Problem von Bianca - 19 Jahre

Zum Rauchen-Aufhören drängen?

Hallo liebes Team,
hab mich grad mal ein bisschen hier durchgelesen und finde die Platform echt gut.
Dann kam irgendwann bei mir folgende Frage auf:
Ist es okay, jemanden dazu zu überreden,etc. mit dem Rauchen aufzuhören?

Mein Freund (19) raucht seit so 3 Jahren, wir sind seit 1,5 Jahren zusammen. Er weiß, dass ich es nicht mag und hat vorallem am Anfang immer recht viel Rücksicht genommen, jetzt ist es aber scheinbar normaler... Ich könnte ja im Prinzip auch woanders hingehen, wenn er raucht, zumindest in 50% der Zeit. Manchmal raucht er auch nicht (oder einen ganzen Tag nicht), wenn ich ihn darum bitte. Aber dann muss das schon ein besonderen Grund haben...
Jedenfalls sag ich ihm halt auch häufig "Du stinkst"... Klar mein ich das einerseits ernst, auch spaßig. Entweder erwiedert er dann auch spaßig etwas darauf (er hat echt viel Sinn für Humor, um einiges mehr als ich^^), oder sagt "ich weiß", auch ernsthaft. manchmal ist er aber einfach nur genervt. Ich machs immer wieder, auch wenn ich mir danach auf die Zunge beißen könnte, aber hab andererseits auch Angst, irgendwann mal dadurch was kaputt zu machen.

Andererseits gibt es manchmal Situationen, in die ich versehentlich reingerate (bin gut darin, in Fettnäpfchen zu treten)... Wenn wir mit seinen Eltern am Tisch sitzen, und wir irgendwie - durch einen Witz oder Spruch von mir, oder weil seine Mutter mal wieder darüber reden möchte, da sie absolut dagegen ist - auf das Thema Rauchen kommen, dann red ich ohne Nachzudenken darüber. Das fällt also negativ für ihn aus, weil kurze Zeit später seine Mutter darauf einsteigt und sich darüber aufregt und ihm mal wieder genervt vorschlägt, aufzuhören aus den verschiedensten Gründen. Dabei wollte ich doch gar keine Diskussion entfachen. In der Regel versuche ich dann nichts mehr dazu zu sagen, seine Mutter hält also einen Monolog und er entzieht sich irgendwann dem Gespräch. Im Nachhinein oder schon während des Gesprächs tuts mir oft Leid, dass ich ihn in die Situation gebracht habe - die beiden bekommen öfters Streit wegen dem Rauchen.

Bei mir wurde vor 2 Monaten Asthma festgestellt, da meinte ein (rauchender) Freund zu ihm (spaßig), da müsste er ja jetzt Rücksicht auf mich nehmen... Aber es hat sich natürlich nichts geändert^^

Er hat mir mal, vor einem Jahr, als er ange/betrunken war, -mit großen Zutun meines Vaters- eine Art Vertrag geschrieben, dass er bis Ende 2011 aufhören würde. Also mein Vater wollte ihn davon überzeugen und er hat sich dann ein Blatt genommen und aufgeschrieben, dass er aufhören würde. Aber mir ist klar, dass das nichts bringt, wenn er es nicht will.

Ich hab ihn auch schon ein paar mal versucht, ihn zu beschränken, akso ihn dazu zu bringen, dass er sich beschränken will. Dass er zb pro Tag nur ne halbe Packung raucht, oder 8 Stk etc. Hat er mal ne zeitlang gemacht, dann wieder viel geraucht... Er raucht halt in den Pausen in der Schule immer, auf Partys ziemlich viel, und sons ab un zu... Aber auf 15 pro Tag kommt er bestimmt.

Nach so einem Gespräch mit seiner Mutter und mir, als wir in sein Zimmer uns entflüchtigt haben, meinte er mal zu mir, dass er -auch wegen der Gespräche- in letzter Zeit öfters darüber nachgedacht hat, aufzuhören. Er weiß ja dass das nicht gesund ist, etc.
Aber ich glaube nicht, dass er es richtig entschieden hat oder so... Denn er hat seitdem nichts mehr dazu gesagt, etc.

Einerseits hab ich Angst -wie gesagt-, dass ich ihn dränge und dass er dann von mir genervt ist. Aber andererseits will ich doch das Beste für ihn. Ich versteh auch einfach nicht, warum man sich freiwillig abhängig macht (er hat von sich aus damals einen Freund gefragt, ob er mal an ner Zigarette ziehen kann).

Was soll ich tun? Soll ich es lassen? Kann ich ihn irgendwie unterstützen, ohne dass ich ihn bedränge oder es allzu auffällig mache. Hast du Tipps für mich? Was würdest du tun?

Liebe Grüße,
Bianca

Bettina Anwort von Bettina

Hallo liebe Bianca,

einerseits, ist es sehr gut, dass du dich um deinen Freund sorgst. Andererseits muss ich dir aber auch sagen, dass die Erkenntnis zum Aufhören von ihm selbst kommen muss. Du sprichst häufig an, dass du deinen Freund nicht zum Aufhören drängen möchtest und du Angst davor hast ihn damit zu nerven. Dazu kann ich nur sagen, dass rauchen eine Sucht ist. Der Körper verlangt nach dem Nikotin. Deshalb halte ich es für unwahrscheinlich, dass man den anderen wirklich nur durch bloße Überredungskunst zum Aufhören drängen kann. Der Betroffene muss selbst zu der Erkenntnis kommen etwas ändern zu wollen. Natürlich kannst du ihn über die Folgen des Rauchens aufklären und ihm bestimmte Auswirkungen vor Augen führen, der letzte Schritt - die Entscheidung es wirklich zu lassen, muss allerdings von ihm selbst kommen.

Zu deiner Frage, was du tun sollst, möchte ich dir folgendes sagen:
Werde dir klar darüber, dass eine Sucht nur durch den Betroffenen selbst geheilt werden kann. Du im unmittelbaren Umfeld, kannst „nur“ beratend und aufklärend agieren. Dahingehend, finde ich dein Verhalten sehr löblich. Verzweifle aber nicht, wenn du dir deinen Mund zum 100sten Male „fusselig“ redest oder dir sogar vor den Kopf gestoßen wird.

Es gibt viele Hilfsorganisationen, die Menschen, die mit dem rauchen aufhören möchten, Unterstützung anbieten. Hier einige Links:

http://www.rauchfrei-info.de/
http://www.rauchfrei.de/
http://www.bzga.de/

Schau dich auf den Seiten mal um. Vielleicht kannst du dir auch Informationsmaterial zum Thema „RAUCHEN“ besorgen, welches du deinem Freund ohne Druck aufzubauen übergibst.

Bleibe auf jeden Fall weiter am Ball und zeige deinem Freund, dass er und seine Gesundheit dir nicht egal sind. Biete ihm deine Hilfe und Unterstützung an. Schlage ihm vor, ihn im Bedarfsfall zu Beratungsstellen zu begleiten. Sieh aber ein, dass die Entscheidung letztendlich nur von deinem Freund selbst getroffen werden kann.

Ich drücke dir die Daumen und wünsche dir alles gute
BettinaB