Problem von Pia - 23 Jahre

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Auch ich wurde gemobbt. Aber nicht weil ich übergewichtig war, oder anders aussah. Ich wurde wegen meiner Familie/Religion damals gemobbt.
Ich wurde nicht verprügelt, aber musste tagtäglich anssehen wie meine Schwester verprügelt wurde. Ich konnte nichts dagegen machen. Ich war immer Klein und zierlich (157cm und 45kg, damals noch kleiner). Mir wurde immer gedroht wenn ich zu meinen Eltern gehe, passiert mir das auch.
Ich wurde angespuckt, beschimpft, ausgeschlossen, wie eine mit einer tödlichen, ansteckenden Krankheit behandelt. Es war schwer. Ich hatte in der normalen Welt ohne Schule keine Freunde, und in der Schule ebenfalls nicht.
Meine Noten wurden nicht schlechter, weil ich mich verschlechterte. Nein, die Lehrer haben mich ebenfalls gemobbt. Und mich immer weiter hinuntergestuft.
Als ich die Hauptschule abgeschlossen hatte, kam ich in falsche Kreise. Ich nahm nie Drogen, aber meine "angeblichen" Freunde. In dieser Zeit wurde ich von der Religion ausgeschlossen, weil ich eben in falschen Kreisen war. Meine Eltern haben mich damals verstoßen. Ich hatte kein Geld und nichts mehr. Ich saß auf der Straße. Weil ich kein Geld hatte, verstießen mich auch diese Freunde. Ich war Mutterseelenallein. Irgendwie schaffte ich den Absprung und wurde bei meiner Oma aufgenommen. Ich besuchte die Handelsschule. Ich wurde damals genauso wie du (in einer gewissen Weise) zum Arschloch. Ich mobbte andere, bevor sie mich mobben konnten. Im Endeffekt bin ich nicht stolz darauf, und schäme mich dafür. Aber es wurde mir ja gebüßt, indem ich wieder zum Opfer in der Handelsschule wurde. Ich schwänzte nur noch, weil ich Angst hatte wieder hinzugehen. Ich war nie dumm, schaffte 4 5 er im Halbjahreszeugnis auf 4 3er auszubessern. Trotzdem bin ich gegangen. Da es immer schlimmer wurde. Ich wurde soweit eingeschüchtert das ich mich nichts mehr sagen traute, nicht mal auf eine Frage, weil meine Antwort immer so umgedreht wurde, das ich wieder zum "Gelächter" wurde. Danach kam ich ins Internat. Dort dasselbe. Ich war damals Nichtraucherin. In der Hoffnung dazu zu gehören, begann ich zu Rauchen. Meine Mitschüler erzählten mir damals wenn ich dazu gehören will, dann soll ich eine spezielle Zigarette rauchen. Es stellte sich heraus, das irgendwelche Drogen darin waren. Die Mitschüler zeigten mich an, ich wurde mit der Polizei abgeführt. Bekam im Endeffekt eine 2 Jährige Bewährungstrafe weil mir Obiate nachgewiesen werden konnten. Ich wurde der Schule verwiesen.
Dann nahmen mich meine Eltern wieder auf. Ich war aber so von der Welt enttäuscht das ich es nicht zu schätzen wusste. Tat meinen Eltern nur noch Leid an. Ich rannte weg von Zuhause 2 Wochen lang. Meine Eltern weinten Tag für Tag... Polizei brachte mich wieder nach Hause.
Meine Geschwister terrorisierte ich.
Meine Eltern waren damals so "nett" und finanzierten mir eine eigene Wohnung, das ich nicht noch weiter runter komme, und meine Geschwister weiter "gefährde".
Mittlerweile bin ich 23 Jahre alt. Habe seit 4 Jahren eine Beziehung, die mehr schlecht als Recht abläuft. Habe einen Sohn der 6 Wochen zu früh kam. Per Notkaiserschnitt mit Vollnarkose. Er lag 1 ganzes Monat auf der Intensivstation. Das hat zusätzlich geprägt. Wenn ich heute ins FB gehe, und irgendwo , egal zu welchen Thema etwas schreibe, werde ich heute noch von WildFremden Menschen "gemobbt" "beleidigt". Ich bin innerlich kaputt. Und komme mir auch vor wie eine Zeitbombe die irgendwann explodiert. Ich lebe nur noch für mein Kind. Freunde oder sonst wem gibt es nicht mehr, und hat es auch nie gegeben.
Mittlerweile weis ich aber, wenn jemand über Jahre gemobbt wurde oder schlechte Dinge erfahren hat, benötigt es an dieser Stelle professionelle Hilfe. Egal wie intelligent der Mensch an sich ist oder nicht. An bestimmten Punkten kommt man nicht mehr alleine weiter. Ich trau mich aber noch nicht das Telefon in die Hand zu nehmen und mir einen Termin mit einem Psychologen auszumachen. Vll. bist du schon so weit.
Falls du einen "Blödsinn" machen solltest in Zukunft, denke daran was dich noch erwarten kann. Wenn ich mir vor meinen Sohn das Leben genommen hätte, oder im Gefängnis gelandet wäre, hätte ich nie das schönste Gefühl im Leben gehabt/verspürt. Das kann auch auf dich warten.
Denke über meine WOrte nach. Du bist nicht alleine. Anderen Menschen geht es genauso wie dir.

Marie Anwort von Marie

Liebe Pia,

danke für dein ausführliches Feedback und deine offenen Worte!
Ich lasse es jetzt einfach mal so stehen; ich hoffe, das ist in Ordnung.

Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft, für dich und deinen Sohn!

Liebe Grüße,
Marie