Problem von Nikolai - 16 Jahre

7 Jahre +x schon Depressionen

Hallo KuKa-Team,

bereits vor ca. 1,5-2 Jahren hab ich hier schon mal ein solches Formular abgeschickt, das -es war durchaus ernst gemeint und meiner Meinung nach auch so geschrieben- aus welchem Grund auch immer ignoriert wurde, was natürlich nicht gerade ermutigend auf mich wirkte.Aber nun gut.

Erstmal etwas Hintergrundwissen über mich:
Ich bin 16 Jahre alt, männlich, nicht hässlich oder übergewichtig etc., nach außen hin ein \"Durchschnitts\"-Teenager, bin nun in der 11.Klasse des Gymnasiums(habe allerdings nicht übersprungen).
Von meiner Familie wurde ich bisher nur enttäuscht.
Mein Vater(60) ist, seit ich Denken kann(und laut meinen Geschwistern auch schon davor), Alkoholiker.Jeden Abend hat er damit verbracht, sich zu Hause in einer mäßig beleuchteten Ecke des Wohnzimmers voll laufen zu lassen, meistens waren es an einem Abend 1-2 Flaschen Wein, dazu noch 2-3 Flaschen Bier.So ging das JEDEN Abend, Weihnachten oder Sylvester auch mal mehr (einmal lag er auch, in der Nacht auf einen meiner Geburtstage, bewusstlos zwischen den Geschenken, natürlich kein besonders toller Start in ein neues Lebensjahr für mich).Früher hat er mich und meinen Bruder auch geschlagen, ohne einen speziellen Grund.
Seit ein paar Monaten leben er und meine Mum(53) getrennt, er allein in seiner Wohnung und Ich bei meiner Mum, worüber ich anfangs auch froh war.
Aber seit meine Mum von einer Freundin den Tipp bekommen hat, doch mal eine Online-Datingbörse zu probieren, ist sie schon fast pc-süchtig, chattet mit allen möglichen Männern, vernachlässigt den Haushalt und gibt das meiste, eh schon knappe Haushaltsgeld dafür aus, sich mit den neuen Onlinebekanntschaften zu treffen.Vor kurzem war ein 34-Jähriger da, wovon ich auch erst erfahren habe, als sie am nächsten Morgen damit geprahlt hat.Das ist das, was ich am meisten an ihr hasse:Andere Leute ihren Alters hätten den Anstand, es geheim zu halten, aber sie gibt damit an, wovon mir regelmäßig schlecht wird.
Zu meinem Bruder (heute wurde er 23) habe ich seit einem Jahr gar keinen Kontakt mehr, ich weiß nicht, wo er wohnt, habe seine Telefonnummer nicht und selbst wenn wir uns auf Geburtstagen von Verwandten sehen, reden wir kein Wort miteinander.Mein Vater hat ihn früher oft geschlagen, er hat mich früher oft geschlagen(Gewalt erzeugt Gegengewalt, so ist das nunmal).Trotzdem mochte ich ihn früher noch am meisten, schließlich war er mein Bruder, trotz allem, was er mir angetan hat(er hat mich auch gezwungen zu rauchen, aber das nur nebenbei).
Meine Schwester(26) sehe ich seit 9 Jahren nur noch 1-2mal im Jahr.Meistens reist sie durch die halbe Welt, studiert irgendwo in Europa und meldet sich nur, wenn sie Geld von meinen Eltern braucht.Von dem allen abgesehen ist sie eigentlich ganz nett.

So, nun zu mir.
Seit ich ~9 habe ich mehr oder weniger regelmäßig(meistens nachts oder wenn grad niemand da ist) Depressionen, seit ich 12 bin Selbstmordgedanken.
Ich hatte nie eine \"echte\" Beziehung, habe zwar zwischenzeitlich immer mal wieder eine engere Bindung zu dem einem oder anderem Mädchen gehabt, mit ihr auch einiges unternommen, aber das letzte Bisschen hat immer gefehlt.So hab ich, bis auf ein kleines Abschiedsbussi heute noch kein einziges Mädchen geküsst, von Sex ganz zu schweigen.Deswegen sehe ich mich mehr oder weniger als \"beziehungsunfähig\", ich empfinde zwar starke Gefühle für manche Mädchen, weiß aber nicht, was ich dann tun soll, selbst, wenn ich mit ihr zusammen wär.
Ich würde mich als intellektueller als 90% der Menschen, die ich kenne bezeichnen; ich bin nicht unbedingt begabt in Wissenschaften, aber tagtäglich erschüttert, wie Menschen, die mit geschlossenen Augen durchs leben gehen, es trotzdem zu mehr schaffen als ich.Probleme wie Unterdrückung, Armut oder die zunehmende Überwachung werden von so gut wie allen Personen, die ich kenne, einfach so hingenommen.Wieso spenden Menschen 100? im Jahr an Länder, die sie nicht kennen, aber wenden nur hochnasig ihren Blick ab, wenn der Obdachlose in der S-Bahn-Unterführung ein paar Cent will?(Nun gut, 100? kann man von der Steuer abschreiben, ein paar Cent nicht)

Lange Rede, kurzer Sinn:Ich kann mich mit dem Großteil der Gesellschaft nicht identifizieren.
Anders ist das bei Musik.Vor ein paar Jahren war es noch der Thrash Metal, dessen pure Aggression mich faszinierte, dann wurde es immer \"softer\", bis ich schließlich beim kunstvollen Progressive/Psychedelic Rock angekommen bin.
Die Art Musik wird leider heutzutage von Großteil der Gesellschaft nicht geschätzt, was auch zu einer gewissen Isolation führt, da ich mit der Musik in Discos Clubs etc. nichts anfangen kann, und folglich auch kaum neue Leute kennen lerne.

Jedenfalls...das Motto \"Live Fast, Die Young\" beschreibt mehr oder weniger meine angestrebten Lebensstil.Als ich klein war, wollte ich alt werden, zumindest 75, um der nette Opa zu werden, den es bei uns nie gab.Später dann war mein Lebensziel nur noch 50, ich wollte nicht wie mein Vater enden.
Das stufte sich dann herab, zu 40, 35,30 und dann 27.
27 Jahre war für einen Rockstar das Idealalter, zu sterben.Jim Morrison(der vermutlich düsterste Poet der Hippie-Zeit und mein größtes Vorbild), Jimi Hendrix und auch Kurt Cobain, sie alle waren auf dem Gipfel ihrer Karriere mit 27 umgekommen.Ich spiele seit ein paar Jahren Gitarre, war auch in einer Band, aus der dann nichts wurde, dennoch schreibe ich noch Songs für eine eventuelle Solo-Karriere.
Passend dazu nehme ich auch seit einem Jahr ab und zu weiche Drogen(Cannabis, Lachgas, Nikotin, selten auch Alkohol; Alk aber weniger, da mein Vater abschreckend genug war), und ich will nicht hören, dass Drogen prinzipiell schlecht sind.Das behaupten nur Leute, die diese noch nie probiert haben und ignorant auf Studien verweisen, von Leuten, die ebenfalls nie Drogen probiert haben.Oder Leute, die es maßlos übertrieben haben; maßloses Übertreiben ist allerdings nie gut, trotzdem warnt kaum einer vor Koffeinabhängigkeit oder übertriebenem Sporttreiben.

Aber inzwischen scheint mir auch 27 zu alt.
18 ist mein neues Ziel, Pläne habe ich bereits zu Genüge gemacht.
Ich wüsste auch nicht, was ich sonst tun sollte.Mit 17 hätte ich bereits mein Abitur, doch was bringt mir das schon, wenn ich ein Leben ohne Liebe führe?Einsam alt werden will ich sicherlich nicht.Und ein 18Jähriger, der noch Jungfrau ist, findet schwer die passende Frau.Und selbst wenn, ich werde meine verdreckten Gene sicherlich nicht in die Welt setzen, alleine schon deswegen, weil ich nicht will, dass ein einziges Kind die Probleme meiner Familie erbt.Ich habe auch schon darüber nachgedacht, mich selbst zu kastrieren/sterilisieren, habe es dann aber auf Grund mangelnder chirurgischer Kenntnisse und Werkzeuge gelassen.

Tut mir leid, dass manches vlt etwas durcheinander und ungeordnet geschrieben wurde, aber ich habe meinen Emotionen mal einfach freien Raum gelassen...

Ich habe keine direkte Frage, aber trotzdem würde mich eure Meinung dazu interessieren, nicht zuletzt deswegen, weil mein letztes Anliegen ignoriert wurde.
Jede Zeile, jedes Wort, jeder Buchstabe ist ernst gemeint und entspricht der Wahrheit, so wie ich es geschrieben habe; und ich stehe zu diesem Text.

Grüße,
Nikolai

Dana Anwort von Dana

Lieber Nikolai.

Zuerstmal: leider gehen manchmal Dinge unter. Wie du siehst, sind wir ein sehr kleines Team, das momentan über 1500 Fragen bearbeiten muss. Nicht zu schaffen. Nach einem Monat gibt es eine automatische Löschung der Themen, die bis dato nicht beantwortet wurden. Da wird deins leider dabei gewesen sein, so wichtig es war. Sei uns deshalb nicht böse.

Nunmal zu deinem langen Text (und glaub mir, die Antwort wird ebenfalls sehr lang...wahrscheinlich die längste, die ich je geschrieben habe.).

Ich habe ihn gelesen. Sehr konzentriert sogar. Ich konnte lesen, dass du im Prinzip daheim kein wirkliches Heim hast, dass dir Gewalt angetan wurde von Vater und Bruder, dass eure Familie quasi zerrissen ist, du von deiner Mum vernachlässigt wirst, weil sie gerade auf dem "ich will begehrt sein"-Trip ist...dazu fühlst du dich isoliert, weil du ganz andere Denkweisen hast als dein Umfeld.

Du bist ein Kopfmensch, der scheinbar intellektuell hoch steht, dafür aber in der Praxis, wo es nicht so sehr aufs Denken, sondern mehr aufs Fühlen (Mädchen, Liebe/Beziehung) ankommt, genau damit sich selbst Mauern baut. Du siehst die Dinge des Weltgeschehens und fragst dich, wie ein Mensch da überhaupt noch sowas wie Glück empfinden kann - und ob "die alle" den Blick verloren haben könnten.

In der Musik gehst du auf. Diese gibt dir sehr viel, du kannst fühlen, du kannst dich fallen lassen. Dazu kommt der (das ist jetzt nicht abwertend oder verharmlosend gemeint, ich nehme das sehr ernst!) "romantische Suizidgedanke", im Vergleich mit anderen unverstandenen Künstlern. Du hast also beschlossen, deinem Leben mit 18 ein Ende zu setzen. Weil es eine gute Zeit zu sterben ist, weil dann alles erreicht ist.

Daneben schreibst du Lieder und spielst Gitarre, nimmst ab und an Drogen, bastelst an Songs für eine eventuelle Solokarriere.

So.
Warum habe ich das alles nochmals in Kurzform notiert?
1. weil der Text sehr lang ist und ich schauen wollte, dass ich alles mitbekommen und auch verinnerlicht habe.
2. weil du dann vielleicht DEINE innere Zerrissenheit siehst.

Du schreibst uns. Warum, wenn du doch schon absolut klar siehst, dass du dich mit 18 umbringen willst? Informierst du uns hier darüber? Oder ist es nicht doch so, dass du dir überlegst, ob ein Außenstehender, vielleicht ein anonymer Erwachsener, DOCH noch eine Idee hat, was für Möglichkeiten es noch gibt?

Ich denke, ich hätte da was.

Du sagst, du kannst dich mit vielem nicht identifizieren. Du spürst die Kluft zwischen dir und der sonstigen Welt, leidest unter deiner Familie und fühlst dich trotzdem einsam.

Nun würde ich als Musikerin dir gerne sagen, dass es nichts Besseres gibt als die Musik, das alles aufzuarbeiten. Du hast die Fähigkeit, durch die Musik Dinge von der Seele zu schreiben, dazu beherrschst du ein Instrument. Das ist mehr als viele andere Menschen haben, die innerlich fast platzen. Sicher, es gibt die Möglichkeit, sich mit 18 umzubringen. Wir können dich schlecht daran hindern, wenn du das als deinen Weg siehst und sonst keine anderen Möglichkeiten hast.

Aber ich denke, du WILLST andere Möglichkeiten, sonst hättest du uns nicht geschrieben. Und das ist auch gut so, denn Suizid ist das Unproduktivste, was es gibt. Es bewirkt nichts. Ich schreibe jetzt bewusst nicht "och biiiitteee, mach das niiiicht, du hast doch dein ganzes Leben noch vor dir!!!", weil ich denke, du bist intelligent genug, dies sowieso zu wissen. Heulbojen bringen uns hier nicht weiter. Wir müssen konkrete Ansätze überlegen, wie du im Leben die Hindernisse deiner Entfaltung aus dem Weg räumen kannst, so dass dir das "Atmen" leichter fällt und du nicht den Eindruck hast, alles sei einfach so sinnfrei, dass sich ein Weiterleben nicht lohnt.

Zählen wir mal die Ansätze auf, die es zu verbessern gilt.

1. Familie
2. Wohnung
3. Schule
4. musikalische Weiterentwicklung
5. gefestigtes Selbst
6. Sinn/Sinnhaftigkeit/Leben

Die ersten drei Punkte sind sehr praktische und konkrete Punkte, bei 4-6 ist es schwieriger, weil es mehr abstrakte Punkte sind, wobei Punkt 4 einen Mischmasch darstellt. Arbeiten wir die Punkte mal ab.

1. Familie

Dir geht es in deiner Familie denklich schlecht. Weder dein Vater ist Bezugsperson, da er trinkt, noch eigentlich deine Mutter, weil sie momentan nur mit sich beschäftigt ist.
Nun gibt es zwei Dinge, die zu tun sind.
a) Vergebung
b) bleibe ich hier oder gibt es Wege, woanders zu leben?

zu a): Es ist wichtig, dass du diese Enttäuschung, die du durch deine Eltern erlebt hast, in ein Vergeben wandelst. Du wirst jetzt da sitzen, die Stirn kräuseln und denken: "Spinnt die?? Die haben mich mein Leben lang behindert, haben mir alles mögliche versaut, der eine hat sogar meine Geburtstage gesprengt, die andere lässt mich komplett im Stich und guckt nur, dass sie junge Stecher hat!!" Und trotzdem sage ich: Jawoll! Du musst ihnen ihre Unzulänglichkeiten vergeben. Das ist der erste Schritt, mit allem ins Reine zu kommen. Deine Eltern sind Menschen mit vielen Problemen, wie es scheint. Ich denke nichtmal, dass ihr Kinder ein Teil dieses Problems seid, sondern dass deine Eltern einfach große Probleme mit sich selbst haben. Mit sich als Person, miteinander...daher war die Trennung sicher auch gut. Dein Vater muss irgendwas durchmachen, das er alleine nicht bewältigt bekommt. Daher die Sucht. Vielleicht war ein dummes Erlebnis früher der Auslöser und nun ist das Problem die Sucht selbst. Ein Süchtiger ist krank, NIkolai. Da darf man mit normalen, intelligenten Ansätzen gar nicht mehr dran gehen. Sicher bist du nicht für das Saufen deines Vaters verantwortlich. Aber vielleicht möchtest du ihm da raushelfen? Es wäre schon mal etwas sehr Sinnvolles. Das soll aber jetzt keine Pflichtaufgabe für dich sein, das ist eh sehr schwer. War nur mal so eingeworfen.

Deine Mum ist sicher in ihrer Ehe nicht sonderlich gut behandelt worden. Das holt sie jetzt nach. Sie genießt die Aufmerksamkeit, den Sex, sie merkt, dass sie doch noch in der Lage ist, auf Männer toll zu wirken und prahlt damit rum. Ich, als Außenstehende, die das nicht jeden Tag nervt, kann da Verständnis für aufbringen. Sie will sich begehrt fühlen, geliebt...sie will fühlen, dass sie doch noch was wert ist und lebt es halt auf diese Weise aus. Das tun viele Frauen, die sich in einer dahinsiechenden Ehe plötzlich klein und wertlos gefühlt haben.

Es ist wichtig, dass du dich von den Vorwürfen trennst. Deine Eltern haben so viele Probleme, dass sie versagt haben. Aber Menschen versagen...das ist so. Vielleicht möchtest du ja mal das Gespräch mit ihnen suchen (jedem einzeln natürlich) - aber das ist dir überlassen.

Lerne auch, deinem Bruder zu vergeben. Mein Freund hatte auch einen schlagenden Vater und einen älteren Bruder, der das dann mit ihm genauso gemacht hat. Der Bruder hatte so viel Aggression gegen diese Gewalt in sich, dass die leider an der falschen Stelle ihr Ventil gesucht hat. Aggression erzeugt immer Gegenaggression aus der Hilflosigkeit heraus. Inzwischen seid ihr älter, vielleicht möchtest du irgendwann ja wieder Kontakt haben. Zur Schwester sage ich jetzt nicht so viel, die scheint ja, außer der Geldsache, nett zu sein und du mit ihr klar zu kommen. b) geht einher mit Punkt 2.

Daher kommen wir mal zum nächsten Punkt:

2. Wohnung

Momentan lebst du mit deiner Mutter zusammen - gut tut es dir nicht. Das könnte sich legen, wenn du Punkt 1 etwas vollziehst und mit dem Frieden schließt, was deine Mum gerade macht. Wenn du das nicht kannst, täte dir vielleicht Abstand ganz gut. Gibt es Freunde, Verwandte, die dich für eine Weile aufnehmen könnten? Ich kenne viele Jugendliche, die für eine Weile einfach zu den Großeltern gezogen sind (was bei dir ja scheinbar eher nicht geht), weil es anders nicht mehr auszuhalten war, oder die sich bei Freunden einquartiert haben. Das müssen aber Freunde sein, die wirklich dazu stehen, dich eine Weile bei sich leben zu lassen.

Auch gibt es die Möglichkeit, mit Einverständnis der Eltern in eine WG zu ziehen. Klar, das bringt Kosten mit sich, aber ein Nebenjob + Kindergeld und Zimmer und Normalverpflegung sind bezahlt.

Ich selbst würde erst versuchen, mit meiner Mutter klärende Gespräche zu führen und das zu bereinigen. Es ist am unkompliziertesten. Du schreibst, dass du intellektuell weit bist, dann setz es hier mal ein. Versuche dich klar zu äußern, nimm es als Übung deiner Eloquenz.

3. Schule

Überlege, was das im Leben ist, das du gerne sein möchtest, mal abgesehen von dem Todesgedanken mit 18. Würdest du studieren wollen? Oder eine Ausbildung machen? Schon mal überlegt, später Jazz oder Pop zu studieren? Mehr in eine Suche nach einer guten Band zu investieren?

Schule ist sehr wichtig, das Lernen ist ein wichtiger Grundstein, auch die spätere Ausbildung, egal worin. Das aber nur nebenbei.

Und da wären wir dann auch bei

4. musikalische Weiterentwicklung

Du hast hier eine Gabe mitbekommen, die du nutzen könntest, um auf dich und deine Gedanken aufmerksam zu machen. Schreib Texte, komponiere, teile sie mit! Es sind schon ganz andere über Youtube bekannt geworden, deren Texte um die ganze Welt gingen. Wenn sie gut sind (und das traue ich dir zu), wäre das schon mal ein Ventil, wo du über das, was du denkst, reden könntest.

Du hast Jim Morrison als Vorbild erwähnt. Gut, Morrison ging an seinem zerstörerischen Lebensstil zugrunde, aber man sollte diesen Tod nicht romantisieren. Sich den Tod als vorbildhaften Weg zu wählen, halte ich für falsch. Besser empfinde ich, das, was Morrison gemacht hat, als er LEBTE, sich zum Vorbild zu erheben. Nämlich mit großer Extrovertiertheit Gedanken, Ideen und Lebenseinstellungen zu verwirklichen.

Man ist seinem Vorbild nicht näher, wenn man im gleichen Alter stirbt. Nein, man ist ihm näher, wenn man versucht, ähnliches aufzuziehen. Du hast den Intellekt, das musikalische Talent, hey, mach genau DA was draus! Schreib auf! Morrison hat Gedichte geschrieben. Kennst du sie? Lese sie! Schreib selbst. Schreib dir deine Kritik an der Gesellschaft von der Seele, schreib deine eigenen Ideen, Gedanken. Veröffentliche sie! Es gibt Foren, die genau sowas aufgreifen, es gibt Youtube als Plattform für Newcomer. Und wenn du gut bist und deine Texte gescheit verfasst sind, wirst du schnell an Bekanntheit gewinnen und wenn du dazu selbst Gitarre spielst. Kannst du nicht singen? Such dir einen, der es kann und deine Texte singt!

Mach auf dich aufmerksam, teile der Welt mit, was du denkst. Uns hier hast du es mitgeteilt und hast Interesse geweckt. Ich bin seit Tagen an dieser Antwort dran, weil ich denke, sie ist sehr wichtig und sollte so verfasst sein, dass sie dir gerecht wird. Immer wieder schreibe ich neue Ideen, lösche Teile, beginne irgendwo neu. Und genau das solltest du auch tun. Neu beginnen, dich selbst zur Ikone deiner Zeit machen. Klingt lachhaft? Aber gar nicht! Denn genau so fängt es an. Menschen, die was zu sagen haben und im Dunkeln hocken und nur auf den Tod warten, bzw mit ihm liebäugeln, sind nicht wirklich Menschen mit Gewinnfaktor. Such dir Menschen, die mit dir zusammen Musik machen. Eine Band kam nicht wirklich zustande, ja und? Es gibt so viele begabte junge Menschen mit Leidenschaft für die Musik, das weiß ich sehr gut, ich hatte viele Bands im Laufe der Zeit, Gesangsensembles aus verschiedenen familiären Schichten. Menschen, die merken, dass sie die Musik verbindet, dass sie daraus neue Kraft schöpfen können. DAS ist produktiv! Nicht das Rumsitzen und erklären, dass 18 ja ein tolles Alter zum Sterben sei. Sterben kostet Überwindung, aber keine Arbeit. Der andere Weg, der des Kampfes quasi, das ist der, der sich lohnen wird. Klar, es wird sicher den ein oder anderen Rückschlag geben, eine Band wird nicht laufen oder ein Musiker kommt mit dir nicht klar oder du brauchst etwas Zeit, bis du überhaupt im Metier drin bist und weißt, wo du Leute her kriegst. Na und? Die Zeit hast du. Menschen, die was zu sagen haben, sollten es sagen.

Lerne, deine Kritik zu fassen. Seelisch und in Worte. "Alles scheiße, die Leute haben keinen Plan und sind dumm wie Schafe" bringt es nicht. Beschäftige dich mit der Gesellschaft, die du kritisierst. Du musst, um Kritik üben zu können, beide Seiten der Medaille kennen.

Ich habe einen guten Freund, der einen Links-Blog betreibt. 2000 Leser am Tag, inzwischen ist er Autor eines Buches. Dieses Buch heißt "Unzugehörig". Ich linke dir das Blog mal hier rein, wenn du möchtest, kann ich auch einen Kontakt herstellen. Lies dich dort mal ein. Er ist auch harscher Kritiker, aber er macht seinen Gedanken Luft!

http://ad-sinistram.blogspot.com/

Lies dich dort ein. Er schreibt über die Gesellschaft, die Politik..nimmt alles auseinander, landet im Kreuzfeuer und macht dennoch weiter. Wie gesagt, wenn es dich interessiert, stelle ich gerne den Kontakt her. Schreib einfach über die Rubrik Feedback nochmal an mich persönlich, ich würde mich dann um den Kontakt bemühen. Vielleicht kann er dir Ideen geben, die mir gerade nicht einfallen.

5. Gefestigtes Selbst

Wer bist du? Wo stehst du im Leben? Was könntest du erreichen?
Wichtige Fragen, die beantwortet gehören. Du musst fest im Leben stehen. ZU DIR stehen. Du bist es wert zu leben und du hast eigentlich eine Aufgabe, die du auch schon kennst. Verwirkliche es. Feste Ziele und ein Päckchen Leidenschaft, dort auch hin zu gelangen.

Dazu gehört auch, dass du deine Bindungsängste verlierst. Du bist oft enttäuscht und "verlassen" worden. Dadurch entsteht der Unwille, deine Seele gegenüber anderen Menschen zu öffnen, gerade auch für Mädchen. Du schreibst, dass kein Kind die Probleme deiner Familie erben soll. Aber Alkoholismus liegt nicht in den Genen. Wie ein Kind sich entwickelt, liegt teils an den Genen, aber auch zum großen Teil an den Menschen, die sein Umfeld bilden. Ob du später Kinder haben willst oder kannst, sollte jetzt noch nicht festgelegt werden. Lass dir damit Zeit. Ich kenne keine Familie, die nicht irgendwo riesige Probleme hat. Jeder auf seine Weise.

Mein Onkel war auch starker Alkoholiker und hat mich damals, als ich alleine zu Hause war, bedroht und beschimpft. Er wollte Geld für seine Spielsucht und Alkohol, aber ich war erst sechs! Mein Vater kam heim und hat ihn verprügelt. Ich war dazwischen und habe nur geschrieen und geweint. Und trotzdem stehe ich hier und weiß, wer ich bin. Egal, ob ich nun Verwandte habe/hatte (inzwischen ist er gestorben), die neben der Spur waren und EGAL, ob die Welt im großen und ganzen schlecht ist!

Es kommt darauf an, wie man selbst drauf ist! Ob man das Zeug dazu hat, daraus etwas zu machen. Und das Zeug hast du, das sehe ich in dir, sonst würde ich mir hier für die Antwort nicht so viel Zeit nehmen. Und das solltest du nutzen und nicht brach liegen lassen.

Vielleicht würde dir eine kurze Verhaltenstherapie auch gut tun, in der du die nötige Stärkung erfährst und lernst, dich trotz deiner Vergangenheit zu behaupten. Denn das Unvermögen deiner Eltern klebt NICHT an dir. Das meinst du nur, weil du eben familiär nichts anderes kennst. Liebe kann schön sein, auch das Fallenlassen kann schön sein. Aber momentan wirst du einen "bleib mir fern"-Blink-Aufkleber auf der Stirn haben...das ist so, wenn man mit sich selbst nicht eins ist.

Da du aber das Köpfchen dazu hast, weiß ich, dass du das angehen könntest. Egal, ob alleine oder mit fachlicher Hilfe. Ich habe mir damals fachliche Hilfe gesucht, als ich älter wurde, um meine Kindheit aufzuarbeiten. Es war schwer, aber es hat geholfen. Manche Denk-Ansätze kriegt man nämlich als Ungeschulter gar nicht.

Und zuallerletzt:

6. Sinn/Sinnhaftigkeit/LEBEN

Welchen Sinn hätte dein Leben gehabt, wenn du mit 18 gehst? Meiner Meinung nach keinen. Was ist der Sinn des Lebens? Das ist ja eine Frage, der viele Philosophen auf den Grund zu gehen versuchen.

Ich selbst mit keine Philosophin, aber ich habe dazu eine klare Meinung.

Man kommt auf die Welt und die "Sinn-Seite" ist noch völlig leer. Sie bleibt auch leer, bis man selbst anfangen kann zu denken und zu handeln. Als Baby und als Kind/Jugendlicher ist der Sinn meist noch das "Vor sich hinleben" oder das Gefallen für die Eltern. Was ist der Sinn eines Babys? Ausgeburt der Liebe der Eltern zu sein, hachja, wie süß. DIe Verwandten zu erfreuen oder manchmal auch zu nerven. Aber das Baby sieht noch keinen Sinn in seinem Leben.

Irgendwann kommt der Punkt, wo man SELBST bereit sein sollte, diese Sinn-Seite zu füllen, seinem Leben einen Sinn zu geben. Von selbst kommt da keiner. Hätte Kurt Cobain oder die anderen früher da gesessen und gesagt: hm...da is kein Sinn...Kacke...was nu? und hätte dann einfach weiter da gesessen und wäre irgendwann gestorben...was dann? Du hättest von ihm nichts mitbekommen.

Nein, er ist aufgestanden und hat losgelegt. Und exakt zu diesem Zeitpunkt, beginnt die "Sinn-Skala" zu wachsen. DAS ist der Moment, indem das Leben von der absoluten Sinnlosigkeit in eine Sinnhaftigkeit gewandelt werden KANN, wenn derjenige aktiv dazu beiträgt.

Es gibt so viele sinnlose Leben und sinnlose Aktionen. DU SELBST bist derjenige, der sein Leben mit Sinn füllt oder eben nicht. NUR DU. Das kann kein anderer. Es gibt Menschen, die dir Sinn sein können, wie ein guter Freund oder eine Lebenspartnerin. Musik kann dir Sinn sein, deine Texte, der Ausdruck deiner Gedanken. Das alles kann Sinn sein, aber nur, wenn du es zulässt. Wenn du mit 18 stirbst, ohne das ausprobiert zu haben, wird dein Leben in absoluter Sinnlosigkeit verpufft sein. Und die Vorbilder werden zynisch "na bravo" rufen, denn sie waren dann keine Vorbilder. Sie haben Großes geleistet.

Und du kannst das auch. Vielleicht mischst du nicht im Weltgeschehen mit, das verlangt auch keiner. Aber du kannst im Kleinen anfangen, deinem Leben einen Sinn zu verpassen. Und glaub mir, es tut verdammt gut, diesen dann wachsen zu sehen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.

So...wow...viel geschrieben. Aber ich hoffe, du kannst damit was anfangen und kannst für dich Dinge herausziehen. Diese Antwort ist nur auf dich persönlich zugeschnitten.

Einen lieben Gruß und viel Erfolg beim Wachsen deiner Sinn-Skala. Auf dass sie irgendwann der Morrisons gleicht.

Dana