Problem von Anonym - 20 Jahre

Normalgewichtig- und trotzdem zu dick!

... letztes Jahr rutschte ich für 6 Monate in eine Bulimie und nahm 8 kg ab.
Ich vertraute mich meiner besten Freundin an, sie schickte mich sofort zu meinem Hausarzt. Eine Therapie wollte ich nicht, stattdessen fuhr ich für 1 Woche zu meinem Papa. Es war in dieser Situation einfach die allerbeste Therapie für mich!

Ich habe mich in den Griff bekommen, habe dennoch ein total gestörtes Verhältnis zu meinem Körper. Ich beneide die Mädels um mich herum, die selbstbewusst und super schlank durch die Menschenmengen stolzieren und alle Blicke auf sich ziehen.
Ich kann das nicht. Früher wog ich bei meinen 1,69 m 51 kg.
Mit diesem Gewicht war ich mehr als glücklich, ich konnte essen was ich wollte und nahm nicht zu.
Nun wiege ich 60 kg und traue mich schon seit anderthalb Jahren nicht mehr ins Schwimmbad, kurze Spaghetti-Tops zu tragen oder schlimmer noch mich meinem Freund nackt zu zeigen.

Jede Woche beginne ich eine neue Diät, ich krieg es einfach nicht mehr auf die Reihe. Niemand kann das nachvollziehen, manchmal wünschte ich mir, es endlich auf die Reihe zu bekommen, die ständig neu wechselnde Ernährungsumstellung tut meinem Körper nicht gut, ich habe Herzrasen, Sodbrennen bzw. das portionsweise Übergeben kann ich auch nicht steuern, es kommt nach jedem üppigen Essen von selbst hoch und ich muss 30 Minuten "spucken".

Ich weiß nicht mehr weiter :-(

Sarah Z. Anwort von Sarah Z.

Hallo Saskia,

ich freue mich sehr, dass du dich bei uns gemeldet hast und danke dir für dein Vertrauen an mich.

So eine Bulimie ist keine leichte Sache und ich bewundere dich, dass du so darüber gesprochen hast.
Alle essgestörte Menschen haben ein falsches Gefühl für ihren Körper (Körperschemastörung). Das ist völlig normal. Bei deinem Gewicht, brauchst du dich aber wirklich nicht zu schämen. Du hast ein super Gewicht. Ich bin mir sicher, dass du alleine das so sieht. Andere Menschen sind sicherlich neidisch auf DICH. Dir fehlt, glaube ich, das Selbstbewusstsein und das Verständnis für deinen Körper.

Was hälst du denn mal davon, wenn du eine Person, der du sehr vertraust und du weißt, dass sie ehrlich zu dir ist, mal fragst, was sie von deinem Körper und vor allem von dir hält?! Dann kannst du mal schauen, wie du dich siehst und wie dich andere Menschen sehen. Da wird mit Sicherheit ein großer Unterschied rauskommen.
Je mehr du dich mit dir und deinem Körper beschäftigst, umso mehr steigerst du dich da in etwas hinein.

Vielleicht magst du dir mal kleine Zettelchen schreiben, die dir Mut machen und du evtl. auch etwas lächeln kannst. Darauf könnte zum Beispiel stehen: „Ich bin toll und bin froh, dass ich so bin!“
Je nachdem was für dich da gut passt. Diese könntest du dann an Stellen in deiner Wohnung verteilen, die du oft siehst. Der Spiegel, der Computer, deinen Schreibtisch ....etc.
Stell dir dabei bitte auch vor, dass das immer jemand anderes sagt, NICHT du selbst.
Später kannst du dann auch mal versuchen, dass du das selbst zu dir sagst. Aber erst wenn, du
Das für dich verinnerlichen kannst.

Es kommt nicht auf die äußerlichen Sachen bei Menschen an, denn die zeigen nicht das wirklich ich. Du kannst dein Äußeres schnell und gut verändern.
Wenn du einen Menschen wirklich kennenlernen möchtest, dann schau auf seine inneren Werte, die zeigen dir das wirkliche ICH und so ist es bei dir auch. Warum machst du dir Gedanken darum, wie du äußerlich bist? Deine inneren Werte sind viel wertvoller.
Schau ein mal mehr auf sie und lerne sie schätzen, wenn du das nämlich wirklich verinnerlicht hast, (was nicht leicht ist, ich weiß)dann weißt du was wirklich im Leben zählt und dann ist es auch leichter sich gegen so eine blöde und unsinnige Krankheit durch zu setzen.
Ich selbst war lange von der Bulimie gefangen und kann dir wirklich nur zu einer Therapie raten. Du wirst sicherlich denken, dass dir diese Person das wegnehmen will, was dir lange Zeit im Leben Halt gegeben hat und sie gegen dich arbeitet. Das vieles da sehr schwer werden wird und du eh nicht schaffst, du denkst, dass du sowas nicht brauchst, du bist doch nicht „krank“ ... und all solche Sachen.
Das es nicht leicht sein wird, ist richtig, du wirst manchmal total aufgewühlt sein und keine „Lust“ mehr haben ... du fühlst dich als Versagerin etc!
Das gehört aber dazu.
Oftmals ging es auch gar nicht (bei mir) um die Fressattacken und das Kotzen, denn die Bulimie als solches ist nur ein Symtom und das eigentliche Problem ist das, was dahin steckt, was hat dich dazu gebracht und was macht es so schwer da los zu lassen. Was könnte es anderes geben, was dir Halt im Leben gibt?!

Es gibt soo viele tolle Möglichkeiten an schwierige Situationen in der Therapie heran zu kommen. Ich hätte das auch nie gedacht, aber es lohnt sich das auf jeden Fall mal zu versuchen. Du kannst dir das ja mal anschauen.
Auch musst du dich nicht gleich bei der ersten Therapeutin ausquatschen. Es geht daraum herauszufinen, ob ihr beide euch riechen könnt und euch vorstellen könnt zusammen zu arbeiten. Lass dir dabei Zeit.

Es ist wirklich nicht leicht, aber du wirst sooo viel gewinnen können, was du heute noch nicht für möglichen halten wirst, aber es lohnt sich ungemein.

Vielleicht magst du es einfach mal probieren und wenn es dann wirklich nichts ist, dann ist es eben so.
Hast du dir schon mal überlegt, was dir mehr Wert ist? Möchtest du dein Leben lang krank sein und sooo viele tolle Sachen verpassen? Oder magst du eine Zeit lang verdammt kämpfen und dann später mal sagen, dass du froh bist, das gemacht zu haben und dann froh zu sein, das Leben in ganzen Zügen genießen zu können?
Du gibst dein Leben weg, damit ein krankes Etwas leben kann. Das finde ich echt super traurig und das hast du wirklich nicht verdient.
Es ist eine verdammte scheiße Krankheit, aber es ist machbar diese zu besiegen.

Du hast geschrieben: „manchmal wünschte ich mir, es endlich auf die Reihe zu bekommen, die ständig neu wechselnde Ernährungsumstellung tut meinem Körper nicht gut!“
Super, den Willen hast du doch schon mal und das ist mit das Wichtigste auf diesem Weg.

Was ich auch sehr wichtig finde ist, dass du Menschen an deiner Seite hast, die dich unterstützen und dir in schwierigen Situationen zur Seite stehen. Das macht vieles leichter und erträglicher.

Hast du schon mal überlegt dir selbst mal etwas Gutes zu tun? Etwas, was DIR Spaß macht? Wie wäre es denn mit schöner Musik oder einem Wellnessbad ...
Es gibt nämlich auch schöne Seiten im Leben. Diese lohnen sich auf jeden Fall auch mal zu betrachten!

Ich habe dir mal einen Link aus unserer Soforthile rausgesucht. Wenn du mal nach einem Therapeuten suchen magst, findest du hier weitere Informationen dazu:

http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html

Ich möchte aber noch wissen, dass du weißt, dass du auch so eine Krankheit auf alle Fälle wieder los werden kannst. Du brauchst dich dafür nicht zu schämen oder dich dafür zu verurteilen. Schuld hast du auch keine daran.
Du kannst es schaffen und ich bin mir sicher, dass du es auch wirst.

So ... ich hoffe, dass ich dir etwas weiterhelfen konnte. Mich würde es interessieren wie es bei dir weitergeht und würde mich ehrlich freuen, wenn du mir weiterhin schreiben würdest.
Zusammen finden wir sicherlich eine passende Lösung für dich!

Dir wünsche ich von Herzen alles erdenklich Gute –
Deine Sarah Z.