Problem von Anonym - 18 Jahre

Kaputte Beziehung zur Mutter

Liebes KuKa-Team,
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit nehmt um anderen Leuten zu helfen.

Ich bin 18 Jahre alt und habe zur Zeit Probleme mit mir und meiner Mutter. Zuerst möchte ich erst einmal die Hintergründe schildern um meine Lage zu verdeutlichen.

Als ich 6 war haben sich meine Eltern getrennt und als ich 12 war ist mein Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen.
Seit der Trennung lebe ich bei meiner Mutter.

Meine Familie ist 3 mal umgezogen. Von England nach Bayern und danach einmal nach Norddeutschland.

Schon immer hat meine Mutter hohe Ansprüche an mich gestellt. Ich sollte gut in der Schule sein, künstlerischen Tätigkeiten nachgehen und mich sozial engagieren.

Bis zu meinem 14 Lebensjahr habe ich das auch alles sehr gut auf die Reihe bekommen, doch als der Unterricht auf dem Gymnasium immer anspruchsvoller wurde, wurden auch meine Noten immer durchschnittlicher. Dieser Nachlass meiner schulischen Leistungen hat mich dazu veranlasst immer mehr zu lernen. Gerne hätte ich einige \"Hobbies\" die ich meiner Mutter zu Liebe gemacht hab, wie die Schauspielschule und den Musik -und Tanzunterricht erst einmal ruhen lassen. Doch ich wollte mir dieses \"Versagen\" nicht eingestehen.

Ich hatte mit 16 Jahren keine Freizeit mehr um einfach mal nichts zu tun oder mich um meine Freunde zu kümmern, was schließlich dazu geführt hat ,dass extrem unglücklich wurde und entwickelte ausgeprägte Schlafstörungen, was wiederum dazu führte, dass meine schulische Leistung weiter abnahm.

Da sich das Problem nicht lösen ließ, weil ich nicht mit meiner Mutter darüber sprechen konnte, floh ich einfach vor meinen Sorgen und entwickelte diverse Suchterkrankungen. Zum Schluss ladete ich wegen einer Überdosis Beruhigungsmittel, die ich gegen meine Schlafstörungen bekommen hatte, in der Notaufnahme.
Das Krankenhaus durfte ich erst verlassen nach dem ich eingewilligt hatte mich stationär psychiatrisch behandeln zu lassen.

Letztendlich musste ich meine Mutter doch enttäuschen, das Schuljahr wiederholen und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Außerdem habe ich freiwillig die Schule gewechselt.

Seitdem ging 2 Jahre alles gut, doch seit ca. 4 Monaten hatte ich Rückfälle, was meine Kaufsucht betrifft.
Nachdem zweiten Rückfall habe ich sofort meine damalige Therapeutin kontaktiert. Meiner Mutter habe ich davon jedoch nichts gesagt.
Leider konnte ich mich so schnell nicht wieder fangen und habe innerhalb der 4 Monate Unsummen von Geld ausgeben, die Kreditkartenabrechnungen versteckt oder sogar weggeschmissen. Als diese jedoch ihr Limit erreicht hatten bekam ich Panik und hab schließlich den größten Fehler meines Lebens gemacht:

Das Vertrauen meine Mutter gebrochen und Geld aus Ihrer \"Spardose\" gestohlen.

Ich hätte aber auch nicht mit ihr reden können, weil ich meinen Rückfall in die Kaufsucht nie gestehen könnte.
Seitdem ist meine Mutter maßlos enttäuscht, verhält sich noch distanzierter als sonst und hat mir gesagt, dass sie mit mir nichts mehr zu tun haben möchte und einfach nicht mehr weiter weiß.

Beruflich leitet sie ein erfolgreiches Architektur Büro und hat zur Zeit, soweit ich das mitbekomme, sehr viel Stress.
Schon immer war meiner Mutter ihre Karriere sehr wichtig. Ich war oft alleine und das einzige was ich von ihr hatte war ihr Geld. Dieses ersetze immer mehr die Liebe meiner Mutter. Ich kann das schlecht beschreiben, aber ich habe zu Geld eine bessere Beziehung als zu meiner Mutter. Es ist immer da, verlässt micht nicht, verurteilt mich nicht und vor allem stellt es keine Anprüche an mich und \"quetscht mich nicht ein\".
Keiner meine Freunde versteht warum ich so bin.
\"Materialistisch, anspruchsvoll und gefühlslos.\"

Meine Frage an euch ist:

Wie kaputt ist die Beziehung zu meiner Mutter objektiv betrachtet ?
Gibt es Hoffnung, dass wir uns erholen ? ( Ich bitte um eine ehrliche Anwort )
Was soll und kann ich nun eigentlich tun ?

Ich bin total verwirrt, denn wenn sie wirklich nicht mehr mit mir Leben möchte und unglücklich mit mir ist, dann werde ich wohl ausziehen müssen. Allerdings bin ich dafür überhaupt nicht bereit. Ich würde ohne die Hilfe meine Mutter überhaupt nicht zurecht kommen.

Zur Zeit gehe ich weiter in Therapie, wegen meiner Kaufsucht und meine Mutter weiß nun auch davon. Sie versucht mich zu unterstützen. Das spür ich. Aber ich merke auch, dass sie überfordert ist und nicht weiß was sie machen soll.

Letze Nacht habe ich sie weinen hören und es tat so weh :(

Ich wünsche mir so gerne, dass wir wieder glücklich werden, doch weiß ich gar nicht wo ich anfangen soll.

Bitte helft mir, denn ich habe zur Zeit überhaupt keinen durchblick :(

Liane Anwort von Liane

Hallo lieber Unbekannter,

das mit der Sucht ist immer so eine Sache. Wenn du unter einer Suchterkrankung leidest, wirst du immer die Menschen in deinem Umfeld verletzen. Es ist auch so, dass du immer mit einem Rückfall rechen musst. Dabei wirst du wieder deine Freune und Angehörigen enttäuschen.
Ich selbst habe das alles durch. Ich hatte zwar nie einen Rückfall, aber ich kann verstehen, wenn es dazu kommt.

Ich würde es als sehr wichtig erachten, dass du deine Mutter, wenn sie dir so wichtig ist mit in den Therapieprozess einbindest. Es gibt zum Beispiel auch Angehörigengruppen, in denen sich diese Leute austauschen können. Wenn du deiner Mutter immernoch wichtig bist, wird sie das mit dir durchziehen.

Ich finde es sehr mutig von dir, dass du so schnell wieder in die Therapie gegangen bist. Andere brauchen dazu viel länger.
Wie kaputt die Beziehung zu deiner Mutter wirklich ist, kann ich nicht beurteilen. Es wird mit Sicherheit eine riesige Entäuschung für sie gewesen sein, dass du ihr Geld genommen hast. Auf der anderen Seite kann ich aber auch verstehen, dass du es gemacht hast. Es würde jemand alles dafür tun, um seine Sucht zu befriedigen. Man denkt in diesen Momenten nicht an die angehörigen. Jeder süchtige der nicht abstinent lebt, denkt nur an sich, Aber auf der anderen Seite kann ich auch nicht verstehen, warum di Kreditkarten hast, wenn du weißt, dass es schwierig für dich ist damit umzugehen.

Wenn dir deine Mutter also wichtig ist, dann macht eine Therapie gemeinsam. Hoffnung gibt es immer. Aber es dauert viel Zeit, es geht nicht von heute auf morgen. Auf jeden Fall solltest du erstmal wieder stabil werden, bevor du dir Sorgen um andere Machst. Solange du nicht wieder Boden unter den Füßen bekommst, wird dich der kleinste Rückschlag wieder in die Sucht treiben.
Also arbeite erst an dir oder macht es gemeinsam. Sprech doch mal mit deiner Mutter über die Gefühle die hast und das du dich überfordert fühlst. du musst deine Probleme immer raus lassen, wenn du es nicht tust, wird es immer wieder zu Rückfällen kommen. Am Besten immer gleich raus damit. Also am Besten sprichst du auch gleich mit deiner Mutter, wie Leid dir das tut und das du sie mit in die Therapie einbinden möchtest, damit sie lernt disen ganzen Prozess zu verstehen.

Ich wünsche dir für die Zukunft viel Erfolg.

Liebe Grüße

Liane