Problem von Mary - 31 Jahre

Probleme mit meinem Bruder

Hallo habe ein Problem das mich sehr bedrückt . Als meine Eltern sich vor 10 Jahren scheiden ließen und auch unsre ganze Existenz weg war . Blieben ich und meine 2 Geschwister bei meiner Mama . Mein Bruder hat eine Behinderung seit Kind auf geistig. ( Entwicklungsverzögerungen) er wollte nie zum Vater , weil mein Vater sehr aggressiv inerhalb der Familie war und wir immer Angst hatten. Meine Mutter hatte damals keine finanziellen Mittel mehr für meinem Bruder das zu geben wie er es gewohnt war. Mein Vater versprach ihm damals alles so das er bei ihn wollte , weil er dort auch sein gewohntes Umfeld hatte . Seit dem Tag durfte er keinen Kontakt zu seiner Familie haben so ging das Jahrelang . Mein Vater hatte wieder geheiratet und die Frau war auch nicht gut zu meinem bruder aber er traute nie irgendwas zu sagen zu keinem ich denke aus Angst vor meinem Vater. Seit kurzem hab ich durch eine Freundin meines Bruders wieder kontakt zu ihm habe vieles schlimmes von andren gehört das er von der sonderschule damals flog wegen versuchter Vergewaltigung eines kleinen Jungen er wo ich fix und fertig war . Er arbeitet jetzt in einen Behindertenwerkstatt wo es ihm gut geht und er sagt das das wie seine Familie sei und er wünscht sich wieder eine Familie weil er nie mehr nach der Scheidung eine hatte. Er hat auch eine Freundin und auch Freunde wo für ihn eine Ersatzfamilie sind . Ich hab ihm gesagt das er jeder Zeit zu mir kommen kann ich liebe ihn und will ihm helfen aber ich habe auch Angst weil ich auch 2 kleine Kinder habe hab kein Vertrauenweil ich nicht weiss was alles ihm zugestossen ist und er es jahrelang irgendwo in sich weggesperrt hat was soll ich tun ich will ihm auch helfen bei meinem Vater rauszukommen weil er dort kaputt geht. Es werden zwar dieses Jahr Wohnblöcke neu gebaut dort wo er arbeitet so betreutes Wohnen aber das dauert noch Monate . Bitte um Hilfe Danke

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Mary.

Dass Du Deinen Bruder liebst und ihm helfen willst, ehrt Dich sehr! Bevor Du Dich aber vorschnell von Mitleid und schlechtem Gewissen treiben lässt, überlege lieber, wie Du Deinem Bruder am ehesten und nachhaltigsten Deine Liebe beweisen kannst. Denn Du hast sicherlich Recht mit Deinen Bedenken und mit Deiner Sorge um Deine Kinder.
Selbst, wenn Dein Bruder ihnen niemals etwas antun würde: allein die Sorge darum, dass die Möglichkeit besteht, könnte schnell die liebevolle Atmosphäre vergiften. Es würde recht bald zwischen euch stehen!

Du schreibst, dass er Freunde und auch eine Freundin hat! Und dass eine dauerhafte Möglichkeit für Deinen Bruder wohl in dem betreuten Wohnen besteht!
Selbst, wenn es Dir im Augenblick lieblos erscheint: ich denke, dass es Deinem Bruder besser bekommen wird, auf diese eigene Wohnung im betreuten Wohnen zu warten und solange in dem zwar ungeliebten aber doch "vertrauten Zuhause" bei Deinem Vater auszuharren, als dass er in recht kurzer Zeit zweimal die Umgebung wechseln und sich neu eingewöhnen muß!
Zumal, wenn er sich an ein zuhause bei Dir und Deiner Familie gewöhnt, ein Umzug in eine eigene Wohnung ihm dann auch erscheinen kann, als ob er dann von Dir "abgeschoben" werden soll!
So könnte Dir dann schnell Deine Liebe als das Gegenteil ausgelegt werden!

Die Möglichkeit, Deinem Bruder Deine Liebe dauerhaft und zu seinem Nutzen zu beweisen, besteht wohl am ehesten darin, ihn auf seinem Weg zu der eigenen Wohnung nach Kräften zu unterstützen, ihn und seine Freunde in deren Umgebung zu akzeptieren und ihn dort nicht allein zu lassen. Zeige ihm, dass er Dir nicht gleichgültig ist und dass er auf Dich zählen kann! Und mache ihm Mut, die kurze Zeit noch auszuhalten, bis er sein eigenes Reich bekommen kann.
Am Ende wird ihm das eher die Möglichkeit geben, seine eigene Umgebung zu gestalten, seine Freundschaften zu pflegen und so auch ein relativ eigenständiges Leben zu entwickeln. Vielleicht auch mit einer eigenen Familie?

Alles Liebe,

Bernd