Problem von Anonym - 56 Jahre

Suizidsucht, ohne richtige Chance auf Vollendung

Im letztem Jahr habe ich zweimal aktiv versucht meinem Leben ein Ende zu setzen. Der erste Versuch im Augost 09 mittels Schlaftbletten ging schief, weil man mich zu früh fand und sofort in eine Klinik verbrachte.Im Oktober 09 versuchte ich mich mit dem Auto zu töten. Ich rief um 14.40 meine Bekannte bei der Arbeit an und teilte ihr meinen Entschluß mit. Danach stellte ich mein Handy aus. Ich trank dann noch eine Cola und kaufte mir eine Schachtel Zigaretten. Nach einer kurzen Paus fuhr ich weiter, es waren nur noch wenige Zigaretten über und ich hatte schon Angst, meinen Entschluß nicht in die Tat umsetzen zu können. Da ich gerade durch ein Waldstück fuhr, kontrollierte ich, ob auch kein Verkehr herschte. Alles war frei und da sah ich meine Chance, eine dicke Fichte in einer Kurve. Ich peilte sie gerdezu an und hielt genau dauf zu. Der Baum marschierte berstend durch den Motorraum direkt auf mich zu. Dann war ich kurz weg, als ich zu mir kam, sah ich den Wagen qualmen und andere zerrten mich aus den Wagen. Nach vier Monaten wurde ich als nicht mehr rehabilitierfähig entlassen. In der Zeit wurde ich siebenmal operiert, lag längere Zeit in Spezialkliniken unter Morphium. Nehme heujte noch besondere Schmerzbetäubungsmittel. Aber immer stärker wird meine Sehnsucht endlich aus dem Leben zu scheiden. Die Medikamente werden mir täglich zugeteilt und deren Einnahme überwacht. Ich habe niemandem mit dem ich über diese Dinge sprechen kann. Liege mehr oder minder die 24 Stunden auf meiner Liege. Ich versuch aus meiner Ecke herauszukommen und verstelle mich. Ich erzähle immer wie gut es mir geht, dabei ist das Gegenteil der Fall. In Momenten wie diesen, versuche ich Anschluß ans Leben zu finden. Doch es sind immer nur kurze Momente. Erschwerend kommt noch hinzu, ich erhalte zur Zeit keine finanzielle Unterstützung. Ich muss von 300 Euro/ Monat mein Leben bestreiten und das wo ich zuvor sehr großzügig mit Geld umging. Daer auch der hohe Schuldenstand. Dies auch noch ohne rechte Aussicht auf finanzielle Besserung, immer werde ich hingehalten. Es gibt für mich nur Vorwürfe, da sollte mir sogar ein Krankenmasseur ins Haus ggeschickt werden. Da ich so unbeweglicgg bin und nicht aufräumen kann, habe ich aus Scham das Rezept weggeworfen und sage meinem Durchgangsarzt, mir gehe es ja so gut. Ich weiß nicht weiter und habe in Momenten wie diesen davor Angst mir selbst was anzutun. Denn eigentlich bin ich sehr feige. Wieso finde ich nicht den Mut, Hand an mir selbst anzulegen, z. B. mittels eines Messers ., oder ich springe in die Tiefe. Esgibt doch soviele Möglichkeiten, aber ich habe einfach Angst, es klappt wieder nicht.

Dana Anwort von Dana

Lieber Unbekannter.

Leider liegt das Problem erst jetzt auf unserem Tisch - es sind einfach zu viele, die täglich abgegeben werden, dennoch hoffe ich, noch eine Hilfestellung bieten zu können.

Ich nehme mal an, der Wunsch nach Freitod ist in dem Druck begründet, der auf Ihnen lastet. Schulden, Perspektivlosigkeit, gerade auch durch die neu hinzu gekommenen schweren Einschränkungen. Wie soll man je wieder aus diesem ganzen Berg heraus kommen, der einen in Stein eingeschlossen hat?

Ich kann mich hier nicht hinstellen und sagen: lassen Sie das sein, Suizid ist doof und nicht in Ordnung! Ich sehe Ihre Qualen und kann es durchaus verstehen, dass Sie überlegen, von der Welt zu scheiden, einfach, um allem ein Ende zu bereiten.

ABER: ich würde Ihnen gerne Wege aufzeigen, wie man ohne die Wahl Freitod gewisse Dinge wieder auf den Weg bringen könnte.

Wenn ich mir Ihren Brief an uns betrachte, sehe ich, dass Sie sich damit beschäftigen und dass Sie uns davon in Kenntnis setzen, dass Sie Suizidwünsche haben. Sie bitten uns um Hilfe. Hilfe wofür? Sicher nicht, dass wir Ihnen den Freitod erleichtern. Ist es nicht eher Hilfe zu leben? Hilfe dafür, Antworten zu finden? Den Druck zu mildern?

Sie fragen sich, warum Sie nicht einfach ein Messer nehmen und den dritten Versuch wagen. Vielleicht, weil Sie merken, dass es 1. nicht so einfach ist und 2. doch in Ihnen noch etwas sich gegen diesen Vollzug wehrt?

Sie schildern uns Ihre sehr missliche Lage - ist nicht der Wunsch nach Änderung groß? Und muss diese Änderung den Tod bedeuten? Ich bin sicher: nein.

Wenn man Ihren Brief liest, kann man neben dem Suizidwunsch bestimmte Fakten rauslesen:
- ich habe Schulden und kann sie nicht bezahlen.
- ich habe Schmerzen und bin immobil.
- ich bin alleine, mir fehlen Ansprechpartner, mit denen ich über alles reden kann.
- ich spiele allen was vor.

Das Erste, was meiner Meinung nach zu tun ist, ist sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht. Sie brauchen Hilfe. Da darf nichts peinlich sein, es gilt keinen Schein zu wahren, Sie brauchen Hilfe und zwar JETZT. Falscher Stolz bringt uns nicht weiter, menschlich groß ist es, um Hilfe zu bitten und zu kapieren, dass es keinen anderen Weg gibt als den, Hilfe von außen zuzulassen.

Diese Hilfe sollte sowohl für die Physis, also die körperlichen Gebrechen zugelassen werden als auch für die Psyche, also die verletzte Seele in Anspruch genommen werden. Es wäre immens wichtig, dass Sie einen fachlichen Ansprechpartner in Ihrer Nähe haben, der mit Ihnen regelmäßig alles aufarbeitet.

Und glauben Sie mir: Um Hilfe zu bitten ist NICHT peinlich. Es ist auch nicht peinlich, dass die Wohnung nicht ordentlich ist. Es ist in Ihrem Fall durchaus normal und das weiß auch jeder vom Fach, der Sie besucht. Glauben Sie mir, da haben alle Ärzte, alle Pfleger und alle Therapeuten schon wesentlich Schlimmeres gesehen als eine unaufgeräumte Wohnung.

Momentan drücken Sie alles, was Sie angeht, total nach unten. Sie scheinen sich des Lebens unwert zu fühlen. Dem ist aber nicht so. Ja, es gibt viele Baustellen in Ihrem Leben und anscheinend eine große Leere, doch diese können angegangen werden, die Leere gefüllt.

Wenn Sie sich nicht trauen, an den richtigen Stellen um Hilfe zu bitten, lassen Sie es mich gerne für Sie tun. Dafür müssten Sie uns noch einmal schreiben. Schreiben Sie unter der Rubrik "Feedback", es reicht, wenn Sie meinen Namen erwähnen und einfach sagen: Ja, ich möchte Hilfe! Am besten wäre noch Ihre Adresse und Telefonnummer, ich kümmere mich gerne darum. Die Adresse und Nummer wird auf keinen Fall veröffentlicht, wir unterliegen genauso den Gesetzen des Datenschutzes wie Banken und andere Einrichtungen.

Hilfe ist nicht peinlich und nicht schlimm. Sie ist wohltuend und eröffnet neue Wege, die Sie momentan noch nicht sehen können. Niemand wird schräg über Sie denken, wenn die Wohnung in keinem guten Zustand ist, niemand wird Sie komisch anschauen, jeder wird sich einfach Mühe geben, Ihnen Ihr Leben wieder lebenswerter zu machen.

Und dazu gehört auch das Behandeln der Seele. Die ist in der letzten Zeit sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Aber geben Sie sich nicht auf. Ich tue dies auch nicht, obwohl ich Sie nicht kenne.

Sie haben hier den ersten Schritt getan und etwas bewegt. Das war der erste Erfolg! Und nun sollte es weiter gehen. Es gibt Selbsthilfegruppen, es gibt Menschen, die Ihr Leiden teilen, es tut GUT, zu reden und sich mitzuteilen. Alleine sein, sich und andere belügen und völlig bewegungslos auszuharren...das ist kein Leben und sollte schon gar nicht das Ihre sein.

Mein Angebot steht, ich helfe Ihnen gerne, die richtigen Stellen zu kontaktieren, wenn Sie das möchten. Und NIEMAND, ich betone das nochmal, wird Sie für einen Verrückten halten oder schepp anschauen. Alle, die eingeschaltet würden, wären dann vom Fach und kennen sich gut aus.

Ich möchte, dass Sie leben. Und dass Sie in ein paar Monaten feststellen, dass Sie schon eine ganze Weile nicht mehr an Freitod gedacht haben...das wäre es.

Ich würde gerne von Ihnen hören.

Liebe Grüße,

Dana