Problem von Anonym - 26 Jahre

Alles läuft schief, alles hängt an mir

Hallo!

Wenn ich so vergleiche, was andere für Probleme haben, kommt mir das, was mir auf dem Herzen liegt, schon fast lächerlich vor... Aber Fakt ist, dass ich echt fertig und traurig bin. Und nicht weiß, wie es weiter geht...

Ich bin Anfang Juli mit meinem Verlobten vom Süden Deutschlands, aus dem Schwarzwald, in den Norden gezogen. Mein Verlobter hat dort eine Ausbildsungsstelle als Garten-und Landschaftsbauer gefunden. In unserer Heimatsatdt und Umgebung fand er trotz Abitur (oder gerade deswegen?) nichts. Ich bin gerade mit meinem Studium fertig und mache nun ein Fernstudium. Mein Freund ist 6 Jahre jünger als ich.

Der Umzug über 700 km war echt anstrengend, zumal ich mein Pferd mit umziehen musste. Verkaufen wollte ich es nicht. Ich hänge sehr an ihm, habe sie selbst eingeritten und von einem Wildfang zu eine Verlasspferd erzogen. Außerdem kann ich mir ein Leben ohne Pferd mittlerweile nicht vorstellen. Es gibt mir Halt. Mein Freudn mag es sehr und bestand darauf, dass ich es mitnehme, weil er weiß, dass ich ohne es unglücklich geworden wäre.

Nun läuft es hier aber nicht so richtig. Vieles ist schief gegangen.

Zum Beispiel haben wir uns einen Hund gekauft, weil mein Freund sich so sehr einen Hund wünschte. Ich könnte auch ohne Hund leben, aber es war ok für mich, wenn es meinen Freund glücklich machte. Sehr bald stellte sich heraus, dass der Hund behindert ist. Die tierärztliche Untersuchung ergab, dass nicht viel laufen darf und wir hatten uns auf alnge Spaziergänge und Ausritte mit ihm gefreut. Wir wollten ihn zurückgeben. Zuerst war das auch in Ordnung, aber plötzlich wurden wir vertröstet und dann war niemand mehr erreichbar. Wir fanden einen neuen Platz für den Hund und suchten uns einen neuen Hund, einen Welpen aus. Der erste Hund hat uns 400 Euro an Tierarztkosten gekostet. Wir haben auch Anzeige gegen den Vorbseitzer erstatte, doch die Polizei konnte nicht nachweisen, dass ein Rückgaberecht vereinbart wurde. Doch die Leute, an die wir den ersten Hund abgeben wollten, wollten ihn dann plötzlich doch nicht mehr haben. Jetzt haben wir plötzlich zwei Hunde, die sich auch nicht vertragen und die wir deshalb getrennt halten müssen.

Das heißt eigentlich habe ich zwei Hunde. Davon einen Welpen, den ich jetzt erziehen muss. Dabei habe ich nicht viel Erfahrung mit Hunden und muss jetzt alles erlernen. Ich mache mir oft Sorgen, ob ich das alleine schaffe. Mein Freund hat leider keinen so tollen Ausbildungsplatz. Er muss jeden Tag Überstunden machen (ungefähr 10-11 Stunden Arbeit pro Tag), die er auch nicht vergütet bekommt. Er hängt sich voll rein, sein Chef scheint trotzdem nicht zufrieden zu sein. Aber das ist er mit keinem seiner Mitarbeiter. Abends kommt er völlig fertig heim und hat nicht die Kraft noch irgendwas zu tun. Und ich leide irgendwie mit.

Das bedeutet, dass ich mich um alles kümmere und alles organisiere. Um den Haushalt, Papierkram und die Hunde. Nebenher versuche ich noch mein Studium zu machen (die letzten Noten waren leider nicht so gut) und ab und zu mein Pfed zu sehen. Ich vermisse es. Außerdem arbeite ich noch in einem Nachhilfeinstitut (-> Geld). Aber auch da habe ich das Gefühl als wäre die Leiterin nicht mit meiner Arbeit zufrieden.

Abgesehen von ein paar Kontakten im Stall kenne ich niemanden hier. Ich fühle mich einsam und habe Heimweh. Ich vermisse die endlosen Wälder, die Berge (hier ist alles flach, überall Häuser und Felder, keine Einsamkeit) und es ist mir fast peinlich... meine Eltern. Vielelicht auch einfach das Gefühl, dass sich mal jemand um mich kümmert. Ich habe das Gefühl, als wäre ich für alles verantwortlich, als müsste ich mich um alles kümmern. Manchmal wünschte ich mir, es würde mal jemand zu mir sagen: \"Heute mach ich mal alles, du brauchst dir um nichts Sorgen zu machen.\"

ich komme mir so dumm vor, dass mir das alles so zu schaffen macht. Das ist doch eigentlich nichts, oder? Aber ich bin oft am Ende meiner Kräfte, weine viel. Jetzt zum Beispiel. Aber nur, wenn niemand hinschaut. Mein Freund ist selbst fertig genug und er braucht mich. Er spürt, dass ich nicht glücklich bin und bezieht das nur auf sich. Deswegen lasse ich meine Traurigkeit nur raus, wenn er nicht da ist. Ich fühle mich schuldig, dass ich so unbelastbar bin.

Sorry, dass das hier so lang geworden ist. Ich wollte das einfach nur mal jemandem alles erzählen.

Jeanett Anwort von Jeanett

Hallo,

es ist gut, dass du mal dein Herz ausgeschüttet hast. Du solltest dir keine Vorwürfe machen, weil du meinst, deine Probleme wären lächerlich. Kein Problem ist lächerlich oder übertrieben, wenn es dich unglücklich und dir zu schaffen macht.

Ich glaube, ich wäre auch furchtbar traurig und nah am Verzweifeln. Es ist ja schon allein der Umzug und dass du deine Heimat und gewohnte Umgebung verlassen musstest.

Das mit den Hunden ist ja wirklich dumm gelaufen. Es war vielleicht auch ein wenig zu voreilig. Aber jetzt sind sie beide da. Kann man den einen Hund nicht ins Tierheim geben? Weißt du, jetzt habt ihr beide Hunde schon seit ein paar Wochen und irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem ihr sagt: Der arme Hund! Ihr gewöhnt euch bald daran. Aber damit ist ja das Problem nicht aus der Welt, im Gegenteil, es kommt noch ein neues hinzu. Deshalb frag doch mal so schnell wie möglich im nächsten Tierheim nach.

Ich ziehe wirklich meinen Hut vor dir, Respekt! Du leidest unter Heimweh, hast alle Probleme am Hals, spielst deinem Freund heile Welt vor, macht und tust alles perfekt! Und du bist alles andere als unbelastbar!!

Nur für dich selber tust du zu wenig. Pass auf, dass du dich nicht selbst zu sehr vernachlässigst, sonst kann es passieren, dass sich das irgendwann mal rächt. Es ist völlig in Ordnung und überhaupt nicht egoistisch, wenn du auch mal an dich selber denkst. Du hältst dich vielleicht für egoistisch, aber ich glaube, dass du dich da eher irrst. Schau mal hier:

http://www.palverlag.de/egoismus-psychotest.php

Ich wünsche euch, dass sich bald alles einrenkt, das Problem mit den Hunden geklärt werden kann, und dass ihr beide wieder glücklich seid. Alles Gute für dich, und wie gesagt, denk auch mal an dich selbst!

Liebe Grüße, Jeanett