Problem von Maggy - 24 Jahre

ich kann einfach nicht mehr

Hallo. Ich kann einfach nicht mehr. Ich habe in meiner Vergangenheit eniges durchmachen muessen (Adoption, Vergewaltigung vor 2 Jahren) und habe riesige Probleme im Moment. Wollte eigentlich immer erzieher werden, doch habe dann gemerkt, dass es nichts fuer mich ist. Das war 2006. Jetzt habe ich eine Ausbildung zur Fachinformatikerin angefangen, die ist verdammt schwer und mein chef behandelt mich schlecht. Er schreit mich immer an, beleidigt mich und flippt teilweise total aus. Durch ihn werde ich immer wieder daran erinnert, was mir passiert ist. Mittlerweile traue ich mich kaum noch auf die Arbeit und gehe garnicht mehr gerne hin- meine Berufsschulnoten sind auch im Eimer.

Das bloede ist, dass ich eine Wohnung gefunden habe, mein Mann wohnt noch im Ausland, kommt aber im Juli hier her. Deswegen brauche ich eine Wohnung! Also muss ich ja eigentlich dort weiterarbeiten. :(
Meine Eltern verstehen mich garnicht und meinen, ich darf die Ausbildung nicht abbrechen, wenn der chef so ist, dann muss ich das ertragen "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" etc. Sie meinen, da ich nun 24 sei und schonmal was versucht haette, koenne ich auf keinen Fall abbrechen- ich wuerde nie was finden, wenn Arbeitgeber sehen, dass ich das abgebrochen habe.

Nebenbei bin ich wegen dem, was mir passiert ist in Therapie, weil ich Panikattacken und Dissoziationen habe.
Ich weiss echt nicht mehr weiter. Ich habe versucht damit klarzukommen, doch ich schaffe es einfach nicht.
Ich habe schon ueber unschoene Dinge nachgedacht, um das alles zu beenden.
Habt ihr vielleicht einen Rat fuer mich?

Dana Anwort von Dana

Liebe Maggy!

Ja, ich habe einen Rat für dich.
Und der heißt ganz kurz: "Sorge für dich selbst!"

Es ist dein Leben. Wenn du merkst, dass du momentan nicht weiter weißt, weil dir alles über den Kopf wächst, du mit deiner Behandlung kaum nachkommst, weil du Schlimmes erlebt hast und die Arbeitssituation das noch verstärkt, dann ist es eigentlich recht wurscht, was die Eltern sagen, du müsstest dringend etwas für dich tun.

Das erkennst du ja auch. Du schreibst uns, weil du merkst, dass du so nicht weiter kommst, dass du sogar schon über "unschöne Dinge" nachgedacht hast, weil du von allen Seiten die Luft abgeschnürt kriegst.

Es ist DEIN Leben. DU musst leben und hoffentlich auch lange leben, DU musst mit allem klar kommen, nicht deine Eltern. Klar, erfreut werden sie nicht sein, wenn du nochmals abbrichst, aber was bringt dir ein Durchhalten, wenn du danach am Boden bist und nicht mehr kannst? Es zeichnet sich jetzt doch schon ab.

Es gäbe nun ein paar Möglichkeiten:

1. du suchst dir eine andere Ausbildung und schaust mal, ob du einen Platz bekommst, bevor du deine jetzige Ausbildung kündigst, damit kein finanzielles Loch entsteht.

2. du versuchst, die Ausbildung, die du jetzt gerade machst, bei einem anderen Ausbilder weiter zu machen. Ein interner Wechsel quasi. Bestimmt gibt es noch mehr Betriebe, die ausbilden. Wenn du dort mal vorstellig wirst und ehrlich erklärst, dass du unter dem harten Regime deines Chefs einfach leidest und ein etwas milderes Arbeitsklima brauchst...vielleicht klappt es ja? Allerdings kenne ich mich auf dem Arbeitsmarkt nicht aus und weiß nicht, wie begehrt so ein Platz ist. Fühler ausstrecken lohnt sich aber generell sowieso.

3. du nimmst mal allen Mut zusammen und bittest deinen Chef um ein Gespräch unter vier Augen. In diesem Gespräch wäre ich sehr ehrlich und würde ihm erklären, dass du eine schlimmere Vergangenheit hast als so manch anderer und dass du dir Mühe hier gibst, aber unter der Atmosphäre und dem Schreien sehr leidest. Manchmal ist Ehrlichkeit entwaffnend...das habe ich schon oft gesehen, auch aus eigener Erfahrung.

Wichtig ist, dass du die Situation für dich bereinigst. Dass du in Therapie bist, ist prima, aber ich denke, ein Klinikaufenthalt würde dir gut tun. Mal für ein paar Wochen weg aus dem alltäglichen Leben, mal durchatmen, Therapie haben, die einfach gebündelt und intensiv deine Probleme angeht.

Die Kliniken heutzutage sind keine "Psychogefängnisse" mehr, sondern sehr offene, helle, freundliche Häuser, in denen die Patienten viele Freiheiten haben, aber auch lernen, mit ihren Altlasten zu leben. Viele Menschen vom Fach kümmern sich um das Seelenheil...und gerade dein Seelenheil hätte es verdient, sehr behutsam gepflegt zu werden.

Also: wenn du merkst, dass dein momentanes Leben dich nur tiefer in alles hinein drückt, dann musst du auch dazu stehen, es zu ändern. Lass dir da von niemandem reinreden, es gibt für alles Lösungen. Deine Eltern müssen nicht dein Leben leben und das aushalten, was du aushalten musst, daher ist ihr Rat, einfach alles zu schlucken und es auszuhalten, natürlich gut gemeint, weil sie sich Sorgen um dich machen, aber nicht sehr realistisch. Nur du kannst sagen, ob du es schaffen würdest, die Ausbildung auf diese Weise fertig zu kriegen, ohne zu versanden oder ob du das nicht kannst.

Auch jegliches schlechte Gewissen ist fehl am Platz. Deine Eltern sollten doch wissen, dass dein Seelenzustand labil ist. Und eine total kranke Tochter oder kranke Auszubildende bringt niemandem was.

Klar, du brauchst eine Wohnung, aber da müssen dann halt mehrere Parteien (Ehemann, Sozialamt notfalls) mithelfen, dies zu realisieren. Erstmal brauchst du eine Diagnose vom Arzt, von der Psychologin/dem Psychologen. Und damit lässt sich dann schon vieles machen. Du brauchst Hilfe, du brauchst Stärkung - und das muss jetzt erstmal an Platz 1 stehen. Sicher, es wird dann momentan alles etwas schwerer, aber besser so, als wenn du dann in ein paar Monaten oder Jahren komplett arbeitsunfähig wärst, weil einfach nichts mehr geht.

Rede mit deinen Eltern, rede mit deinem Therapeuten, vielleicht sogar alle zusammen. Kämpfe darum, dass dir die Hilfe gewährt wird, die du verdient hast und die du dringend brauchst. Denn du siehst das richtig und du wirst DEIN Leben wieder in den Griff kriegen, ich bin mir sicher.

Liebe Grüße und ganz viel Erfolg wünsche ich dir!

Dana