Problem von Anonym - 19 Jahre

Ständige Angst

Hallo!
Ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll zu erzählen und bis vor kurzem war ich mir nicht einmal sicher, ob ich mein Problem überhaupt an euch schicken soll. Denn irgendwie fällt es mir ziemlich schwer, mich auszudrücken.
Ich fühle mich so elend und kann nicht einmal genau sagen, warum. Es kommt so viel zusammen. Mein allergrößtes Problem ist wohl, dass ich andauernd Angst habe. Das fängt schon in der Schule an. An Referaten versuche ich immer, irgendwie vorbeizukommen, weil ich so starke Angst davor habe, mich zu blamieren. Auch Sport ist für mich die Hölle, weil ich mich jedesmal vor allen blamiere. Ich bin die schlechteste in meinem Sportkurs und wenn wir laufen, dann schauen alle auf mich, weil ich immer als letztes ins Ziel komme oder schon so schnell keine Luft mehr kriege.
Aber ich habe nicht nur in der Schule Angst. Ich traue mich beispielsweise nicht, alleine irgendwo hinzugehen. Ob ich nun einkaufen gehe oder mich nach irgend etwas erkundigen will. Ich kann einfach nicht ohne Probleme mit jemandem alleine reden. Besonders schlimm ist das bei Leuten, die ich überhaupt nicht kenne. Bei Mädchen in meinem Alter oder Mädchen, die jünger sind als ich, geht das ja eigentlich noch, aber bei Jungs oder Männern oder Personen, die älter sind als ich oder von denen ich denke, dass sie in irgend einer Weise höher gestellt sind als ich, kann ich nicht normal reden. Ich verspüre dann direkt eine große Angst und meine Stimme klingt auf einmal ganz anders.
Eigentlich bin ich ja in einem Alter, in dem man normalerweise mehr erwarten sollte. Die meisten Gleichaltrigen an meiner Schule haben einen Nebenjob, einen Führerschein und führen eine Beziehung. Bei mir ist das aber anders. Ich sage immer, dass ich neben der Schule keine Zeit habe, einem Job nachzugehen, wenn mich jemand danach fragt. Aber in Wirklichkeit habe ich einfach viel zu viel Angst, irgendwo hinzugehen oder anzurufen, um nach einer Möglichkeit zu fragen. Auch hätte ich viel zu viel Angst, dort dann alles falsch zu machen und deshalb Standpauken einzustecken. Genauso ist das mit dem Führerschein. Nicht einmal zum Arzt gehe ich alleine, auch wenn ich krank bin. Seit zwei Jahren war ich schon nicht mehr da. Und obwohl ich schon in der 13. Klasse bin und bald (vielleicht) mit der Schule fertig bin, weiß ich nicht, was ich danach machen soll. Aber ich weiß nicht einmal, wie ich mit meiner Angst die mündliche Abiturprüfung bestehen soll.
Ich habe ja schon versucht, etwas dagegen zu unternehmen, dass ich immer so schnell Angst bekomme. Ich bin zum Beispiel der Theatergruppe an der Schule beigetreten, weil ich dachte, dass sich dadurch mein Selbstbewusstsein steigern würde. Stattdessen wird alles dadurch nur noch schlimmer. Nach der letzten Probe musste ich immer wieder daran denken, wie schlecht ich mich angestellt habe, wie oft ich verbessert wurde und wieviel besser alle anderen waren. Es war mir alles so peinlich und ich weiß nicht, ob ich mich wirklich noch trauen soll, dahin zu gehen.
Ich muss mich immer auf andere (und diese anderen sind eigentlich nur meine Schwester und meine Mutter) stützen, um etwas zu schaffen. Auch wenn ich Angst vor Gesprächen mit anderen Leuten habe, habe ich auch unheimliche Angst davor, alleine zu sein. Immer wenn meine Schwester eine Freundin besucht, dann werde ich ganz depressiv. Ich weiß nicht, ob aus Eifersucht oder aus einem anderen Grund. Ich schlafe trotz meines Alters noch zusammen mit meiner Schwester in einem Zimmer. Wenn ich mal alleine schlafe, dann kann ich das nur mit Licht.
Außerdem fühle ich mich im Vergleich zu anderen so minderwertig. Irgendwie scheint jeder um mich herum etwas besonderes zu können. Ich fühle mich immer so hässlich und unnütz, gut können tu ich auch nichts.
Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll. Meine Mutter und meine Schwester nehmen mich nicht wirklich ernst und sagen, dass ich einfach nur meine Einstellung ändern muss, aber das funktioniert nicht einfach so. Ich weiß ja, dass mein Problem kindisch klingt und ich sollte mich schämen, wegen so etwas andauernd zu weinen und mich zu verkriechen. Aber irgendwie nimmt das alles so viel Platz in meinem Leben ein. Mir fehlt inzwischen für so viel die Motivation, weil ich immer denke, dass alles sowieso keinen Sinn hat. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, mich umzubringen, aber sogar davor habe ich Angst. Ob es nun die Angst ist, dass etwas schief gehen könnte oder dass meine Mutter enttäuscht von mir wäre.
Was soll ich denn jetzt machen? Ich fühle mich so alleine und würde mich am liebsten immer nur zu Hause aufhalten. Die einzigen, mit denen ich über Probleme reden kann, sind meine Schwester und meine Mutter und die scheinen mich nicht wirklich ernst zu nehmen oder zu verstehen. Vielleicht haben sie aber auch recht damit... Und Freunde, mit denen ich über so etwas reden könnte, habe ich nicht.

Anwort von Sabine

Hallo!

Ich frage mich, was Du eigentlich von Dir erwartest bzw. warum Du Deine Erwartungen so hoch anschraubst. Niemand ist auf die Welt gekommen und konnte sofort alles perfekt und fehlerfrei. Das Lernen hört das ganze Leben lang nicht auf. Man lernt tagtäglich immer aufs Neue.
Wahrscheinlich fehlt es Dir auch an Selbstvertrauen. Dieses fehlende Selbstvertrauen löst wahrscheinlich auch die Angst aus. Angst und Unsicherheit. Alles hängt irgendwie zusammen. Zumindest klingt es so in Deiner Mail. Ich bin kein Doc und ich kann nur Vermutungen anstellen, aber wenn Du Dich völlig überfordert fühlst und glaubst nur noch depressiv zu sein, dann möchte ich Dir bald zu fachlicher Hilfe raten. Ich kann von hieraus nicht sage, was es wirklich ist und ich bin auch keine Psychologin. Ich kann Dir nur als Außenstehende antworten, aber wenn Du wirklich Hilfe suchst und möchtest,dann schrecke auch nicht davor zurück fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Viele Menschen haben diese Probleme und lassen sich helfen. Wenn die Hilfe doch geboten wird, dann sollte man sie auch annehmen. Es ist manchmal schwer alleine zurecht zu kommen oder aus diesem Loch herauszukommen. Mit Deiner Familie solltest Du in aller Ruhe einmal sprechen und ihnen sagen, wie es in Dir aussieht. Es ist gut, dass Du versuchst mit ihnen zu sprechen. Sprich offen, wie hier, darüber, wie Du fühlst und denkst. Die anderen können Dir nur vor den Kopf gucken und nicht in Dich hinein. Du wirst auf sie zugehen müssen und Dich ihnen anvertrauen. Ihnen einen Blick in Dich hinein schenken, damit es vielleicht wieder besser wird und Du vielleicht auch auf diesem Wege ein wenig selbstbewußter damit umgehen kannst.

Lieben Gruß