Problem von Ronald - 24 Jahre

...komme nicht mehr klar

zu "Sie ist lesbisch" vom 16.08.05

Hallo, danke für die tolle Antwort zu meinem Problem.
Leider war das nur die halbe Wahrheit die ich erzählt habe, denn zu dem Thema kommt noch ein weiteres Problem, welches ich mit MIR habe. Ich litt viele Jahre lang unter Bulimie, Magersucht, Sportsucht, SVV (Ritzen), etc.. Wirklich überwunden hatte ich es nie aber in den letzten 12 Monaten waren diese Probleme nur noch latent vorhanden. Ich konnte relativ normal essen ohne mich schlecht zu fühlen.
Und dann kam sie und alles nahm seinen Lauf wie bereits beschrieben. Sie sagte mir sie sei "Bi" und trotz der großen Sympathie die sie mir entgegen bringt glaubt sie nicht, dass wir jemals ein Paar sein werden. Ok, das würde ein normaler Mann wahrscheinlich verkraften mit dem üblichen Leibeskummer der eben dazugehört. Doch bei mir fing das alte Denkmuster wieder an zu arbeiten...Es war so als würde ich mir über die Schulter sehen und will es stoppen aber ich kann nicht eingreifen. Ich fühlte mich wie ein Versager, tue es immernoch. Ich fühlte mich dreckig, widerlich und schlecht. Eben nicht gut genug für Sie. Obwohl ich weiß, dass es kein Versagen ist, so ist nunmal das Leben. Aber das weiß nur der Teil von mir, der über meine Schulter blickt und es nicht fassen kann, dass er machtlos ist. So fing ich wieder an zu hungern, obwohl ich Normalgewicht hatte, und es fühlte sich toll an...ich fühle mich Glücklich auch wenn ich weiß das es nicht echt ist aber manchmal nimmt man jedes Glück, ganz gleich woher und unter welchen Schmerzen es kommt...wahrscheinlich wie ein Drogensüchtiger. Und wenn ich es nicht schaffe zu widerstehen dann wird es wieder ausgekotzt. So stecke ich wieder im alten Kreislauf fest.
Manchmal denke ich, es ging nie um sie obwohl ich weiß das ich sie liebe. Vielleicht habe ich mich unterbewusst für sie entschieden, da ich ja vorher schon ahnte, dass sie lesbisch ist und ich somit einen Grund haben werde mich schlecht zu fühlen. Komischerweise fühle ich mich tatsächlich mehr "ICH" wenn es mir schlecht geht.
Ihr habt mir damals empfohlen...den Kontakt zu ihr zumindest für einige Zeit einzustellen. Ich weiß ihr habt recht...aber....da kommt mein nächstes Problem:
Vielleicht bin ich zu anhänglich. Jemand sagt mir "ich mag Dich"...Das tut zwar gut aber nach einer Weile denke ich darüber nach und komme zur Erkenntnis, dass das gar nicht sein kann: "Ich kann mich doch selbst nicht leiden wieso sollte das ein anderer können." Aber dennoch fühlt man diese Zuneigung, auch freundschaftliche, auch wenn man ihr nicht ganz trauen kann. Und so hängt man sich an diese Menschen...man macht sich irgendwie abhängig.
Obwohl ich betonen muss, dass mein Annäherungsversuche bei ihr niemals irgendwie aufdringlich waren und ich sie nur zwei mal darauf angesprochen hatte. Sie war immer sehr verständnisvoll, und sagte mir auch dass sie es nicht belästigend oder belastend findet als ich diese Sorge von meiner Seite aus erwähnte.
Von meiner Essstörung habe ich ihr nie erzählt und ich glaube, dass es nicht gut wäre. Sie würde sich vielleicht mitschuldig fühlen, obwohl sie ja gar nichts dafür kann. Vielleicht würde sie dann von sich aus sagen, dass es besser wäre wenn sich unsere Wege trennen.

Ich war vor 3 Tagen bei ihr. Sie war fast 3 Wochen weg gewesen und sagte mir ich könnte vorbeikommen wenn ich Lust und Zeit hätte. Ich habe ihr ein Geburtstagsgeschenk mitgebracht. Bin nur etwa 20 Minuten geblieben denn ich fühlte mich schrecklich. Ich lächelte aber es war eher ein Krampf in meinem Gesicht der wie ein Lächeln aussah und ich konnte ihr keine 2 Sekunden in die Augen sehen. Früher fühlte ich mich nur davor und danach schrecklich...aber mittlerweile muss ich mich auch in ihrer Gegenwart zusammenreißen um nicht ein Gesicht zu machen als hätte ich eben erfahren, ich hätte nur noch 3 Tage zu leben. Habe mich entschuldigt und bin früher gegangen obwohl ich noch ne halbe Stunde hätte bleiben können. An dem Tag war es zu viel obwohl mir ihre Gesellschaft sehr viel bedeutet. Wenn wir uns treffen ist sie immer so als hätte ich nie irgendetwas über meine Gefühle erwähnt. Sie ist immer gut gelaunt, lustig, aufmerksam und schafft es immer wieder (bis auf das letzte mal) mir das Gefühl zu geben als sei es der wunderschönste Tag wenn ich ihn mit ihr verbringe.

Eigentlich weiß ich was zu tun ist...aber dann denkt sich der Masochist in mir: "Wenn ich sie nicht mehr sehe und nicht mehr mit ihr spreche dann habe ich gar nichts mehr, so habe ich wenigstens den Schmerz". Verrückt nichtwahr, aber so denke ich momentan und glaube daran. Ich kann mir eigentlich gar nicht richtig vorstellen, wie es ist wenn ich ihr Lächeln vergesse oder den Klang ihrer Stimme.
Es ist als ob der Schmerz unter meiner Haut sitzt und ganz leicht brennt jede Minute den ganzen Tag lang und manchmal, nur für den Bruchteil einer Sekunde durchfährt er mich wie ein Blitz und ich erschrecke mich weil ich in dem Moment die Wahrheit sehe, die ich nicht zu ertragen glaube.
Ihre Liebe ist mein größter Wunsch und meine größte Angst gleichzeitig.
Aber ich weiß dazu wird es niemals kommen. Es ist ok, so ist das Leben.
Doch weitaus schlimmer wäre es wenn sie weg ist und sie nichtmal annähernd verstanden hätte wie groß meine Gefühle für sie sind.

Ich sage mir auch manchmal: "Was beschwerst Du Dich und heulst rum. Es geht Dir doch eigentlich garnichtmal so schlecht. " Eigentlich und im Prinzip und wie die ganzen Wörter heißen die einen nicht weiterbringen. Bringt mich auch nicht weiter.

Das ganze frisst mich Tag und Nacht auf und ich weiß nicht mehr weiter. Ich habe weder über meine Gefühle noch über meine Essstörung den Hauch einer Kontrolle. Beide reißen mich auseinander. Wie soll ich wieder auf ein erträgliches Niveau kommen?

Anwort von Elaine

Hallo Ronald,

ehrlich gesagt war ich ein wenig erstaunt als ich deine Antwort gelesen haben, darüber das du scheinbar deine eigenen Probleme sehr gut erkannt hast, bisher aber nur noch keinen Weg hinaus gefunden hast.
Du beschreibst deine Magersucht so bewusst, ebenso sprichst du von Sportsucht und SSV, das es mir wirklich so scheint, als möchtest du dich unbewusst verletzen und dich selbst zum Äussersten treiben.
An das Mädchen hast du scheinbar ebenso unbewusst viele Hoffnungen geklammert, obwohl du eigentlich immer gewusst hast das es unwarscheinlich ist das ihr eine Beziehung führen werdet und obwohl du zeitweilen glücklich warst, solange du glauben konntest, das vielleicht doch eine Chance besteht, bist du jetzt wieder zurück in das tiefe Loch gefallen, indem du dich selbst zerstörst.
Es tut mir Leid, das ich es so krass ausdrücke, aber ich glaube das du eigentlich weißt, was du dir da antust und das das nicht gut ist. Du brauchst Hilfe, mehr Hilfe als ich oder ein anderer hier aus dem Team dir geben kann.
Du musst dich an profesionelle Beratungsstellen wenden, wegen deiner Essucht und auch wegen deinen anderen Problemen. Trau dich, du hast den ersten Schritt schon damit getan, das du hier zu mir ehrlich gewesen bist und der erste ist immer der schwierigste.
Ich weiß, das das viel von dir verlangt ist, aber wenn du wirklich Hilfe willst und schaffen willst auf ein "erträgliches Nivau" zu kommen, ist das der einzigste, wirklich richtige Weg für dich.
Das es Momentan ein Problem ist für dich ist dem Mädchen zu begegenen, hast du bemerkt und darum wäre es erstmal wirklich besser für dich, sie nicht zu sehen. Das heißt nicht für immer oder das du sie vergessen sollst, das kannst du nicht, das verlangt auch niemand, aber du musst lernen mit den Gefühlen die in dir brodeln umzugehen und das auf einen anderen Weg als wie du es jetzt tust.
Ich bin mir sicher, das du es schaffen wirst und wenn du dich traust noch einen Schritt weiterzugehen, das man dir dann helfen kann und hoffe sehr, das es dir bald besser gehen.

Alles Gute und liebe Grüße!

http://mein-kummerkasten.de/20457/Sie-ist-Lesbisch.html