Problem von Anonym - 16 Jahre

Depressionen nach Filmen?

Hallo liebes Kummerkasten Team,
ich habe seit längerer Zeit ein ziemlich lästiges Problem. Und zwar geht es darum, dass ich nach dem Ende von mitreißenden Filmen /Serien/Büchern total niedergeschlagen und depressiv bin. Ich habe neulich einen Film im Kino gesehen. Dieser war ziemlich spannend und zum Schluss hin war das altbekannte Happy End der Hauptcharakter hatte ein aufregendes Leben voller Abenteuer und Erlebnissen, fand seine große Liebe usw.
Nun komme ich aus dem Kino und bin total niedergeschlagen. Ich fühle mich wie ein totaler Versager, weil ich nie so jemand sein werde. Ich bin unglücklicher Single, habe Probleme in der Schule und führe im Vergleich zum Film ein langweiliges Leben. Der Film hatte mich total mitgerissen ich erlebte das aufregende Leben dieser Menschen dort schon bald wie mein eigenes und am Ende wache ich wie aus einem wunderschönen Traum auf und werde von der Realität eingeholt. Sowas hat mich dann halt total niedergeschlagen ich war mehrere Tage total fertig habe mich halt gefühlt, als würde ich nie etwas großes in meinen Leben erreichen.

SOwas habe ich aber nicht nur, wenn ich bei einem solchen Film im Kino war. Auch nachdem ich Bücher gelesen habe,die irgendwann zuende sind fühle ich mich schlecht. Vorallen wenn man mehrere TEile gelesen hat und irgendwann keine Fortsetzung mehr kommt. Man hat diese Protagonisten über Jahre durch das Lesen solcher Bücher begleitet und auf einmal ist Schluss und es kommt nichts mehr.

Sorry für den langen Text aber ich hoffe, dass ich mein Problem damit deutlich machen konnte. Ich danke euch jetzt schon vielmals für Antworten und hoffe dass ihr mir Tipps geben könnt, wie ich diese Probleme behandeln kann.

Liebe Grüße

Dana Anwort von Dana

Lieber Unbekannter!

Ich glaube, dein Problem haben wir schnell aufgedröselt. =)

Es spielen zwei Faktoren mit hinein, warum es dir nach Filmen und Büchern so schlecht geht.

1. du hast eine tolle Fantasie, kannst dich richtig in die Welten einlesen und einfühlen und wenn es rum ist: BUMM. Fertig. Aus.

2. du bist mit deinem Leben nicht zufrieden, mit dir selbst nicht. Du denkst, es reiche nicht aus.

Punkt 1 kann ich dir bestens nachfühlen, denn ich lese genauso wie du und fühle mich auch in Filme durchaus ein, wobei es da nicht so schlimm ist. Als ich "die Säulen der Erde" ausgelesen hatte, war es das erste Mal, dass ich wirklich heulte, weil ich nicht wollte, dass dieses Buch überhaupt mal aufhört. Wenn man die Welten, in die man abgetaucht ist, total mag, dann fühlt man sich wirklich leer, wenn sie einem genommen wird.

Aber damit kann man umgehen lernen. Was braucht man dazu? Eine Wirklichkeit, die einem auch gefällt! Und daran kann man selbst arbeiten.

Du schreibst, dass du nie so sein wirst wie Superhelden oder die Romanfiguren. Die Frage ist nun, ob das unbedingt sein muss, dass du so bist. Du vergleichst dich mit Fantasie-Gestalten, die es nicht gibt und bist dann unzufrieden, dass du selbst im realen Leben nicht so sein kannst. Das ist höchst ungesund, da du dich an völlig überhöhten Idealen orientierst.

Eine Romanfigur, die eine Heldenrolle hat, muss ja toll und fast perfekt sein. Aber ist dir im Leben schon mal ein wirklich perfekter Mensch begegnet? Ich kann mit gutem Gewissen sagen: einen perfekten Menschen gibt es nicht. Jeder Mensch hat seine guten und seine schlechten Seiten. Zu trauern, dass man der Romanfigur nicht näher ist, ist meiner Meinung nach ein Weg, der in einer Sackgasse endet. Du wärst nur immer unzufrieden mit dir und der Welt und würdest gar nicht merken, dass es Dinge gibt, die gerade du besonders gut kannst.

Du schreibst, dass du unglücklicher Single bist und hast Probleme in der Schule. Ich weiß zwar jetzt nicht, ob das menschliche oder schulische Probleme sind, aber das sind gerade mal zwei Punkte. Sicher, in deinem Alter sehnt man sich nach einer Freundin und Probleme in der Schule sind sehr unschön. Das bedrückt dich, logischerweise.

Aber wenn du in der Stimmung herum läufst, dass dein Leben (im Gegensatz zu Heldenleben in Büchern) totaler Mist und superlangweilig ist, strahlst du genau das auch aus. Ein hängender Kopf, eine unzufriedene Miene schrecken ab.

Ich habe wirklich die Erfahrung gemacht: wenn man JA zum Leben sagt, sagt das Leben auch JA zu einem selbst.

Versuche die Bücherwelten und deine Welt zu trennen. Erlaube dir, traurig zu sein, wenn ein Buch fertig ist, das dich gefesselt hat, das ist wahrlich nichts Schlimmes. Aber trenne es von deinem realen Leben! Dein Leben findet hier draußen und nicht in Büchern statt. Es ist nicht perfekt und wird es auch nie sein. Aber man kann sich in vielen Dingen bemühen, es sich selbst so perfekt wie möglich zu machen.

Geh offener auf andere zu, schau, wo deine Freunde sind, werde aktiver, zieh dich nicht zurück, suche dir deine Ziele im Leben, was du erreichen willst. Mach dir zB eine Liste mit Dingen, die erreichbar sind und die du schaffen möchtest. Keine hohen Ziele, sondern ganz kleine. zB in der Schule deinen Notendurchschnitt ein wenig zu heben. Mal mit jemandem zu reden, mit dem du schon lange reden magst. Vielleicht auch mehr mit deinen Eltern über dich und deine Gedanken zu sprechen. Es tut gut, Menschen zu haben, die einen verstehen. Vielleicht auch eine Sportart aussuchen, die dir gefällt und wo du mit anderen Menschen in Kontakt kommst, die ähnliche Interessen haben. Oder Leute zu finden, die auch total gerne lesen und sich mit ihnen auszutauschen. Vielleicht gibt es ja eine Literatur-AG bei euch an der Schule?

Es gibt so viele Möglichkeiten, sein eigenes Leben aufzuwerten. Vergleiche es nicht mit den perfekten Leben in Büchern sondern überlege nur, welche Möglichkeiten du für dich selbst siehst, ein Leben zu führen, das dir Spaß macht und dich glücklich. Das ist das Wichtigste. Du bist du. Du bist kein Romanheld und das ist gottseidank auch genau richtig so. Dafür sind Bücher Bücher und das reale Leben ist das reale Leben.

Versuche, dir Ziele zu setzen, die dich sagen lassen: gut, das Buch hier ist endklasse...aber mein Leben ist nicht SO verkehrt.

Ich bin SO oft traurig, wenn ich ein Buch fertig habe oder eine Buchreihe. Ich merke, wie sie mir richtig fehlt. Aber das darf sie! Wir beide haben eine tolle Fantasie und das ist klasse! Aber ich gehe danach in meine reale Welt zurück und freue mich auch auf diese. Weil ich sie mir schön gemacht habe. Weil ich sie mag.

Und das solltest du auch versuchen. Nimm dir Charaktervorbilder aus dem realen Leben - du musst erreichen können, was du dir vornimmst. Romanhelden sind da komplett falsch.

Und du wirst merken, dass du bald anders auf andere Menschen wirkst...auch auf Mädels. Jemand, der weiß, was er im Leben will und sich über sein Leben freut, ist immer attraktiv. Jemand, der sein Leben scheiße findet, nicht. Aber das liegt in deiner Hand.

Und da du viel Fantasie hast, nutze sie! Da hast du eine große Stärke. Man kann damit so viel erreichen und sein eigenes Leben so farbig gestalten. =)

Ich glaube, dass du das schaffst, wenn du bewusst an die Arbeit gehst.

Ganz liebe Grüße von einer, die genau so ein Bücherwurm ist wie du!

Dana