Problem von Annabell - 25 Jahre

Verantwortlich gegenüber Großeltern?

Hallo,

ich habe auch ein Problem, bei dem ich nicht so recht weiss wie ich damit umgehen soll:
ich bin mit 15 in ein Jugendheim gekommen, weil es bei uns sehr große familiäre probleme in der Familie zwischen meiner Mutter und mir gab. mit meiner Mutter habe ich mittlerweile seit Jahren keinen Kontakt mehr, ebenso auch nicht mehr zu meinen Geschwister. einzig und allein zu meinen Großeltern habe ich noch regelmäßig telefonischen Kontakt, da ich auf Grund des heimaufenthaltes und meiner Ausbildung in eine andere Stadt gezogen bin (60 km enfernt).

Ab und an, wenn ich es schaffe fahre ich meine Großeltern besuchen. Ich habe nun eine Festanstellung, eine eigene Wohnung und in der neuen Stadt meine Freunde. Nun ist es so, dass meine Oma letztes Jahr an krebs erkrankt ist. Wann immer ich konnte bin ich zu ihnen gefahren und habe geholfen, wo ich konnte. Oft sagen mir meine Großeltern, dass ich wieder zu ihnen ziehen soll. aber ich erkläre ihnen, dass ich mein leben hier, vor allem meine Arbeit nicht einfach aufgeben kann. Ich habe ein Jahr gekämpft um überhaupt nach meiner Ausbildung einen Job zu bekommen. Meine Einstellung führt regelmäßig zu Krach, da ich die einzige aus der Familie bin, zu der noch Kontakt besteht.

Klar, haben meine großeltern Angst, was passiert, wenn sie älter sind, aber soll ich meinen Job und damit alles, was ich mir hier in de neuen Stadt aufgebaut habe, einfach aufgeben? Ich habe alles alleine aufgebaut. Meine großeltern haben mich dabei nicht wirklich unterstützt. immer habe ich zuhören bekommen, dass ich mal genauso Ende, wie meine Mutter. und die hat es in ihrem leben zu nichts gebracht.

Ich habe Angst davor, meine großeltern im Stich zu lassen oder ihnen das Gefühl zu geben. Ich weiß gar nicht was ich tun soll oder was richitig oder falsch ist.

Nun ist es so, dass ich Urlaub habe und anfangs des Urlaubs war ich einige Tage auf Besuch bei ihnen. Da ich dort keine Freunde mehr habe, bin ich doch froh, wieder in meinem zu Hause zu sein. Jetzt hat sich mein Opa verletzt und meine Oma hat angst, dass sie es auf Grund ihrer Erkrankung nicht alleine schafft. Selbst wenn ich diese Woche, in der ich noch Urlaub habe, zu ihnen fahren würde um sie zu unterstützen, die nächste Woche muss ich wieder arbeiten. natürlich habe ich jetzt ein schlechtes gewissen, weil ich meine Hilfe gar nicht angeboten habe.

dieses schlechte gewissen rührt auch daher, dass ich immer nur die Sätze höre: nie ist jemand da für uns oder wenn du hier wohnen würdest, könntest du für uns sorgen... usw.. Aber ich denke mir, dass ich doch nun mein eigenes leben habe. Ich weiß aber absolut nicht, wie es weiter gehen soll!!

Ich hoffe, dass ich meine Probleme verständlich geschildert habe und hoffe Sie können mir helfen, wie ich mich verhalten soll.

Vielen dank schon mal.

LG Annabell

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Annabell

Um gleich auf den Punkt zu kommen:

Nein, Du bist nicht verantwortlich für Deine Großeltern!

Du hast vollkommen Recht mit Deiner Auffassung, dass Du Dein eigenes Leben und Deine eigene Zukunft nicht in Frage stellen darfst, um Dich vollständig um Deine Großeltern kümmern zu können!

So verständlich es wohl ist, dass Deine Großeltern Dich an sich zu binden versuchen, gibt es keinen Grund für Dich, ein schlechtes Gewissen zu haben!
Und so traurig es sein mag, es gibt in unserer heutigen Gesellschaft nicht die Arbeit, die zu einem kommt, um sich nebenher intensiv um Familienangehörige zu kümmern, die weiter weg wohnen! Heute müssen wir halt immer eher zu der Arbeit hin ziehen.
Und das müssen auch Deine Großeltern einsehen und akzeptieren, so schwer es ihnen fällt.
In 40 oder 50 Jahren wird es Dir vielleicht genauso schwer fallen, damit umzugehen, dass Deine Kinder ihren eigenen Weg gehen. Gehen müssen! Aber auch Du wirst damit klarkommen.

Ich weiß nicht, ob dieser Gedanke für Dich in Frage kommt, aber es wäre eine Möglichkeit, Deinen Großeltern entgegen zu kommen und ihnen die Argumente aus der Hand zu nehmen, weiter auf Dich einzudringen:
Kannst Du ihnen nicht vorschlagen, eine Wohnung in Deiner Stadt zu suchen? Dann kannst Du eher und enger Kontakt zu ihnen halten. Sie sehen und müssen akzeptieren, dass Du Dir konkrete Gedanken um sie machst und ihnen helfen willst.

Mehr kann niemand von Dir erwarten!

Alles Gute,

Bernd