Problem von Noa - 16 Jahre

Dringend! Große Angst um meinen Freund (Depression o.Ä?)

Hallo liebe KuKa-Team :( Ersteinmal ein reisengroßes Lob an alle, ihr macht das toll!

Ich mache mir große Sorgen um meinen Freund. Wir sind jetzt seit knapp 5 Monaten zusammen und zwischen uns ist auch alles wunderbar. Er ist 1 1/2 Jahre jünger als ich und hat die 2 Klasse übersprungen (Nur so als Grundinfo). Mit der Zeit habe ich so einiges über sein Leben erfahren und mache mir inzwischen große Sorgen um ihn.
Seine Eltern sind getrennt und für beide war es die zweite Ehe. Die erste Ehefrau seines Vaters ist gestorben und er hat zwei Schwestern mütterlicherseits die jeweils 10 und 20 Jahre älter sind als er. Mit seiner Mutter versteht er sich leider gar nicht, er hasst sie laut seiner Aussage. Hinzu kommt, dass sie aus einem anderen Land kommt und nicht gerade perfekt deutsch spricht und er ihre Sprache nie gelernt hat. Er lebt mit seinem Vater allein.
Früher hat er mit seinen beiden Schwestern ein Zimmer teilen müssen. Die ältere der beiden leidet unter Schizophrenie. Er erzählte das er es nicht mehr ausgehalten hat und dann 3 Jahre auf der Couch geschlafen hat( da war er 7-9), später kam sein Vater dazu, als er begann sich mit seiner Frau zu streiten.
Von seinen Eltern bekam er dauernd zu hören wie egoisitisch er doch sei und das er immer allen anderen die Schuld zuschieben würde.
Duch diesen Vorwurf hat er sich angewöhnt alle Schuld auf sich zu nehmen und dauernd alles als seinen Fehler zu betrachten. Das macht ihm schwer zu schaffen. Immer wenn es ihm mal schlecht geht, dann lächelt er es weg und verdrängt alles. Als er angefangen hat mir von all dem zu erzählen hat er furchtbar angefangen zu weinen.
Ich mache mir große Sorgen um ihn, da in letzter Zeit alles aus ihm herausbricht was er verdrängt hat und ich habe Angst das er dem Druck nicht Stand hält. Manchmal wirkt er sogar depressiv.

Ich habe große Angst um ihn. Bitte sagt mir wie ich ihm helfen kann, ich weiß nicht weiter ( Eine Therapie habe ich schon vorgeschlagen er ist grundsätzlich nicht abgeneigt aber ich glaube er hat Angst davor und er hatte dass Gefühl ich würde ihn praktisch "abschieben". Als wollte ich ihm nicht mehr helfen...Was soll ich machen?)

Danke für eure Hilfe

Marie Anwort von Marie

Liebe Noa,

ich kann gut verstehen, dass du dir große Sorgen um deinen Freund machst. Ich finde deine Idee, ihn zu einer Therapie zu motivieren, sehr gut. Offenbar bricht jetzt all das, was er die Jahre über verdrängt hat, aus ihm heraus und will verarbeitet werden - und da wäre therapeutische Unterstützung sicher sinnvoll.

Vielleicht kann ich dir einige Informationen zum Ablauf einer Therapie geben, die du an ihn weitergeben kannst und die ihm evtl. die Angst ein bisschen nehmen. Prinzipiell ist es so, dass man vor jeder Therapie erst einmal 5 Sitzungen hat, in denen man entscheiden kann, ob man eine Therapie machen möchte und wenn ja, ob bei dem Therapeuten, bei dem man gerade ist, oder doch bei jemand anderem. Ich empfehle immer, gleich mit mehreren Therapeuten einen Termin zu vereinbaren, damit man eine gewisse Auswahl hat und wirklich jemanden findet, dem man sich öffnen kann und mit dem man arbeiten möchte. Wenn dein Freund merkt: "Das passt nicht", sollte er ruhig gleich auf sein Gefühl hören und nach einem anderen Therapeuten suchen.
Es passiert in der Therapie auch nichts, was er nicht will. Ein guter Therapeut richtet sich nach dem Tempo des Klienten/Patienten und wird ihn nicht überfordern.
Bitte lest euch auch einmal unsere Soforthilfe zu dem Thema durch: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html

Sprich ruhig ganz offen mit deinem Freund über seine Befürchtungen. Nur so kannst du ihm evtl. seine Bedenken nehmen.
Sage ihm auch, dass du dir einfach große Sorgen um ihn machst, aber nicht genau weißt, wie du ihm helfen kannst, und dass das der Grund ist, warum du ihm eine Therapie vorgeschlagen hast. Nicht, weil du ihn "abschieben" oder dich nicht mit seinen Sorgen beschäftigen willst; auch nicht, weil du ihm nicht helfen willst, sondern weil du einfach nicht weißt, wie du damit umgehen sollst und wie du ihm helfen kannst.
Ich denke, das wird er auch verstehen.

Ich hoffe, dass dein Freund diese Hilfe annimmt, und wünsche euch beiden alles Gute!

Liebe Grüße,
Marie