Problem von Elisabeth - 18 Jahre

Riesen Lob an Dana!!!

Hallo Dana!

Ich muss einfach mal ein gaaanz großes Lob an Dich dalassen. Ich bin öfters hier auf dieser Seite und lese mir die ganzen Probleme durch. Deine Antworten sind klasse, Du nimmst jeden ernst, und irgendwie findest Du immer die richtigen Worte, ich habe beim durchlesen oft das Gefühl, da stimmt einfach jeder Satz =)

Du hast eine tolle Gabe, Menschen zu helfen, das wollte ich einfach nur mal sagen.
Überhaupt finde ich das, was ihr hier macht total klasse und ich habe auf viele meiner Fragen auch Antworten gefunden.
Es gab mal eine Zeit da ist es mir richtig dreckig gegangen, ich habe in allem keinen Sinn mehr gesehen. Damals hatte ich keine Ahnung, dass es diese Seite gibt, und bei einem Psychologen war ich auch nie. Mittlerweile habe ich mein Leben wieder im Griff und Spaß daran... ich hab auch ernsthaft darüber nachgedacht, mich hier bei euch zu bewerben, da ich mich gut in die Lage anderer versetzten kann und auch immer bereit bin zu helfen wenn mich jemand braucht. Das \"Problem\" dabei ist nur, dass ich mir viele Dinge sehr zu Herzen nehme. Wenn zum Beispiel Freundinnen mit Problemen zu mir kommen, leide ich mit, und mache mir dann pausenlos Gedanken darüber wie ich ihnen helfen könnte.

Wie gehst Du eigentlich damit um? Hier schreiben Menschen mit brutalen Schicksalsschlägen, mit Suizidgedanken und so weiter... belastet das nicht auf Dauer? Wie schaffst Du es, auf Menschen einzugehen und die Geschichten trotzdem nicht zu nah an Dich ranzulassen?

Einer Freudin von mir ging es vor ca. einem Jahr total schlecht, ihr Freund hatte sie verlassen und sie war fix und fertig, hat sich nur noch bei mir ausgeheult, mich mitten in der Nacht angerufen, mir ständig erzählt wie sehr er ihr fehlt, gesagt, das Leben hätte keinen Sinn mehr für sie und so weiter. Mich hat das unglaublich belastet, ich hatte Angst um sie, war rund um die Uhr für sie da, hab ständig nachgedacht was ich noch alles tun könnte um ihr zu helfen. Das ging fast zwei Monate so. Irgendwann konnte ich nicht mehr, sie wurde zur Last, aber ich war weiterhin für sie da, ich hätte sie nie im Stich lassen können. Zum Glück ist es ihr dann langsam besser gegangen und schlussendlich ist sie wieder ganz die alte geworden.
Das war jetzt nur ein Beispiel, aber so geht es mir ständig. Ich kann und will jemanden nicht hängen lassen, aber gleichzeitig beschäftige ich mich selbst so sehr damit, dass es mich auf Dauer runterzieht...

Und das ist auch der Grund, warum ich mich hier nicht beworben habe, obwohl ich es gerne tun würde...

Vielleicht könntest Du mir ja trotzdem sagen, wie Du damit umgehst, oder was ich tun kann, damit ich mit solchen Dingen besser klar komme. Ich weiß, dass ihr hier total viele Mails bekommt und dass viele davon viel wichtiger sind, als das, was ich hier geschrieben habe, aber vielleicht findest du ja irgendwann die Zeit dafür.

Jedenfalls noch mal ein dickes Lob an Dich und das gesamte Team, macht weiter so, ich wünsch Euch alle Gute.

Lieben Gruß
Elisabeth

Dana Anwort von Dana

Liebe Elisabeth,

dein Feedback hat mich sehr gefreut. =) Feedbacks werden bei uns zeitnah ins interne Forum gestellt, falls wir auf etwas nochmal reagieren müssen, daher bekommst du etwas schneller Antwort als gedacht.
Es ist schön zu sehen, dass meine Antworten wohl so abgerundet sind, dass sie (meistens jedenfalls) genau das Helfende ausdrücken, was sie sollen. Ich nehme mir für jeden Fall die Zeit, die er braucht, das ist wichtig, sonst bräuchte ich diesen Job nicht machen. Das tun übrigens auch die anderen Teammitglieder hier.

Danke also, im Namen des KuKateams für deine herzlichen Worte!

Zu deinen zwei Fragen:

1. wie schaffe ich es, den Abstand zu wahren?
2. Gedanken über eine Teilnahme hier bei KuKa

zu 1.: Den Abstand von den Problemen anderer muss man lernen. Das konnte ich auch nicht immer. ZB wollte ich eigentlich nach dem Abi Musiktherapie studieren. Das ist ein Psychologiestudium mit Musik dabei. Ich hätte dann später mit Behinderten und sicher auch Traumapatienten gearbeitet. Aber ein Praktikum und ich war innerlich völlig erledigt. Allerdings habe ich in meinem Leben schon einiges an Leid anderer erfahren, viele haben sich mir anvertraut...und irgendwann lernst du, es nicht mehr IN dich zu lassen. Nah an dich ran schon, damit du auch wirklich auf der Ebene des Problems antworten kannst und nicht hohl oder distanziert klingst, aber eben nicht IN dich rein.

Das ist ein Prozess. Inzwischen kann ich die Probleme neben mich stellen, den "Arm drum legen", es beantworten, mit all meinen Gedanken und meinem Geist voll bei dem Problem sein, danach durchatmen und es wieder von mir weg schieben. Sonst wäre ich in kurzer Zeit ein Wrack. Auch ich habe schon hier gesessen und geheult. Allerdings meist dann, wenn ich sowieso schon dünnhäutig bin, weil privat viel läuft und ich dann meinem Freund davon erzähle. Dann hebe ich es aus Versehen auf die Ebene des "persönlichen Erzählers" und identifiziere mich stärker damit. Sollte man lassen. ;)

Das geht aber sicher allen KuKa-Leuten hier so. Ab und an hat man ein Problem, das einen stärker mitnimmt. Dann muss man halt einen Moment mal Pause machen und etwas anderes tun, damit man den Abstand wieder bekommt.

zu 2.:
Versuche ruhig eine Bewerbung, Elisabeth. Es kann ja nicht schlimmer kommen, als dass wir sagen: "Du, nee, noch nicht...das ist noch zu hoch." Ich möchte öffentlich nicht zu viel über den Bewerbungsvorgang sagen, das ist etwas Internes, aber verlieren kannst du da nix.

Solltest du genommen werden, kannst du doch mit einfacheren Problemen beginnen. Du musst dir ja nicht gleich eine Suizid-Ansage holen. Du wirst merken, dass man diesen Abstand zu Problemen anderer lernt...gerade auch, wenn es Menschen sind, die dir nicht weinend gegenüber sitzen, das hilft enorm, sich wirklich voll und ganz auf das Problem zu konzentrieren, es nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten, ohne vor Mitleid zu zerfließen.

Ganz liebe Grüße,

Dana