Problem von Carlotta - 15 Jahre

Meine Mutter weint oft...

Liebes Kummerkasten-Team,

meine Mutter weint in letzter Zeit sehr oft. Das erste Mal war es, nachdem sich ihre Eltern getrennt haben und sie einen "Hass-Brief" von ihrem Vater erhalten hat, in dem er unter anderem verleugnete, ihr Vater zu sein. Sie ist seitdem in psychologischer Behandlung, weil sie eine schwere Kindheit hatte, ihr Vater schlug sie bis sie 14 Jahre alt war. Es war ein großer Schock für mich, als ich das mit meinen Großeltern und vor allendingen von meinem Opa gehört habe, was er gemacht hat. Aber am allerschlimmsten war es, meine Mutter so weinen zu sehen. Zum Glück war mein Vater zu dem Zeitpunkt auch zuhause und so musste ich sie nicht alleine trösten. In den darauffolgenden Wochen war ich beruhigt, weil ich dachte, dass sie sich durch ihre Psychologin besser fühlt. Doch nun ist es schon 3 weitere Male vorgekommen, dass sie angefangen hat, zu weinen. Und der Grund dafür war nicht immer ihr Vater. Meine Mama ist eigentlich eine sehr starke Person, deswegen hat mich das sehr traurig gemacht. Niemand ausser mein Vater und meine Schwester, wissen, dass meine Mutter zu einem Psychologen geht. Ich hätte nie gedacht, dass das mal so kommen wird. Irgendwie fühle ich mich alleine damit. Keiner von meinen Freunden hat das Problem, dass die Mutter oft anfängt zu weinen und sie sie trösten müssen. Worauf ich hinaus will: Bei den 3 Malen, wo sie wieder geweint hat, war mein Vater nie da und meine Schwester ist erst 13, also ihr will ich das nicht zumuten, deshalb habe ich immer versucht, sie alleine zu trösten. Aber ich weiss nicht, ob das überhaupt etwas bringt. Sie ist dann untröstlich, obwohl sie nach ein paar Minuten immer sagt "Nein, nein, es ist schon gut, du sollst mich nicht trösten", weiss ich, dass es trotzdem nicht gut ist. Jetzt kommt irgendwie alles wieder bei ihr hoch, alles was sie durchgemacht hat, und ich bin alleine damit.

Ich weiss, dass das ein wirklich undurchsichtiges Thema ist,
aber habt ihr vielleicht einen Rat für mich, wie ich damit umgehen soll, wenn meine Mutter wieder weinen muss?

Ich bedanke mich im Vorraus schonmal recht herzlich.

Viktoria Anwort von Viktoria

Hallo liebe Carlotta!

Erstmal ein riesiges Lob dafür, dass du dich um deine Mutter kümmerst und für sie da sein willst; aber auch dafür, dass du dir auch um deine jüngere Schwester Gedanken machst.

Deine Mutter scheint gerade eine schwierige Phase durchzumachen. Ich weiß, wie schwer es ist, jemanden den man sehr liebt leiden zu sehen. Es tut einem selbst weh, man fühlt sich hilflos und will den andere am liebsten sofort wieder glücklich sehen. Aber: Manchmal muss man eine Zeit lang traurig sein dürfen um ein Problem zu verarbeiten.
Deine Mutter hat sich Hilfe geholt und ist zu einer Psychologin gegangen. Das heißt, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine ist – das ist schon mal sehr gut.
Leider vergeht eine tiefe Trauer oder Enttäuschung nicht von einem Tag auf den anderen. Ich könnte mir vorstellen, dass gerade viel aus ihrer früheren Kindheit hochkommt und sie Zeit braucht, die ganzen Gefühle zu ordnen und zu verdauen.

Was also kannst du tun, wenn deine Mutter weint?
Meine Meinung nach: ihr die Trauer erlauben, ihr die Zeit geben die sie braucht.
Du kannst ihr zeigen, dass du für sie da bist und ihr zum Beispiel sagen, dass du sie lieb hast. Sie wird die Botschaft dahinter sicherlich verstehen.
Aber, so schwer es auch ist: Versuche dich in solchen Momenten nicht von ihrer Trauer mitziehen zu lassen. Deine Mutter will dich ganz sicher nicht unglücklich sehen oder dir Sorgen bereiten.

Ansonsten kann ich dir noch ans Herz legen, dich deinem Vater anzuvertrauen. Er wird sicherlich gut nachvollziehen können wie du dich fühlst. Und in solchen Zeiten kann ein „Verbündeter“ nicht schaden, - jemand, mit dem man offen über alles reden kann und bei dem man auch mal seine Trauer zeigen darf.

Ich wünsche dir und deiner Mutter alles, alles Gute, und dir ganz viel Kraft!

Alles Liebe,
Viktoria