Problem von Anonym - 17 Jahre

liebe als vater oder mehr?

Hallo!

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll,versuche es aber kurz zu machen. Ich bin ein Scheidungskind und habe durch den Umzug den Kontakt zu meinem Vater fast verloren. Wenn ich bei ihm bin, ist er der beste Dad, sonst meldet er sich nichtmal zu meinem Geburtstag oder Weihnachten. Ich habe ihm 7 Jahre Zeit gegeben, jetzt will ich aber nicht mehr warten. Mein Stiefvater hat es zwar versucht ein Vater für mich zu sein, aber das Verhältnis ist eigentlich in die Brüche gegangen. Ich habe mittlerweile jemanden kennengelernt, der mir sehr ans Herz gewachsen ist. Er ist im Alter von meinen Eltern und mein bester Freund. Ich verbringe jeden Tag mit ihm. Ich bin seine Schülerin und arbeite auch bei ihm also bich ich auch seine Angestellte. Er ist immer für mich da, wir verstehen uns super und ich fühle mich wohl bei ihm. Mit anderen Worten ist er mehr Vater für mich als jeder andere. Ich habe mit ihm darüber oft geredet und er hat gesagt, dass er gern ein Vater für mich ist. Ich habe zu ihm ein besseres Verhältnis wie zu all meiner richtigen Familie. Auf jeden Fall ist das die EINE Ansicht. Von einem Minute auf die andere aber, sind wir nicht mehr Vater und Tochter. Wir haben seit zwei Jahren ein sexuelles Verhältnis. Geht von beiden aus, also nichts einseitiges. Da denke ich mir, dass ich vielleincht nicht nur eine Liebe als Vater zu ihm habe, sondern auch als Mann. Das würde er aber nie zulassen. Wäre es soweit, würde er unser Verhältnis abbrechen und Grenzen aufziehen..haben wir schon ganz klar besprochen. Ich würde für ihn einfach alles tun, weil er mir das gibt, was ich nie von meinem Dad bekommen habe und weil er der beste Freund ist den ich je hatte. Wie soll ich rausfinden was ich wirklich fühle?
Was noch dazu kommt, immer wenn eine andere Frau in seiner Nähe ist, die ihn mag bin ich eifersüchtig und beobachte sie...Auch wenn eine Frau anruft oder eine SMS schreibt bleibe ich dran. Könnte viell. auch beides eintreten? Wie schon gesagt, bin ich wie ein anderer Mensch in dem Moment.
Ich bin seine beste Mitarbeiterin, weil ich immer versuche ihn stolz zu machen und schaue dabei nie auf mich. Ich bin psychisch oft am Ende, weil ich mich überfordere und überlaste, zeige es ihm aber nicht, weil ich weiß, dass er mir sonst was abnehmen würde. Ich weiß nicht was mit mir los ist...Oft denke ich, ich bin knapp bei einem Burn-out syndrom. Ich habe auch eine Psychologin angeschrieben um einen Termin auszumachen, habe ich aber nicht mehr getraut zurückzuscheiben =(
Das habe ich jetzt ganz kurz beschrieben!

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Unbekannte.

So wie Du es beschreibst, habt ihr beide euch da in eine wirkliche gefühlsmäßige Zwickmühle manövriert.

Dass es zwischen zwei Menschen, die sich mögen knistert, ist eigentlich nichts Ungewöhnliches.
Siehe das Folgende also bitte nicht als "erhobenen Zeigefinger", sondern nur unter dem Aspekt, dass ich Dir aufzeigen will, welche Gedanken sich Dein väterlicher Freund zwangsweise auch machen wird.

Er darf sich und Dir, nicht eingestehen, wenn er mehr als eine Vaterrolle bei Dir einnehmen wollte. Gleichgültig, ob Eure Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhen: als damals 15-Jährige warst Du minderjährig und selbst jetzt noch - solange er Ausbilder und Chef für Dich ist - wirst Du vom Gesetz her als "von ihm Abhängige" betrachtet.
Er steckt also in der Zwickmühle zwischen seinen Gefühlen für Dich und dem Gesetz.
Tja. Und mit dem Gesetz und den Gefühlen für einen Menschen ist das nun mal so eine Sache.
Bei einem leiblichen Tochter-Vater-Verhältnis ist auch meistens eine natürliche Hemmschwelle vorgegeben, sich weitergehende Gefühle auch bloß vorstellen zu können. Letzendlich auch durch die Präsenz der Mutter.
Bei Euch ist diese natürliche Schwelle nicht vorhanden. Und dort, wo "nur" ein Gesetz ein Tabu setzt, ist das ja von der Sache her zuerst einmal dazu gedacht, den Schwächeren zu schützen.

Und das, was Du über Dein Gefühlschaos schreibst, zeigt eigentlich auch, dass Du in dieser Beziehung die Schwächere bist.
Solange Du Dir nicht ganz nüchtern selbst die Möglichkeiten und die Grenzen einer solchen Beziehung vor Augen führst!
"Tochter", Geliebte und Angestellte in einer Person wirst Du auf Dauer nicht sein können. Persönlich finde ich das nicht in Ordnung von Deiner "Beziehung", Dich in diese Situation überhaupt gebracht zu haben. Weil es für ihn, als dem "Stärkeren" in eurer Beziehung auch ein Stück weit von Verlogenheit zeugt. Er weiß, in welche Situation er Dich gebracht hat. Für ihn ist es wohl sehr leicht, nachdem er es zugelassen hat, eine Beziehung mit Dir anzufangen, Dir jetzt zu sagen, dass "mehr" als ein "Vater-Tochter" Verhältnis für ihn nicht in frage kommt!
"Grenzen aufzeigen" ist gut und schön! Aber als "gefühlter Vater" hätte er sich selbst an diese Grenzen halten müssen!!!
Was er jetzt macht ist (entschuldige bitte den Ausdruck!) gequirlte Scheiße!
Entweder leichtfertig und unbedacht. Oder ganz gezielt.
Wenn Du so weiter machst, wird es nicht "burn-out" sein, was Dich am Ende verletzen wird, sondern "Hörigkeit"!

Bitte tue Dir sobald wie möglich selbst den Gefallen, und knüpfe an den Kontakt mit der Psychologin wieder an!

Und lass früh genug los, was Du nicht wirst halten können!

Alles Liebe,

Bernd