Problem von Tara - 17 Jahre

Brauche Hilfe: Angst, Panikattacken

Liebes KuKa-Team,
ich habe schon länger als ein halbes Jahr ein großes Problem! Ich hatte ab und zu Bauchschmerzen und als eine Freundin mir sagte, dass das eine Blinddarmentzündung sein könnte, begann die Panik. Seit dem sind die Bauchschmerzen kontinuierlich und ab und zu bekomme ich schlimme Angstattacken, in denen ich zitternd und schlotternd im Bett liege. Mir wird schwummerig und schlecht und das kann sich die ganze Nacht durchziehen.
Diese Bauchschmerzen scheinen auch nicht gesundheitlich zu sein, da ich schon mehrmals von 3 verschiedenen Ärzten untersucht und geprüft wurde. Mehrmals wurde Blut genommen (obwohl ich es hasse) und es wurden Allergietests gemacht!
Doch die Schmerzen und die Angst verschwinden einfach nicht, ganz besonders wenn ich mal im Krankenhaus bin um Jemanden zu besuchen (Ich habe Angst davor operiert zu werden und ins Krankenhaus zu müssen). Ab und zu rede ich mir auch ein, doch krank zu sein und bekomme wieder so einen Angstanfall. Es ist einfach nicht zu stoppen. Bitte helft mir, ich weiß nicht was ich tun soll, ich bin am verzweifeln und weiß nicht weiter!
Liebe Grüße
Tara K.

Marie Anwort von Marie

Liebe Tara,

du hast bereits etwas sehr wichtiges selbst erkannt - nämlich, dass dein Hauptproblem nicht in den Schmerzen selbst liegt, sondern in der Art und Weise, wie du damit umgehst und wie du sie interpretierst: als Hinweise auf eine ernsthafte Erkrankung, und das macht dir - verständlicherweise - Angst. Du schreibst aber auch, dass verschiedene Ärzte keine körperliche Ursache für deine Bauchschmerzen finden konnten. Und du schreibst, dass du dir manchmal auch "einredest", krank zu sein, und dass daraufhin die Angst besonders schlimm wird.

Du bist in einen Teufelskreis hineingeraten: Angefangen hat alles damit, dass du ab und zu Bauchschmerzen hattest. Das passiert jedem Menschen ab und zu und dafür kann es viele Gründe geben, z.B. dass du ein bestimmtes Essen nicht verträgst, zu viel Stress, zu wenig Bewegung... Doch durch die Bemerkung deiner Freundin bist du zu dem Schluss gekommen, dass auch eine ernsthafte Erkrankung dahinter stecken könnte. Daraufhin hast du Angst bekommen und die Bauchschmerzen sind schlimmer geworden.
Wenn man Angst hat, zeigt sich das auch in verschiedenen körperlichen Symptomen, z.B. Herzrasen, Zittern... und eben auch Bauchschmerzen. Wenn vorher schon Bauchschmerzen da waren, werden sie durch die Angst noch schlimmer. Außerdem trägt der Gedanke "Meine Bauchschmerzen könnten Ausdruck einer schlimmen Krankheit sein" dazu bei, dass man sich (unbewusst) stärker auf die Bauchschmerzen konzentriert. Dadurch nimmt man sie viel schneller und stärker wahr als zuvor.
Daraufhin nimmt die Angst natürlich noch weiter zu, und das Ganze geht von vorne los und verschlimmert sich immer weiter.

Der Ansatzpunkt, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, liegt in der Art und Weise, wie du die Schmerzen bewertest und interpretierst.
Versuch mal, verschiedene mögliche Erklärungen - abgesehen von einer schlimmen Krankheit - zu finden, die für deine Bauchschmerzen verantwortlich sein könnten (z.B. zu viel oder falsch gegessen, Stress, Bewegungsmangel, psychische Belastungen...). Und dann versuche einzuschätzen, wie wahrscheinlich die einzelnen Erklärungen sind und welche Erklärung am realistischsten ist.
Daraus kannst du dann eine alternative Sichtweise auf die Schmerzen entwickeln, also z.B. statt "Es ist bestimmt was ganz Schlimmes" denken: "Es sind nur Bauchschmerzen. Die kommen bei jedem Menschen ab und zu vor und kommen wahrscheinlich daher, dass...
Sie werden wahrscheinlich bald von selbst wieder verschwinden."
Außerdem kannst du dir bewusst machen, dass sich eine ernsthafte Erkrankung auch noch in anderen Symptomen äußern würde, und dass auch die ärztlichen Befunde dagegen sprechen.
All das solltest du dir jedes Mal bewusst machen, wenn du merkst, dass die Angst wieder aufkommt.

Wenn die Gedanken trotzdem immer weiter darum kreisen und du nicht zur Ruhe kommst, probiere einmal die hier beschriebene Methode aus: http://www.selbsthilfe-beratung.de/gedanken-stopp.html
Richte deine Aufmerksamkeit bewusst auf etwas anderes, z.B. indem du ganz bewusst ein- und ausatmest und dadurch zur Ruhe kommst, oder indem du von 1000 in Siebenerschritten rückwärts zählst, oder indem du dich einer anderen Tätigkeit zuwendest (z.B. lesen, malen...) Das unterbricht die kreisenden Gedanken und du gewinnst mehr Abstand dazu.

Außerdem möchte ich dir empfehlen, dich mal an einen Psychotherapeuten in deiner Nähe zu wenden. Die sind genau für solche Probleme ausgebildet und wissen, was du gegen die Angst und die Schmerzen tun kannst. Bitte lies dir dazu einmal unsere Soforthilfe durch: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html
Mach am besten gleich mit mehreren Therapeuten einen Termin aus, um wirklich jemanden zu finden, dem du vertraust und mit dem du arbeiten möchtest.
Wenn du merkst, dass dir die oben beschriebenen Strategien helfen und du keine Hilfe von außen mehr benötigst, kannst du die Termine einfach wieder absagen. Aber für den Fall, dass es nicht besser wird, wäre es klug, dich jetzt schon um einen Termin zu kümmern, da die Wartezeiten meistens sehr lang sind (i.d.R. über 6 Monate) und man dann, wenn man wirklich Hilfe benötigt, sie eventuell nicht gleich bekommt.

Wenn du noch Fragen hast, kannst du dich auch jederzeit gern wieder an uns wenden.

Ich wünsche dir alles Gute!

Liebe Grüße,
Marie