Anwort von Dana

Liebe Maria!

Spät kommt die Antwort, doch sie kommt!
Denn wir interessieren uns wohl für deine Probleme, auch wenn das momentan sonst anscheinend keiner tut.

Ich glaube, das größte Problem, das hier vorliegt, ist, dass du unsichtbar bist. Was ich damit meine?

Nun, du erzählst, dass du geschlagen wurdest, ungerecht behandelt, dass viele so tun, als gäbe es dich nicht, sie interessieren sich nicht für dich, sie walzen über deine Gefühle (Freund, Pornos), deine Bedürfnisse werden nicht gestillt etc. Du scheinst ein Schild vor dir her zu tragen: "vernachlässigt mich doch, ich hab ja eh keinen Stolz!"

Wenn ich lese, dass du dich schlagen lässt, dich betrügen lässt, zulässt, dass dein Freund eher Pornos als dich ansieht, dann frage ich mich: "Wo ist die Faust, die mal auf den Tisch haut?"

Bitte, zieh jetzt nicht die Schultern hoch und frag dich, ob du dann vielleicht an dem Verhalten der anderen Menschen dir gegenüber Schuld hast. NEIN, die Menschen sind eigenverantwortlich für ihr Handeln. Du bist nicht daran schuld, dass sie dich mies behandeln.

Aber: wenn du ihnen unbewusst signalisierst - und das meinte ich mit "Schild auf der Stirn" - dass du so klein und unscheinbar bist, dass man alles mit dir machen kann, dann scheint es Menschen zu geben, die das voll ausnutzen. Fakt also: du bist 1. mit den falschen Menschen zusammen, die überhaupt auf die Idee kommen, dich schlecht zu behandeln und 2. bietest du ihnen durch deine Art eine Steilvorlage.

Wichtig: ich will dir hier keine Vorwürfe machen. Auf keinen Fall! Denn das, was dein Exfreund und auch dein Freund tun und taten, ist nicht in Ordnung! Ich versuche zu erklären, dass es Menschen gibt, die sich davon "beeindrucken" und in ein Loch tief unter der Erde schieben lassen und sich nicht wehren. Und du scheinst so einer zu sein.

Denkst du vielleicht, dass du das alles verdient hast? Dass du ein Mensch bist, der sich da nicht wehren darf, weil es irgendwie "zu Recht" geschieht? Aber nicht doch, Maria! Du hast so eine Behandlung sicher nicht verdient! Du hast, genau wie alle Menschen, das Recht, glücklich zu sein und ordentlich behandelt zu werden.

Schau dir mal an, wie du diesen Brief an uns verfasst hast: andauernd kommen drei Pünktchen. Du setzt keinen PUNKT, du machst "..." Aus diesem Brief kann man das Schwächegefühl richtig heraus lesen, momentan fühlst du dich einfach nur matt und ausgelaugt, wenn ich das richtig lese. Dein Umfeld tut dir nicht gut, du fühlst dich darin auch total unwohl.

Ich kann dir nur raten, keine Pünktchen mehr zu machen, sondern einen Punkt zu setzen! Das ist jetzt sehr bildhaft gesprochen, meint aber genau das, was ich sagen will. Versuche, mehr Sätze abzuschließen!

zB: "Sorry, ich will nicht, dass du Pornos schaust. Der Sex zwischen uns schläft ein und ich fühle mich so sehr unwohl. Du verletzt mich außerdem mit dieser Art und Weise."

Das sind Punkte, das sind klare Aussagen. Du bist doch wer!

Du bist ein wertvoller Mensch, Maria. Du hast deinen Wert und hast Stärken. Die geraten aber dadurch, dass du dich schwächen lässt, in den Hintergrund, irgendwann denkst du, sie seien komplett verschwunden. Und das wäre verdammt schade.

Du bist eine hübsche, schlanke Frau, die viele Verehrer hat? Ist doch toll! Genieße das doch! Wenn du einen Freund hast, der das nicht zu würdigen weiß, soll er doch hinter seinen Pornos versauern, während du dich mal mit einem netten jungen Mann triffst! Du bist doch kein Fußabtreter, wo jeder so leben kann, wie er das will, ohne dass er drauf achtet, wie es DIR geht. Und wenn dein Freund eifersüchtig wird, dann hast du ihn vielleicht mal da, wo du ihn haben wolltest. Gesprächsbereit. Für eine Trennung ist es vielleicht noch etwas früh, da sollten erst Gespräche laufen. Vielleicht renkt es sich ein.

Deine Familie würde ich jetzt mal nicht verteufeln. Vielleicht sind sie hilflos, weil sie sehen, dass was nicht in Ordnung ist, du aber nicht drüber sprichst und sie damit nicht umgehen oder dir bei deinen Problemen helfen können. Ein direktes, ehrliches und klares Gespräch könnte da Klarheit bringen.

Wenn du dich insgesamt nicht traust, dem Leben die Stirn zu bieten, wäre es vielleicht sinnvoll, mal eine therapeutische Beratung hinzu zu ziehen. Eine ausgebildete Therapeutin/ein Therapeut kann schnell Hilfestellung leisten bei solchen Problemen. Du brauchst Stärkung, damit du wirklich mal auf den Tisch hauen oder ein Problem angehen kannst.

Du musst für dich und deine Interessen, Gefühle und Wünsche einstehen lernen. Und du musst erkennen, dass du so viel wert bist, dass es deinem Umfeld wichtig sein sollte, das ebenfalls erkennen zu können und den WUNSCH zu haben, deine Wünsche zu respektieren, zu erfüllen und dir nicht zu schaden.

Du bist es wert, Maria. Eindeutig.
Steh für dich ein, für das, was du brauchst und möchtest. Lass nicht zu, dass dir jemand deinen Wert schmälert. Aber dazu musst du ihn erstmal selbst finden und wissen, dass du ihn hast.

Und du hast ihn, auch wenn du dir anscheinend manchmal nicht sicher bist.

Dir alles Gute, Maria.

Liebe Grüße,

Dana