Problem von Larissa - 17 Jahre

Meine Mutter zwingt mich, Lehrerin zu werden!

Ich bin 17 Jahre alt und mache gerade mein Abitur. Da ich naturwissenschaftlich interessiert bin, würde ich nach dem Abi gerne Medizin studieren, auch weil mir ein Leben als Ärztin durchaus zusagt. Selbstverständlich bin ich mir der Schwierigkeit und langen Dauer eines Medizinstudiums bewusst und bin auch dementsprechend bereit, alles daran zu setzen, ein Medizinstudium zu schaffen. Ich weiß, dass Ärztin mein Traumberuf ist und kann mir auch nicht vorstellen, etwas anderes zu machen. Meine Mutter ist da anderer Meinung. Zwar sieht sie auch naturwissenschaftliches Interesse in mir, ist jedoch nicht damit einverstanden, dass ich ein Medizinstudium angehe. Sie ist nämlich der festen Überzeugung, dass ich ein Medizinstudium niemals schaffen kann (dazu fehle es mir an Arbeitswille und Zeiteinteilungsvermögen). Ihrer Meinung nach soll ich mein naturwissenschaftliches Interesse in ein Chemie- oder Biologiestudium investieren und anschließend ins Lehramt gehen. Doch das will ich nicht! Das wäre das völlig Falsche für mich. Ich will nur Ärztin werden, nie hat mich ein anderer Beruf angesprochen! Ich verstehe natürlich auch die Unsicherheit meiner Mutter, da ich wirklich oft erst sehr spät mit dem Lernen anfange und meine Noten nicht immer herausragend sind (aber auch nicht schlecht, eben durchschnittlich). (Hier in Niederlande ist kein Numerus clausus nötig). Ich weiß aber, dass ich es schaffen kann und vor allem dass ich es will! Meine Mutter glaubt das aber nicht, egal wie sehr ich versuche, sie von meinem Traumberuf zu überzeugen. Auch kommen immer wieder so Sätze wie: "Du willst doch überhaupt nicht Medizin studieren, sei ehrlich zu dir selbst." Mich bringt das oft zur völligen Verzweiflung! Wie es im Moment aussieht, ist da wirklich nichts zu machen und meine Mutter wird mir kein Medizinstudium bezahlen, geschweige denn mich irgendwo unterstützen, falls ich das Geld selbst aufbringen würde. Auch hab ich niemanden der mir eventuell helfen könnte meine Mutter zu überzeugen, mein Vater hält sich nämlich aus den meisten familiären Problemen raus und zum Rest meiner Familie hab ich nur wenig Kontakt.
Habt ihr eine Lösung für mein Problem? Ich hab schon daran gedacht, jetzt bis zum Ende des Abitur richtig gute Noten zu schreiben, die meine Mutter vielleicht überzeugen könnten (da das ja der eigentliche Grund für ihre Zweifel ist). Gibt es eine andere/bessere Lösung?

Jessica Anwort von Jessica

Hallo Larissa,

ich freue mich, dass Du Dich an uns gewendet hast. Ich werde so gut wie ich kann Deine Frage beantworten, nur wenn ich es richtig verstanden habe, wohnst Du in den Niederlanden, deshalb kann ich Dir Deine Frage leider nur soweit beantworten, wie mir das deutsche System bekannt ist.

Zuerst einmal freue ich mich für Dich, dass Du Dich bereits für einen Beruf entschieden hast. Du weißt nicht, wie viele Menschen ihr halbes Leben damit verbringen den richtigen Beruf für sich selbst zu finden. Es ist nicht allen von Anfang an klar, was sie mal werden möchten, viele gehen deshalb berufliche Umwege ein, um da hin zu kommen, wo Du schon bist -
Oftmals ist auch die Ursache von den beruflichen Umwegen, weil die Eltern sie in eine ganz andere Richtung geführt haben. Die Eltern meinen es nicht böse, natürlich meinen sie es nur gut und wollen Sie nur das Beste für ihre Kinder. Aber doch kommt es dann oft dazu, wenn ein Kind dem Wunsch ihrer Eltern befolgt, sie nach der Ausbildung feststellen, dass sie in dem Beruf nicht richtig glücklich werden können und entscheiden sich dann dazu doch nochmal umzuschulen.

Aber wo bekanntlich ein Wille ist, wird man auch immer den Weg finden. Deshalb – wenn es wirklich Dein Herzenswunsch ist diesen Beruf auszuüben, dann gebe diesen Traum nicht auf, sondern kämpfe dafür.

Ich kann mir vorstellen, dass das nicht so schön ist, wenn die Eltern nicht 100% hinter einem stehen. Aber ich kann Dir nur raten, dass es besser ist, wenn Du Wege findest Dich da durchzusetzen, denn es ist schließlich Deine Zukunft und Dein Leben.

Hier in Deutschland gibt es immer Möglichkeiten sein Studium selbst zu finanzieren (Bafög, Stipendium, etc). Zudem sind hier in Deutschland die Eltern verpflichtet die Kinder während des Studiums bis zum Alter von 27 Jahren zu unterhalten (d. H. Verpflegung und Unterkunft). Vielleicht gibt es ja dann noch Möglichkeiten für Dich (als Arztstudentin) am Wochenende für ein paar Stunden in Pflegeeinrichtungen zu arbeiten, um Dein Taschengeld noch etwas aufbessern zu können. Die praktische Erfahrung wird Dich sicherlich auch in Deinem Studium unterstützen und das Du in diesem Gebiet bereits Arbeitserfahrung gesammelt hast, kann Dir nach Deinem Studium bei der Suche nach einer Anstellung sehr hilfreich sein.

Ich denke es wäre gut, wenn Du aufs Amt gehst und Dich dort erkundigst, welche Möglichkeiten Du hast und welche Fördermittel vom Staat beantragt werden können.

Vielleicht – wenn Deine Eltern Deinen eisernen Willen erkennen und sehen zu was Du bereit bist, nur um diesen Beruf erlernen zu können – werden Sie Dir dann auch wieder etwas entgegenkommen.

Aber ich bin mir sicher, dass Du es schaffen kannst, so oder so.

Ich hoffe, meine Ratschläge konnten Dir ein wenig helfen.

Ich wünsche Dir auf diesem Weg alles Liebe und viel Erfolg,

Deine
Jessica