Problem von Marcell - 16 Jahre

Polizei

Hallo KuKa Team,

ich habe ,glaube ich, vor etwa einem halben Jahr an euch mein Problem gesendet. Darin beschrieb ich dass ich Gewaltprobleme habe usw.
Ich habe gehofft dass ihr mir sagen konntet was ich tun soll, ob ich lieber mit meinen Eltern reden sollte oder zu einem Psychologen gehen soll ect.

Das lustige an der Sache war ja dass ich ein paar Wochen später auf offener Straße von der Polizei abgeführt wurde.
Danach wurde mein Zimmer durchsucht und mir wurde jegliche Privatsphäre genommen. Mein PC wurde beschlagnahmt und meine Freunde haben sich sonst was gedacht. Nun bin ich international bei allen in allen Registern registriert.
Und das alles weil Ihr die Polizei eingeschaltet habt, was ich mal überhaupt nicht verstehen kann. Ich wollte lediglich wissen was ich tun kann, aber eine Antwort habe ich immer noch nicht bekommen, und wirklich geholfen wurde mir auch nicht, also habe ich mir selber geholfen, und bin nun völlig gewaltlos.

Vielleicht habe ich das ganze damals auch ein bisschen blöd formuliert, aber von mir ging in keinster Weise irgendeine Gefahr aus.

Warum musstet ihr die Polizei verständigen ?
War das wirklich nötig ?
Wisst ihr dass sich sowas für immer ins Gehirn einbrennt ?

Ich bin euch nicht böse, sondern verlange nur eine Erklärung für das ganze.


Mit freundlichen Grüßen

Marcell

Dana Anwort von Dana

Hallo, Marcell!

Da das Ganze im Administrationsbereich und auch danach nochmals intern besprochen wurde, habe ich Kenntnis von der Sache und versuche, dir mal zu erklären, wie das bei uns abläuft.

Zuerstmal:
Schön, dass du es anscheinend selbst geschafft hast, gewaltfrei zu werden. Schade, dass du nicht dazu schreibst, WIE, das hätte uns doch interessiert.

Warum haben wir die Polizei eingeschaltet?
Ja, du schreibst es selbst, dein Brief an uns war so formuliert, dass wir es für richtig hielten, die Polizei hinzuzuziehen. Wir haben einen Polizisten (Vater eines unserer Mitglieder), der uns mit Rat und Tat zur Seite steht. Er sagte damals, als wir fragten, was wir denn hier tun sollten, sehr deutlich: "Lieber einmal mehr als einmal zu wenig."

Dass das in dem Fall dich getroffen hat, der damit Schwierigkeiten bekommen hat, war KEINE persönliche Handlung an dir. Vergleichen wir es mit einer Schwelle, die überschritten wird. Wenn jemand zB einen Amoklauf ankündigt (egal, ob geplant oder nur Quatsch) oder jemand erzählt, er habe jemanden wohl umgebracht oder jemand erzählt, er habe es vor...lauter solche Sachen werden von uns gemeldet.

Warum?
Kannst du dir vorstellen, wie es für uns wäre, wenn wir hier einen solchen Brief erhalten, nichts tun und zwei Tage später liest einer in der Zeitung von einem Mord, der auf das Profil des Schreibers passt? Sicher, es war sehr unangenehm für dich, da kann ich persönlich wirklich nur mein Mitgefühl aussprechen. Aber ich hoffe, dass du siehst (mit einigem zeitlichen Abstand), dass wir 1. dazu angeraten wurden, es zu melden und wir 2. ab einem gewissen "Level" die Verantwortung weiter geben, weil wir sie nicht tragen können, nicht tragen DÜRFEN.

Wir sind eine Online-Beratung, wir können nicht unterscheiden, ob jemand wirklich "einfach nur mit seinen Eltern oder einer Psychologin reden sollte" oder ob dieser Jemand vielleicht wirklich eine potentielle Gefahr ist. Wer sollte dies entscheiden?

Und da halten wir uns dann lieber an den Rat des Polizisten: "Lieber einmal mehr jemandem Ärger gebracht, als EINEN Toten, der mit auf eure Kappe geht". Dass dir dadurch sehr große Unannehmlichkeiten entstanden sind, ist natürlich traurig, aber wir wissen ja auch nicht, WAS genau die Polizei dann immer macht, wenn wir einen Fall weiter geben. Ob es nötig war, dass sie dir den PC wegnehmen und dich überall eintragen, weiß ich nicht, kann ich nicht beurteilen. Aber wir können und wollen die Verantwortung nicht tragen, dass vielleicht etwas passieren könnte, weil wir zu locker damit umgegangen sind.

Ich hoffe, du kannst das verstehen.

Ich wünsche dir - und das meine ich ernst - alles Gute und hoffe, dass du wirklich erfolgreich gegen deine Gewaltgefühle angehen konntest.

Liebe Grüße,

Dana