Problem von Jenny - 15 Jahre

Ich brauche so schnell wie möglich Hilfe, bitte!

Hallo.

Also um mein Problem genau zu schildern, muss ich einige Jahre zurück. Bis vor 5 Jahren hatte ich eine perfekte Familie, meine Eltern waren zwar geschieden, aber es lief alles bestens. Vor 5 Jahren dann hat sich mein Bruder (damals 20 J.) in seiner Wohnung erhängt. Ich habe nie eine Antwort darauf bekommen, wieso er das getan hat. Er war immer sehr lebenslustig und super gelaunt...diese Frage WARUM er das getan hat, hat mich die ganzen 5 Jahre ständig beschäftigt. Die einzige Person, die mir über meinen Schmerz hinweghelfen konnte, war meine Mutter. Sie hat immer versucht, für mich stark zu sein, obwohl sie ja auch sehr um ihren Sohn trauerte. Mit meiner Mutter zusammen habe ich es dann relativ gut geschafft, das Ganze zu verarbeiten - weil wir einfach das perfekte Mutter-Tochter-Team waren. :)
Doch am 24.03.2010...also Anfang dieses Jahres, ist meine Mutter ebenfalls verstorben, an einem Motorradunfall. Als ich diese Schocknachricht bekommen habe, ist für mich meine ganze Welt zusammengebrochen. Ich konnte nicht mehr klar denken, vor allem auch in der Schule nicht.
Ich habe es aber geschafft. Ich habe mich durchgekämpft, dass ich mein 9.Klasse Zeugnis gut mache, da es ja mein Bewerbungszeugnis war. Ich habe zwar nur an meine Mutter gedacht, aber das hat mir Kraft gegeben, ein gutes Bewerbungszeugnis zu schaffen. Und es hat sich gelohnt; ich habe jetzt schon meinen Ausbildungsplatz im Kindergarten für nächstest Jahr, und dieses Jahr mache ich meinen Realschulabschluss. Das hat sich zwar für mich gelohnt, aber ich merke jetzt, dass ich durch diesen vorzeitigen Ergeiz direkt nach dem Tod meiner Mum, meine Trauer verdrängt habe. Jetzt holt es mich ein und ich bin total verzeifelt.
Ich werde zunehmend trauriger und schon richtig depressiv. In der Schule habe ich auch ein Problem mit Mathe ( da habe ich im Moment die Note 5-) und ich kriege es einfach nicht in meinen Kopf rein. Da bringt mir auch meine 1 in Deutsch nichts. :( Ein weiteres Problem ist meine Gesundheit. Die Ärzte meinen, dass das von meiner angeschlagenen Psyche kommt. Ich hatte seit dem Tod meiner Mum 3 Operationen. Und ich kann einfach nicht mehr. Ich denke nur noch an meine Mum und meinen Bruder, sie fehlen mir so. Mit meinem Vater kann ich nicht so richtig drüber reden. Der ist im Moment selbst unglücklich wegen der ganzen Situation und motzt mich die ganze Zeit an, wenn ich was sage oder frage.

Ich bitte euch, könnt ihr mir vielleicht weiterhelfen und mir Ratschläge geben, wie ich über das ganze Negative, das gerade in meinem Leben passiert, hinwegkomme? Das wäre echt lieb, danke!

Liebe Grüße, Jenny.

Marie Anwort von Marie

Liebe Jenny,

es tut mir wahnsinnig Leid, dass du so etwas Schlimmes schon so früh erleben musstest! Ich kann dir gut nachfühlen, dass das eine unbeschreiblich schwere Zeit für dich war und immer noch ist.
Umso mehr bewundere ich dich dafür, dass du es geschafft hast, dich trotzdem durch die neunte Klasse zu kämpfen und sogar einen Ausbildungsplatz zu bekommen! Großen Respekt dafür!

Ich denke, es ist ganz wichtig, dass du deine Trauer über den Verlust deiner Mutter und deines Bruders zulässt und dich damit auseinandersetzt. Das tut weh, das weißt du selbst - aber es ist wichtig, denn erst, wenn du das tust, kannst du lernen, sie loszulassen. Erst dann kannst du anfangen, zu akzeptieren, dass sie nicht mehr da sind, ohne es zu verdrängen. Und dann werden sich sicher auch deine Gesundheit und deine schulischen Leistungen wieder verbessern.
Ich habe letztens eine sehr gute Seite gefunden, auf der viele gute Tipps stehen, um mit Trauer und Verzweiflung, wie du sie im Moment spürst, umzugehen. Ich denke, es lohnt sich wirklich, alle diese Möglichkeiten mal auszuprobieren, um herauszufinden, was dir persönlich gut tut. Schau mal hier: http://www.selbsthilfe-beratung.de/trauer.html

Darüber hinaus könnte es dir vielleicht helfen, dich mit anderen, die ähnliches durchmachen mussten wie du, auszutauschen. Dann fühlt man sich nicht mehr so allein und weiß, dass da jemand ist, der genau versteht, wie es einem geht. Gibt es vielleicht eine Selbsthilfegruppe für Menschen, die einen nahen Angehörigen verloren haben, in deiner Nähe?
Wenn das für dich infrage kommt, findest du hier (oder einfach über Google) mögliche Anlaufstellen: http://www.magazin.trauer.de/selbsthilfegruppen-zum-thema-trauer
Vielleicht käme auch ein Seelsorger für dich infrage oder ein Lehrer, dem du vertraust? Einfach, damit du diesen ganzen Schmerz nicht ganz allein mit dir rumschleppen musst.
Auch im Internet gibt es einige Seiten und Foren von und für Betroffene, einige findest du hier:
Für Kinder/Jugendliche, die eines oder beide Elternteile verloren haben: http://www.elternlos.de/
Für Kinder/Jugendliche, die ein Geschwisterkind verloren haben: http://www.trauernde-geschwister.de/
oder auch: http://www.leben-ohne-dich.de/geschw/index.htm

Wenn du möchtest, kannst du dich natürlich auch gern jederzeit wieder an uns wenden.

Ich umarme dich in Gedanken.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und alles Gute!

Liebe Grüße,
Marie