Problem von N. - 24 Jahre

Mutter macht mir das Leben zur Hölle, seit ich eine Depression habe

Hallo,
zuerst zu mir, ich bin 24 Jahre alt, lebe seit 4 Jahren mit meinem Partner zusammen und leide seit mehreren Monaten an einer schweren Depression, die Medikamentös und Therapeutisch behandelt wird.
Ich habe folgendes Problem: Ich bin ein Einzelkind und meine Mutter hat mich alleine großgezogen. Sie klammerte schon immer, vorallem in Zeiten wo sie keinen Partner hatte, und davon hatte sie viele. Sie ist im moment noch verheiratet, aber lebt von ihrem Mann getrennt. Insgesamt war sie schon 4 mal verheiratet und ist 60 Jahre alt. Jetzt kommt mein Problem, jedesmal, auch in diesem Fall musste ich als Partnerersatz herhalten. Wenn ich mal keine Lust hatte ihr zu helfen oder mit ihr zu telefonieren, kratzte sie mein Gewissen an mit Sprüchen wie: Ich hab doch sonst niemand. Und ich spurte auch immer, machte was sie wollte. Psychisch ist sie leider auch etwas labil, weshalb ich mir halt immer Sorgen um sie machte. Nun leide ich aber selber an einer Psychischen Krankheit und ging als erstes zu ihr um mir hilfe zu holen, da sie ja damit auch erfahrung hat. Sie half mir auch mit der Suche nach Ärtzen etc. Sie war nett und hilfsbereit. Ich fing dann meine Therapie an. Dann ging es los. Da sie ja jetzt wieder allein ist, rief sie jeden Tag an. Aber anstatt zu fragen wie es mir ging, machte sie nur Ratschläge und verstand nicht wenn ich sie ablehnte. Sie heulte sich bei mir aus wie sehr sei allein ist und so weiter. In meiner Verfassung war ads wirklich nicht gut. Also ging ich nicht mehr so oft ans Telefon, dachte mir sie versteht das ich meine Ruhe brauche. Aber genau das Gegenteil erreichte ich. Als sie mich an einem Tag nicht erreichte, rief sie meinen Arzt an, war regelrecht panisch wie ich es gehört habe, und der rief wiederum meine Therapeutin an. Ich war regelrecht überrascht als diese plötzlich vor meiner Tür stand. Sie wollte nur wissen ob alles ok ist und erzählte mir die Sache von meiner Mutter. Danach hatte ich wieder einen starken Tiefpunkt. Ich dachte nur, wenn sie sich so viele angebliche Sorgen macht, hätte sie mich auch Besuchen können. Das stimmte mich sehr traurig. Einige Tage später rief meine Mutter wieder an. Zuerst wieder mit einer Bitte dies und jenes für sie zu tun, da sie ja keinen anderen habe. Ich machte ihr dann klar, das ihr Verhalten absolut nicht gerechtfertigt ist und ich nicht ans Telefon gehe weil ich mit ihr nicht reden möchte. Ich sagte das sie mich nicht jeden Tag anrufen muss, ich werde mich schon melden wenn es mir schlechter geht. Statt mich zu verstehen, meinte sie nur, wenn ich nichts mehr mit ihr zu tun haben will, soll ich es sagen. Aber das will ich ja nicht, ich brauch nur meine Ruhe im Moment. Ich legte dann auf weil es mir zu dumm war. Einige Tage war Ruhe, aber gestern hat sie wieder angefangen anzurufen. Meine Therapeutin hat gesagt ich soll sie erstmal ignorieren, was aber sehr schwer ist wenn sie 10 mal am Tag anruft. Ich habe meine Handy ausgeschaltet, das Festnetztelefon auf lautlos und bin nervlich ziemlich am Ende. Sie hat sogar meine Schwiegereltern angerufen um die Handynummer meines Partners zu bekommen. Aber er traut sich nicht mit ihr zu sprechen, er hat regelrechte Angst vor ihr. Und ich muss zugeben, mir macht sie auch Angst. Was soll ich tun?

Dana Anwort von Dana

Hallo, liebe N.!

Gut, dass du so gut für dich sorgst und dir Hilfe holst! Du hast dein Problem sehr offen und ehrlich beschrieben. Was ich mich frage, ist, warum deine Therapeutin das nicht weiter mit dir durchgeht? Denn sie hat dir den besten Rat gegeben, den man geben kann.

Deine Mutter bräuchte dringend psychologische Hilfe. Ich weiß nicht, was ihr Krankheitsbild ist, aber sie hat definitiv eins. Dieser "Zwang", nicht alleine sein zu können, immer jemanden zu brauchen, diese fehlende Sensibilität dir gegenüber...das alles lässt darauf schließen, dass deine Mutter ein wahrscheinlich noch größeres Problem hat als du. Sie sieht es nur nicht.

Und da bist du im Vorteil. Du hast gesehen, dass du Hilfe brauchst und hast dir diese Hilfe geholt. Und so gemein es klingt: sie darf dir das nicht kaputt machen.

Sie scheint nicht einzusehen, dass sie professionelle Hilfe braucht, sie projeziert und wältzt ihre Probleme auf andere ab (auf dich) und weist dieses typische "egomanische" Verhalten auf, das man dann gerne an den Tag legt.

Aber das ist nicht DEIN Problem! SIE SELBST muss verstehen lernen, dass sie Hilfe nötig hat, die aber nicht von dir kommt! Sie muss lernen, dich loszulassen, dich nicht zu missbrauchen. Solange du immer wieder nachgibst, mit ihr sprichst, ihr erklärst, wird das nicht in ihren Kopf gehen. Denn trotz deiner Erklärungen, dass du Ruhe brauchst, sieht sie nur das: "HA, ich kriege doch Aufmerksamkeit, sie redet doch mit mir!". Inhaltlich scheint sie gar nichts aufzuschnappen.

Deine Therapeutin hat absolut Recht: du musst sie komplett ignorieren.
Und wenn das heißt, dass ihr und die Familie deines Freundes euch eine neue Telefonnummer anschafft. Momentan musst DU erstmal durch. Du kannst nicht deine UND ihre Probleme lösen, das geht nicht. Du kannst deine Therapeutin ja mal fragen, was möglich wäre, damit jemand auf deine Mutter acht gibt. Oder dass wenigstens der Fall klar auf der Hand liegt. Du musst die Verantwortung deiner Mutter gegenüber abgeben. So leid es dir tut.

Sie wird es nicht verstehen, aber du kannst momentan nichts weiter tun, fürchte ich. Es bringt nichts, sich für andere zu opfern, dann gehst du vor die Hunde. Kümmere dich um DEINE Therapie und um DEINE Gesundung. Entweder akzeptiert sie das oder sie wird tiefer fallen. Solange, bis sie irgendwann selbst um Hilfe bittet (und damit meine ich nicht "kauf mir mal das ein und hol mir mal das!"). Diese Hilfe bräuchte sie dringend.

Ich würde dir wirklich raten, mal mit deiner Therpeutin einen Schlachtplan zu entwerfen. Das Thema mal wirklich durchzusprechen, weil es deine Heilung behindert.

Meiner Meinung nach kommt ihr aber nur mit der "brutalen" Methode da raus. Momentaner Abbruch von jeglichem Kontakt. Gerne mit dem Zusatz, dass du später wieder auf sie zukommst, aber bis dahin: Ruhe. Anders wird es nicht gehen...

Ich wünsche dir Durchhaltevermögen! Dass du es schaffst, mit deiner Therapeutin und deinem Freund/dessen Familie wieder auf die Beine zu kommen.

Ganz liebe Grüße und viel Erfolg!

Dana