Problem von Anonym - 16 Jahre

Vater ist gewalttätig

Nach einer Auseinandersetzung mit meinem Vater, eben am Frühstückstisch, hat dieser mich mit Gewalt aus der Küche gezerrt. Er meinte ich sei nicht mehr wert als ein Tier. Danach bin ich hoch in mein Zimmer gerannt und hab alles kurz und klein gehauen und meinen Kopf gegen die Wand geschlagen. Momentan zitter ich am ganzen Körper und kann kaum tippen. Mir ist schlecht und ich heule.. Was soll ich jetzt machen? Momentan will ich nichteinmal mehr Leben!!

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Unbekannte.

Gewalt ist niemals eine Lösung! In einer Familie schon erst recht nicht.
Aus dem, was Du schreibst ist leider der Auslöser dieser Aktionen nicht ersichtlich.
Was leider sehr deutlich wird, ist, dass Du selbst wohl nach der Aktion Deines Vaters auch recht heftig reagiert hast. Gewalt gegen irgendwelche Sachen und gegen Dich selbst angewendet hast.
Das Einzige, dass Dir aus dem, was Du geschrieben hast, geraten werden kann:
Überlege, wenn Du wieder wirklich zur Ruhe gekommen bist einmal, womit die ganze Auseinandersetzung begonnen hat.
Überlege auch einmal, ob ähnliche Auseinandersetzungen zwischen Deinem Vater und Dir nicht immer wieder gleich ablaufen?
Zwischen Eltern und deren 16-jährigen Kindern läuft das nämliich wirklich oft ganz ähnlich ab.

Die Eltern sorgen sich um ihre noch nicht ganz volljährigen Kinder. Die Kinder sehen die Sorge zuerst einmal als "Unverständnis" und ungerechten Eingriff in ihre Freiheiten.
Und wenn sich ein Jugendlicher ungerecht behandelt fühlt, wechselt der Tonfall. Da klingt alles recht schnell recht aggressiv!
Und mit diesen aggressiven Tonfall kommen die meisten Eltern nicht klar.
Wenn da dann die Fähigkeit abhanden kommt, sich "miteinander" vernünftig zu unterhalten und das Problem gemeinsam zu lösen, fallen auch manchmal solche total unangebrachten Äußerungen, wie sie Dein Vater Dir gegenüber benutzt hat.

Ich will Dir ein Beispiel geben. Als ich in Deinem Alter war, habe ich mich auch oft mit meinem Vater gefetzt. Nicht, dass ich immer Recht hatte. Aber ich konnte mich besser ausdrücken. Als Gymnasiast gegen einen Hauptschulabsolvent: ich habe meinem Vater haufenweise Fremdwörter um die Ohren gehauen und er wurde zornig, weil er sich mir unterlegen fühlte.
Wenn ich ehrlich bin (und 40 Jahre danach darf ich das wohl mit einem schuldbewußten Grinsen zugeben): ich habe es damals regelrecht darauf angelegt, meinen Vater, der ja sonst das Sagen hatte, zu provozieren.

Und wenn ich das dann geschafft hatte, brauchte ich mich auch nicht zu wundern, dass er dann bös beleidigt all seine elterliche Authorität heraushängen ließ: also habe ich mir jedes Mal eigentlich nur selbst geschadet!
Erst Jahre später haben wir es dann geschafft, wie zwei Menschen mit gesundem Menschenverstand aufeinander zuzugehen und uns mit gegenseitigem Respekt zu behandeln.

Das ist nämlich die Voraussetzung für ein friedliches Miteinander: gegenseitiger Respekt!
Von beiden Seiten!
Das fängt mit dem Zuhören und dem Willen, sein Gegenüber auch verstehen zu wollen an. Geht über die Tonlage und Lautstärke, in der man miteinander redet bis hin zu den Argumenten, die man bringt. Und wo die Argumente fehlen fangen dann oft die Beleidigungen an.
Und endet damit, dass man versucht, Kopromosse zu finden, die jedem Beteiligten gerecht werden.

Vielleicht gehört bei Dir dazu, dass Du auch ein ganz klein wenig in Dich gehst und einmal überlegst, was Deine Art ist, wie Du Deinen Vater immer wieder mit absoluter Sicherheit dazu bringst, ausfallend zu werden.
Hast Du da einen besonderen "Trick"?

Wenn ja: versuche es beim nächsten mal bewußt, diesen Trick nicht anzuwenden und konzentriere Dich auf Deine Argumente!
Und, bei aller Enttäuschung, die Du wahrscheinlich verspürst, weil Dein Vater so mit Dir geredet hat: versuche das nächste mal auch, seinen Standpunkt vielleicht zu verstehen!?

Stelle Dich nicht herausfordernd ihm gegenüber, sondern gehe auf ihn zu!
Vielleicht schafft er es dann ja auch, in Dir nicht den Gegner, sondern den Gesprächspartner zu ekennen, dem auch er Respekt entgegenzubringen hat!

Alles Liebe,

Bernd