Problem von Martin - 25 Jahre

Auslandspraktikum - soll ich gehen?

Hallo zusammen,

ich mache derzeit ein Auslandspraktikum und befinde mich in einer Phase in der ich leider eine schwierige Entscheidung zu treffen habe, bzw. treffen will.

Aktuelle Situation:
- Bin 25 Jahre als, abgeschlossener Bachelor, vorher eine Ausbildung gemacht
- mache das Praktikum vor Beginn meines Masterstudiums
- Praktikum ist komplett freiwillig und wird nicht von meiner Studienordnung vorgeschrieben
- Land des Praktikums: USA
- Auslandspraktikum soll 6 Monate gehen, bis Ende März
- bin bereits seit 1,5 Monaten hier
- das Praktikum ist unbezahlt
- eine vertragliche Bindung gibt es nicht, d.h. ich könnte von jetzt auf gleich einfach nach Hause fliegen
- das Studium könnte ohne Zeitverzögerung direkt nach der Ankunft in DE fortgeführt werden
- bekomme einen Wagen gestellt, den ich mir mit anderen Praktikanten teilen muss. Benzin muss ich selbst zahlen
- bekomme eine Wohnung gestellt, die ich mir mit anderen Praktikanten teilen muss. Wohnung wird von der Firma bezahlt
- Kollegen sind freundlich, Arbeitszeiten gut
- Arbeit macht mir leider nur bedingt Spaß

Auf den letzten Punkt möchte ich näher eingehen. Konkrete Punkte (unfaire Behandlung oder ähnliches), die dafür sorgen, dass mir das Praktikum keinen richtigen Spaß macht, gibt es eigentlich nicht. Nur habe ich leider das Gefühl, dass mich das Praktikum für mein weiteres Studium -aber vor allem allgemein- nicht sehr viel weiterbringt. Nachdem die euphorische Vorfreude abgeklungen ist, überwiegt im Moment der Gedanke, dass ich mehr im Masterstudium verpasse, als das ich durch das Praktikum einen richtigen Gewinn habe. Da das Praktikum unbezahlt ist, reißt es ein riesiges Loch in mein Portemonnaie, da ich es komplett aus eigenen Ersparnissen finanziere. Daher stellt sich für mich besonders die Frage, ob es überhaupt Sinn macht das Praktikum weiterzumachen, bzw. wieviel Geld und Zeit ich noch investieren möchte.

Leider für mich eine nicht allzu leichte Entscheidung... Habe überlegt insgesamt 3 Monate zu bleiben, quasi als eine Art Kompromiss. Leider stellt mich das auch nicht richtig zufrieden, da 3 Monate verdammt kurz sind (vor allem für einen Personaler, der sich meinen Lebenslauf durchliest). Andererseits, besser 3 Monate als gar kein Auslandspraktikum.

Würdet ihr - wenn ihr ebenfalls feststellen würdet, dass euch das Praktikum nicht den gewünschten Erfolg gibt - eher nach Hause fliegen oder für einen netten Vermerk im Lebenslauf einfach bis zum Schluss bleiben? Das heißt... was soll ich tun?

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir eure Meinungen mitteilen würdet! Vielen Dank und

Gruß
Martin


PS: Tut mir bitte den Gefallen und kommt nicht mit solchen Argumenten wie Heimweh oder anfänglichen Depressionen oder dergleichen... Ich habe außerdem keine sprachlichen oder kulturellen Probleme. Meine Überlegungen ergeben sich einzig und allein aus der Frage heraus: ?Wieso und vor allem wie lange bleibe ich, wenn mich das Praktikum an sich nicht weiterbringt??

Diese Frage würde sich mir auch stellen, wenn ich das gleiche Praktikum in DE machen würde...

Jessica Anwort von Jessica

Hallo Martin,

ich freue mich, dass Du Dich an uns gewendet hast. Ich kann Dir natürlich nicht die Entscheidung abnehmen, die Entscheidung musst Du selbst treffen, da es Dich und Dein Leben betrifft.

Wie bist Du denn an dieses Angebot gekommen? Hast Du selbst danach gesucht?

Ich denke, dass es hier mit dieser Entscheidung eher um eine persönliche Erfahrung geht und weniger für Deinen beruflichen Lebensweg (aber natürlich schließt das nicht aus, dass Auslandsaufenthalte gern gesehen sind und man auch etwas lernen kann, dass einen beruflich später mal zu Nutzen wird).

Manchmal - wenn man sich richtig was wünscht - und so eine Entscheidung einen nicht in den Ruin stürzen lässt, dann finde ich das finanzielle Thema nicht mehr so wichtig. Wichtiger ist dann die wertvolle Erfahrung die daran hängt.

Vielleicht hilft es Dir abzuwägen, was Dir so eine Erfahrung für Dich bewirken kann. Sicherlich hast Du schon einige Recherchen betrieben und hast Dich über das Land weitestgehend erkundigt, aber Du würdest dort auch eine ganz andere Mentalität entdecken (Amerikaner sind sehr aufgeschlossen, freundlich und hilfsbereit), andere Arbeitsweisen, andere Freizeitgestaltung, etc.

Es kann natürlich auch sein, dass Dir es dort nicht so gefällt. Natürlich wirst Du dort nicht festgehalten und kannst jederzeit nach Hause. Ich würde es, wenn es möglich ist, spontan entscheiden und mir für alle Fälle mein Rückflugticket so buchen lassen, dass ich es auf Wunsch ändern kann. Das kostet zwar ein bisschen mehr, aber dadurch bist Du dann flexibler und kannst notfalls früher die Zelte abbrechen. Auf der anderen Seite kannst Du die 6 Monate auch durchboxen, da es nicht so lange ist, wird die Zeit sicherlich schnell vorübergehen. Aber auch wenn Du dort negative Erfahrung gemacht hast, gibt es einen wieder einen wertvollen Blick auf das eigene Land. Man vergleicht die Vor- und Nachteile und lernt gewisserweise die Länder für ihre Vorteile zu schätzen.

Mir ist bewusst, dass dies vielleicht keine zufriedenstellende Antwort ist, aber die Entscheidung liegt wirklich alleine bei Dir, dies kann bzw. sollte Dir keiner abnehmen.

Wenn Du grundsätzliches Interesse hast, dann würde ich mich wegen 6 Monate nicht so verrückt machen. Bis auf das ersparte Geld, was hättest Du auch schon zu verlieren? Aber man muss darauf schon eingestellt sein, denn sonst ist man für die Erfahrungen dort nicht offen.

Also höre auf Dein Herz und treffe dann Deine Entscheidung.

Ich wünsche Dir alles Liebe und hoffe, dass Du mir berichtest, wie Du Dich entschieden hast.

Liebe Grüße,
Jessica

Ps. Vergiss Heimweh und Depressionen :-) Ich denke, Du wirst vor lauter neuer Eindrücke so beschäftigt sein, dass es soweit erst gar nicht kommen wird. Bei einem Aufenthalt von länger wie 6-12 Monate, ist dies eher wahrscheinlich.