Anwort von Dana

Liebe Marlene!

Nun ist endlich der Tag gekommen, an dem ich dir antworten kann. Ich weiß, du wartest schon darauf, aber schneller ging es leider nicht.

Dein Problem hat meiner Meinung nach einige Lösungsansätze, an denen du arbeiten kannst, wenn du es wirklich willst. Ich schreibe einfach mal ein paar Punkte auf, die du abarbeiten könntest, um zu wissen, was in dir drin passiert. Sie sind nicht unbedingt chronologisch, ich mache einfach mal ein Brainstorming.

1. wann bin ich traurig und müde? Gibt es da ein Muster?
2. was kann ich tun, um das Gefühl nicht zu bekommen?
3. wie kriege ich die Vergleiche aus meinem Kopf und die Angst, es anderen nicht Recht zu machen?
4. wie schaffe ich es, mich selbst wieder zu mögen und wie bekomme ich mehr Selbstbewusstsein?

Um heraus zu bekommen, wann diese schlechten Stimmungen und die Müdigkeit auftreten, könntest du mal eine Art "Tagebuch" darüber führen. Aufschreiben, was gerade in dir vorgeht, dass du gerade wieder so einen Down-Moment hast und was du vorher getan hast. Uhrzeit dabei, etc. Und genauso aufschreiben, wann er wieder vorbei ist und du dich besser fühlst. Vielleicht ergibt sich daraus schon eine gute Antwort und du gehst bewusster mit dem Thema um.

Was kann man tun, um dieses Gefühl insgesamt zu vermeiden? Erstmal schauen, dass körperlich alles in Ordnung ist. Ich würde dir zu einer Blutuntersuchung raten, dass mal geguckt wird, ob du einen Mangel hast. Die dauernde Müdigkeit kann zB auf einen Eisenmangel hindeuten. Es wäre aber wichtig, keine Selbstdiagnosen zu stellen (auch meine Idee ist keine Diagnose, da ich keine Ärztin bin) sondern wirklich einfach mal beim Arzt checken zu lassen, ob da alles ok ist. Manchmal sind es kleine Unstimmigkeiten, die dem Körper total zusetzen, ohne dass man es als Laie merkt.

Sollte es rein psychisch sein, wäre auch hier das Tagebuch wichtig, dass du einfach sehen kannst, wann, wie, wo diese Momente auftauchen. Wenn solch ein Moment kommt und es dir einfach nur noch blöd geht, wäre es gut, ein, zwei Ventile zu haben, durch die du dann den Druck und die Traurigkeit ablassen kannst. zB eine bestimmte Musik, die du dann hörst oder Gedichte schreiben, dich ablenken, Sport machen, dich einer Freundin anvertrauen. Das wäre sowieso wichtig. Ich habe den Eindruck, dass deine Freundinnen (ist doch schön, dass du welche hast!) einfach keine Ahnung haben, was in dir vorgeht. Sie sehen nur: "Toll...die ist wieder scheiße drauf..." und da hat man als Freundin kaum eine Handhabe, wenn man nicht weiß, warum eigentlich. Und oft ist man in dem Alter dann eher genervt, als den Grund rauszukriegen. Es ist nicht leicht, als Außenstehende solche Stimmungen abzufangen, wenn man 15 ist. Da geht man dann eher auf Abstand, weil man hilflos und ahnungslos ist und mit der Situation nicht umgehen kann. Daher nimm es deinen Leuten nicht übel, wenn sie dann eher weniger Kontakt zu dir suchen. Es ist schwierig für sie.

Das soll dich aber nicht zum "Problemfall" abstempeln., doch sie müssen eine Chance bekommen, mit dir in den Dialog zu kommen. Ich würde dir daher raten, dir eine deiner Freundinnen zu schnappen, die du besonders magst und einfach mal darüber zu reden, was in dir vorgeht. Dass du manchmal solche Phasen hast, wo es dir plötzlich nicht gut geht und dass es schön wäre, in so einem Moment nicht Abstand zu spüren sondern etwas Interesse. Sag deiner Freundin ruhig auch ehrlich, dass du sie sehr magst und dass du das eigentlich nicht willst, dass du dich dann so seltsam benimmst, dass es aber einfach eine Folge von diesen "schwarzen Augenblicken" ist.

Du brauchst Menschen um dich, die dich einbinden, die nahe bleiben, auch wenn mal so ein Moment kommt.

Ehrlichkeit ist insgesamt wichtig. zB wenn dich "Sandra" so komisch von der Seite anmacht, dann sag ihr doch mal ruhig und sachlich, dass du dich dadurch verletzt fühlst. Es kann sein, dass sie es gar nicht merkt, dass sie dich durch diese abfälligen Kommentare verletzt. Meist braucht es einfach auch mal ein ehrliches Feedback, um Dinge zu verstehen.

Und da wären wir auch schon bei diesem Punkt des Vergleichens und der Angst, die Anderen könnten dich für blöd halten, nicht mögen oder der Furcht, ihnen nicht alles Recht machen zu können.

Wenn deine Freundinnen, die du gern hast und die dich auch gern haben, wissen würden, wie es ab und an in dir aussieht, könnten sie dein Verhalten eher deuten und du müsstest auch keine Angst davor haben, dass sie dich fallen lassen. Stell dir doch mal vor, jemand ist plötzlich komisch zu dir. Du kennst den Grund nicht, wunderst dich, beziehst es vielleicht sogar auf dich... dann gehst du doch auch nicht mit offenen Armen auf denjenigen zu. Das ist ganz natürlich.

Keiner wird dich verlassen, wenn du zu dir selbst stehst und dazu, dass da momentan halt so dunkle Minuten sind. Du bist mit Sicherheit nicht dumm, das sieht man auch an deinem Text und du bist mit Sicherheit auch keine schlechte Freundin, nur weil du manchmal bisi blöd drauf bist. Das drüber Reden bringt in der Regel Verständnis auf der anderen Seite mit sich. Glaub mir, es hilft.

Und das Allerwichtigste:
Du musst lernen, dich wieder selbst zu mögen. Ich denke, alles hängt vor allem an diesem Punkt. Du magst dich selbst nicht, hast Selbstzweifel, findest dich manchmal total doof und strahlst das natürlich dann auch aus. Jemand, der sich selbst nicht mag, hat das dick auf der Stirn stehen und andere Menschen bekommen diese "Wellen" ab. Jemand, der nicht mit sich im Reinen ist, kommt auch mit der Außenwelt schwer ins Reine, entweder schauspielert er oder er zieht halt seine schwarze Wolke über dem Kopf mit sich...nichts davon hilft in menschlichen Beziehungen zu anderen Menschen - und am wenigsten hilft es einem selbst.

Du schreibst, dass du angefangen hast, deine Ernährung umzustellen. Das ist ein toller Plan, der aber genau vorbereitet und durchgeführt werden muss, sonst macht man irgendwann schlapp. Lass dich doch, wenn du zum Arzt gehst, mal beraten, was am besten wäre. Ich finde es gut, dass du anfängst, ein wenig für dich selbst zu sorgen. Das sollte aber beim Körperlichen nicht aufhören.

Du bist ein toller Mensch, Marlene. Ein offener Mensch, der auch mal was Positives sagt. Ich kann mich noch sehr gut dran erinnern, wie wir uns hier gefreut haben über dein Feedback letztens. Du hast also die Gabe, ehrlich zu sagen, was gut ist. Viele Menschen können das nicht mehr. Da wird nur noch gemosert, aber das Gute fällt unter den Tisch. Und dieses Positive ist es, das dich unglaublich attraktiv macht. Da würde ich weiter dran arbeiten. Versuche, jeden Tag über dich selbst und dein Umfeld mindestens einen bewussten positiven Gedanken zu denken. Etwas, das du gut gemacht hast, etwas, das deinen Tag versüßt hat. Und auch das sollte dann in dieses Tagebuch. Wenn du siehst, wo deine Stärken liegen und das Schöne um dich rum, dann lassen sich die schwarzen Minuten besser händeln. Wenn du dann noch jemanden zum Reden hast und nicht alles nur in dich reinfrisst, dann wirst du merken, dass bald der Druck geringer wird. Es wird dann weniger Grund zum Blödfühlen geben. Grenze dich nicht selbst vom Leben aus, nimm teil! Das macht SO Spaß, selbst, wenn man vielleicht zwei, drei Kilo zu viel hat oder mal einen blöden Moment. Es gibt SO viel, das toll ist, das Spaß und Freude macht - und ich glaube, dass diese hellen Momente viel erbaulicher sind als die dunklen.

Halte Ausschau nach diesen tollen Momenten, greif sie dir, mach was aus deinem Alltag, sieh dich an und sag: "Marlene...du bist toll!". :D Das hilft echt. Denn du bist toll. Vielleicht gibt es hie und da was für dich zu verbessern, dann verbessere es einfach. Und wenn alles ok so ist, dann ist es ok so. Binde deine Freundinnen mehr ein, binde dich mehr ein. Nicht grübelnd daheim rumhocken, das bringt nix.

Ich wünsche dir, dass du bald genauso oft lachst und schmunzelst, wie ich das so gerne am Tag tue. Das macht das Leben einfach schön. =)

Liebe Grüße und viel Erfolg weiterhin!

Dana