guten Freunden für eine normale Sache halte. An einem Abend kam es nach einigen Bieren auch dazu, dass sie mich plötzlich auf den Mund geküsst hat, was ich aber ehrlich gesagt sehr schön fand. Wie schon erwähnt, habe ich jedoch keinerlei Gefühle, außer freundschaftlicher Art, für sie und dachte das sei kein Problem gewesen.

Seit etwa zwei Wochen verstehe ich jedoch die Welt nicht mehr. Wir waren an einem Abend wieder mit ein paar gemeinsamen Freunden von uns unterwegs gewesen und es war ziemlich spät geworden. Wir saßen zum Abschluss des Abends noch gemeinsam bei ihr Zuhause am Küchentisch um noch etwas zu quatschen. Blöderweise erwähnte ich gegenüber ihr auch, dass mir unser freundschaftlicher Kuss auf irgendeine Art und Weise gefallen hat, was wohl ein Fehler war. Sie wurde wütend und sagte daraufhin zu mir:\" Ich habe dir doch gesagt, ich akzeptiere deine Neigung, aber ich kann nicht damit umgehen wenn die Gefühle für mich ausgehen!\" Ich daraufhin meinte dass ich ja auch keine Gefühle für sie hätte, was sie mir wie ich denke nicht glauben wollte. In diesem Moment schellte es an der Tür. Es war ein Freund und er setzte sich noch etwas mit an den Tisch. So kamen zum Glück schnell auf andere Themen zu sprechen. Meine Freundin erzählte dann später davon, dass es ihr nicht gut geht in der letzten Zeit. Sie hatte in den vergangenen Wochen eine sehr harte Zeit durchmachen müssen und viele Dinge erlebt die echt schlimm waren. Ich muss dazu sagen dass sie eine Person ist, die vieles wegstecken kann und gut überspielen kann wenn sie traurig ist. Aber an diesem Abend habe ich sie zum ersten Mal weinen sehen, was mir echt leid getan hat. Daraufhin wollte ich sie trösten und in den Arm nehmen. Daraufhin folgte eine Reaktion von ihr die ich nicht erwartet hätte. Sie schrie mich an und meinte: \"Das zieht bei mir nicht!\" und wurde richtig sauer. Ich erklärte ihr daraufhin, dass ich das nur lieb gemeint hatte. Daraufhin hat sie sich ins Bett gelegt um zu schlafen.

Ich schlief die Nacht über im Gästezimmer. Am nächsten Morgen weckte sie mich schon früh und wollte mich wie ich glaube nur noch schnell loswerden. Sie fuhr mich noch bis zu mir nach Hause. Dort verabschiedete sie mich mit den Worten: \"Wir hören voneinander.\"
Seitdem hat sie mich weder angerufen oder mir eine SMS geschrieben. Dabei waren wir immer regelmäßig im Kontakt gewesen. Montag vor einer Woche habe ich an einer neuen Arbeitsstelle angefangen und sie hat auch nicht gefragt wie es mir da gefällt oder wie mein erster Tag war. Sonst hat sie so etwas immer gefragt.

Ich kenne dieses Verhalten von ihr nicht und glaube, dass es etwas damit zutun haben muss was an dem Abend passiert ist. Mitlerweile gehen mir vielerlei Gedanken durch den Kopf. Ich frage mich nun ernsthaft ob es vielleicht sein könnte dass meine Freundin eine Homophobie hat oder zumindest homophobe Züge hat...

Kann das sein oder was könnte ich falsch gemacht haben?
Soll ich sie einfach anrufen und sie darauf ansprechen oder was könnt ihr mir raten?

Ich möchte sie nur ungern als Freundin verlieren, da sie mir echt ans Herz gewachsen ist und sie mir auch schon oft geholfen hat als es mir schlecht ging. Sie ist ein sehr wichtiger Mensch für mich. Diese Situation belastet mich wirklich.

Ich hoffe ich bekomme eine Antwort von euch und dass ihr mir Rat geben könnt.

Lieben Gruß

Dana Anwort von Dana

Liebe K,

ich glaube nicht, dass deine Freundin homophob, sondern einfach stark hetero ist und die Grenzen nicht vermischt haben möchte.

Ich hatte auch mal eine Freundin, die zumindest bi war und bei der ich irgendwann spürte, dass da mehr war. Sie nahm mich länger in die Arme als sonst, sie kam mir mit ihrem Gesicht oft sehr nahe, sie sah mir unerträglich lang in die Augen...und ich fühlte mich einfach unwohl.

Deine Freundin könnte ähnliches fühlen. Leider ist es total schwer, Grenzen festzustecken oder eine Umarmung als "normal" abzutun, wenn man weiß, dass der Andere lesbisch ist. Ich zB war damals noch unerfahren mit homosexuellen Frauen und bekam es mit der Angst zu tun. Dazu kann noch eine interessante Anziehung kommen...so das Gefühl "was wäre wenn...." und schon "erschrickt" man vor sich selbst und sucht Abstand. BLOSS nicht näher ranlassen!

Inzwischen bin ich auch Umarmungen von Lesben gewohnt und empfinde sie als normal, weil sie normal gemeint sind. Deine Freundin ist da vielleicht auch einfach noch nicht so weit und deutet jede körperliche Annäherung falsch.

Dazu kommt, dass sie dich geküsst hat.

Meiner Meinung nach (und ich schließe mich da nicht aus) steckt in jeder Frau ein kleines Bisschen bi. Viele wollen das aber nicht zugeben. Sie spüren die Spannung und verbieten sich alles, weil "sie ja hetero sind". Deine Freundin hat diesem Drang wohl an dem Abend unter Alkohol nachgegeben - und es kann sein, dass sie sich einfach jetzt unglaublich schämt. Völlig zu Unrecht zwar, aber ich denke, sie würde es am liebsten vergessen, weil sie sich sonst eingestehen müsste, dass auch sie das aufregend gefunden hat.

Somit ist dieses Thema ein Reizthema, auf das hart reagiert wird - für dich ZU hart.

Ich denke, es wäre sinnvoll, sich mit ihr an einen Tisch zu setzen und mal Tacheles zu reden. Wenn sie nicht offen dafür ist, schreib ihr einen Brief und kläre sie über das Problem auf. Sag ihr, dass du sie nicht verlieren willst, weil sie deine beste Freundin ist, dass du aber wirklich keine sexuellen Bedürfnisse bei ihr hast und sie einfach weiterhin als Freundin haben willst. Dass sie BITTE sich nicht dauernd verkrampfen soll, wenn du sie umarmst, weil nichts Schlimmeres damit gemeint ist als einfach, dass du sie magst.

Klär das, sonst kann es sein, dass sie sich ihre eigenen Gedanken macht, die immer intensiver werden, bis irgendwann ein Bruch zu dir kommt. Und das wäre verdammt schade.

Liebe Grüße und viel Erfolg!

Dana