Problem von Alischa - 14 Jahre

Schlechtes Gewissen nach Abtreibung...

Liebes KuKa-Team,

Ich habe ein riesen Problem, und weiß einfach nicht mehr weiter, wie wohl jeder,
der hier ein Problem abgibt. Ich habe in der Soforthilfe leider nichts gefunden, dass zu meinem Problem passt.
Vor vielen Monaten hatte ich eine Nachricht an das KuKa-Team geschrieben, die auch sehr gut beantwortet wurde.
Damals ging es darum, dass ich durch eine Vergewaltigung schwanger geworden war.
Zuerst wollte ich es einfach heimlich weg machen, mit einer Überdosis oder so, aber dank der netten Antwort habe ich mit meiner Mutter geredet und es trotz der fortgeschrittenen Schwangerschaft abtreiben lassen.
Seitdem haben meine Mutter und ich ein sehr schlechtes Verhältnis. Sie ist komplett gegen Abtreibung, und findet selbst heute noch, dass meine Entscheidung herzlos war.
Sie redet nur noch bei sehr wichtigen Anlässen mit mir, und dann auch nur kurz und knapp. Sooft hab ich sie jetzt schon darauf angesprochen, aber sie blockt ab.

Bei einem unserer häftigsten Auseinandersetztungen, habe ich gesagt, dass ich ohne ihre Zuwendung eigendlich garnicht mehr bleiben muss. Daraufhin hat sie nur mit den Schultern gezuckt. Keine eine Mutter ihr Kind so plötzlich nichtmehr lieben?!

So. Diese ganzen Streitigkeiten, machen mich nachdenklich.
Vllt habe ich wirklich falsch gehandelt. Ich hätte es ja auch zur Adoption freigeben können. Ich kämpfe mit mir selbst.

Die eine Seite von mir, kriegt bei jeder kleinsten Erinnerung an die Vergewaltigung ( hu, mir fehlt es sogar schwer das Wort zu schreiben) einen Heulkrampf, Zittert und Unterleibsschmerzen. Die andere Seite ohrfeigt sich selbst, und nennt sich Mörder. Schließlich bin ich ja auch selber Schuld, dass mich der Typ überhaut erst 'begehrt' hat. :( Dann muss ich, so doof wie ich war, auch die Verantwortung für meine Fehler tragen.

Ich weiß nicht wie ich mich fühlen soll. Und wie ich mit meiner Mutter umgehen soll? Soll ich ins Heim oder soo?! :'(
Bitte helft mir!
MfG, Alischa

Marie Anwort von Marie

Liebe Alischa,

in der Flut von Problemen, die uns erreichen, habe ich deins jetzt eher zufällig entdeckt - hab deinen Namen gleich wiedererkannt und bin sehr froh, dass es nicht "untergegangen" ist und automatisch gelöscht wurde.

Ich kann mich noch sehr gut an deine Mails erinnern.
Du warst wegen der Schwangerschaft wirklich verzweifelt und der Gedanke, das Kind deines Vergewaltigers zur Welt zu bringen, war einfach unerträglich für dich.
Ich habe damals versucht, möglichst neutral zu bleiben, was die Entscheidung für oder gegen eine Abtreibung anging, aber jetzt kann ich es dir ja sagen: Aus meiner Sicht hast du die richtige Entscheidung getroffen.
Ich denke, dass es für dich jetzt noch deutlich schlimmer wäre, immer noch schwanger zu sein und zu wissen, dass du dieses Kind, das aus einer Vergewaltigung entstanden ist, zur Welt bringen musst.
Jeder hätte von deiner Schwangerschaft erfahren und von deinem Entschluss, es zur Adoption freizugeben. Und vielleicht hättest du dir dann auch wieder Vorwürfe gemacht, es weggegeben zu haben.

Ich bin auch ehrlich gesagt ziemlich entsetzt, dass deine Mutter dir da so wenig Verständnis entgegenbringt. SIE nennt DICH herzlos? Sie erwartet von ihrer 14-jährigen Tochter, das Kind ihres Vergewaltigers zur Welt zu bringen, und entzieht dir im selben Moment ihre Liebe, wenn du es nicht tust? Das finde ich ganz schön heftig.
Da sie leider nicht für Gespräche bereit zu sein scheint, kannst du wohl nur abwarten, ob sie von selbst wieder zur Vernunft kommt. Ich wünsche es dir von ganzem Herzen!
Bitte lass dir von ihr nicht einreden, dass du falsch gehandelt hast. Eine Abtreibung ist niemals eine leichte Entscheidung. Aber es war aus meiner Sicht die beste Entscheidung, die du in der Situation, unter diesen Umständen, treffen konntest.
Und: Es ist Vergangenheit. Deine Zweifel, so schwierig es auch ist, sie "abzustellen", helfen dir nicht weiter. Denn sie können diese Entscheidung nicht rückgängig machen.

Wenn du magst, kannst du dir auch mal diese Seite anschauen: http://www.nachabtreibung.de/
Dort kannst du dich mit anderen Frauen austauschen, die ähnliches durchgemacht haben wie du im Moment und dir wahrscheinlich aus ihrer eigenen Erfahrung heraus eine gute Hilfe sein können.

Eins möchte ich dir unbedingt noch sagen: Du bist nicht Schuld an der Vergewaltigung. Du hast nichts falsch gemacht. Für das, was der Typ dir angetan hat, ist ganz allein ER verantwortlich. Es hätte niemals passieren dürfen, egal unter welchen Umständen! Dafür musst du keine Verantwortung tragen.
Wenn du möchtest, kannst du dir auch unsere Soforthilfe dazu durchlesen: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/6/Vergewaltigt-wohin-kann-ich-mich-wenden.html

Die Frage, ob du bei deiner Mutter wohnen bleiben sollst oder nicht, kann ich dir leider nicht beantworten - diese Entscheidung musst du selbst treffen.
Käme es für dich vielleicht in Frage, zu deinem Vater zu ziehen? Oder zu Großeltern oder anderen Verwandten?
Wenn du wirklich in ein Heim oder betreutes Wohnen ziehen möchtest, kannst du dich beim Jugendamt beraten lassen, ob es eine solche Möglichkeit für dich gäbe und wenn ja, welche.

Du kannst dich auch gern jederzeit wieder bei uns melden, wenn du magst. Ich bin für dich da.

Fühl dich lieb gedrückt!

Alles Liebe,
Marie

http://mein-kummerkasten.de/242763/http-mein-kummerkasten-de-238838-Ich-brauche-Hilfe-bitte-html-Die-Hilfe-Community-fuer-alle-deine-Fragen-und-Probleme-http-mein-kummerkasten-de.html

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